Die deutschen Bewerber für Olympia 2012 - Stuttgart
11. April 2003Stuttgart ist die Hauptstadt der Schwaben, und diesen Menschen hängt unauslöschlich der Ruf superfleißiger Sparer an - die Schotten Deutschlands. Stuttgart hat sich auch als Geburtsstadt des Hip-Hop made in Germany einen Namen gemacht. Die Musiker der "Fantastischen Vier" rappten sich von Stuttgart aus bis an der Spitze der deutschen Charts und das, ohne ihren schwäbischen Background zu verleugnen. Fette Beats und schnelle Reime passen jedoch nicht so recht zu den gängigen Klischees. Denn die lauten in ganz Deutschland weiterhin: bedächtig, gründlich, wenig lebenslustig.
Ebenso gern wird kolportiert, dass die Schwaben sich durch einen ausgeprägten Hang zum Basteln und Tüfteln auszeichnen würden. Da ist nun aber wirklich etwas dran. So konstruierten Gottlieb Daimler und Wilhelm Maybach in Stuttgart ihren ersten Verbrennungsmotor, und mit Robert Boschs Zündkerze kam das Automobil erst so richtig ins
Rollen. Damit legten diese Erfinder in der Vergangenheit den Grundstein dafür, was Global-Player wie Daimler-Chrysler heute von Stuttgart aus fortsetzen.
Neben der traditionsreichen Industrieproduktion kann Stuttgart auch auf kulturellem und künstlerischem Terrain einiges vorweisen. Der Philosoph Georg Wilhelm Friedrich Hegel wurde in der Schwabenstadt geboren, und der große Dichter Eduard Mörike war hier Schulmeister. Die Architekten Mies van der Rohe, Walter Gropius, Hans Scharoun und Le Corbusier errichteten mit der Weißenhofsiedlung 1927 einen ganzen Stadtteil in Stuttgart.
Das soll nun wieder geschehen, wenn mit "Stuttgart 21" - der spektakulären Verlegung der gesamten innerstädtischen Gleisanlagen unter die Erde - viel städtebaulicher Gestaltungsraum für aufstrebende Baukünstler geschaffen wird. Der Hauptbahnhof Stuttgarts war aber schon früher ein besonders beliebtes Objekt städtebaulichen Engagements. Bereits die Empfangshalle des jetzigen Bahngebäudes steht ob ihrer architektonischen Qualität unter Denkmalschutz.
Die Stuttgarter tüfteln, basteln, erfinden wie eh und je an ihrer Stadt herum. Doch soviel Glas, Stahl und Beton die Schwaben auch in Stuttgart verbauen werden, der eigentliche Trumpf der Stadt bleiben die bis in das Kerngebiet der City reichenden Weinberge und die
ausgedehnten Parks der Stadt.
Für die Wahl des deutschen Bewerbers für Olympia hat Stuttgart den Zuschauer-Bonus: Das Internationale Olympische Komitee (IOC) zeichnete das Publikum in der Schwabenmetropole nach der Leichtathletik-WM 1993 sogar mit einem Fairness-Preis aus. Allerdings: Bei der Vorbewertung aller Bewerber durch das Nationale Olympische Komittee landete Stuttgart auf dem letzten Platz.