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Sommerferien 2010

26. Juni 2010

Wirtschaftskrise, Sparpaket oder Euroschwäche - Schlagwörter aus der Politik, die den Deutschen die Lust am Geldausgeben verhageln. Nur die Reiselust, die lassen sie sich schon aus Tradition nicht verderben.

Unzählige Urlauber und Einheimische am Strand auf Rügen (Foto: dpa)
Auf Sommerurlaub wollen die Deutschen 2010 nicht verzichtenBild: dpa

Der Flughafen Düsseldorf International gilt als eines der Drehkreuze in Deutschland, wenn es um Urlaubsreisen geht. Fast drei Millionen Urlaubshungrige starteten in den Sommerferien 2009 vom drittgrößten deutschen Airport in die vermeintlich schönste Zeit des Jahres. Auch damals schon war die weltweite Wirtschaftskrise ein ständiger ungebetener Reisebegleiter - wenigstens der Euro war noch stark und machte Reisen gerade in den Dollarraum wie beispielsweise in die USA zum Schnäppchen.

Doch seit einigen Monaten ist auch das vorbei und man sollte annehmen, die Reiselust der Deutschen hätte einen gehörigen Dämpfer erhalten. Weit gefehlt! Wer am immer noch prall gefüllten Düsseldorfer Abflugterminal nachfragt, bekommt zumeist regelrecht trotzige Antworten zu hören. "Urlaub muss sein, wir arbeiten schließlich auch das ganze Jahr!" Oder: "Solange es bei uns noch reicht, fahren wir. Das lassen wir uns nicht nehmen!"

Der Krise entfliehen

2010 könnte zum Boomjahr werden, meint Sonja SchröderBild: DW

"Jetzt erst recht" lautet das Motto der meisten Urlauber auf dem Düsseldorfer Flughafen. Doch deckt sich diese kleine Stichprobe mit den konkreten Zahlen der Reiseveranstalter? Ja, sagt Oliver Offergeld, Reisebürobesitzer aus Grevenbroich ganz in der Nähe von Düsseldorf. Und er geht sogar noch einen Schritt weiter. Seiner Erfahrung nach müsse man sich um die Reiselust der Deutschen keine Sorgen machen - ganz im Gegenteil. "Ich glaube, es tritt sogar der Effekt auf, dass die meisten Leute den negativen Nachrichten aus Deutschland regelrecht entfliehen wollen und deshalb wie jedes Jahr ihre Koffer packen."

Was allerdings nicht bedeute, dass der traditionell gut kalkulierende Deutsche nun zum reinen Bauchmenschen mutiert sei. Der Preis müsse es richten, erläutert Oliver Offergeld. Das heißt, die Deutschen suchen bewusst nach den Reisezielen, bei denen man im Vergleich zum Vorjahr noch den ein oder anderen Euro sparen könne. Die Türkei und seit kurzem auch wieder das krisengeschüttelte Griechenland stehen nach Erfahrung des Tourismusexperten hier ganz hoch im Kurs.

Fluggesellschaften setzten auf Investitionen

Über weniger Touristen kann man sich am Düsseldorfer Flughafen nicht beschwerenBild: DW

Diese Tendenz lässt sich auch bei den Fernreisezielen beobachten, meint Sonja Schröder, Sprecherin des Düsseldorfer Flughafens. "Besonders in den Ländern, wo der Dollar schwach und der Euro noch stark ist, also zum Beispiel bei den Fernzielen Mexiko oder Dubai, haben wir noch ganz gute Zahlen."

Wer flexibel sei und starke Nerven hat, kann gerade bei den Fernzielen im Unterschied zu den Pauschalreisen durch das Pockern bei Last-Minute-Buchungen noch richtig sparen. Verlockenden Aussichten also für Urlauber, aber auch für Reiseveranstalter, Fluggesellschaften und Flughafenbetreiber. Ein Indiz für diese Prognose ist die Tatsache, dass einige Fluggesellschaften nicht an der Sparschraube drehen, sondern sogar noch neue Reiseziele in ihr Programm aufnehmen. Selbst die in letzter Zeit so arg gebeutelten Fluggesellschaften blicken somit positiv und risikofreudig in die Zukunft. Gestützt wird dieser nicht gerade typisch deutsche Optimismus durch nüchterne Zahlen. Denn seit der zweiten Hälfte des letzten Jahres verzeichnet der Düsseldorfer Flughafen einen deutlichen Aufwärtstrend bei den Passagierzahlen. Und so könnte aus dem vermeintlichen Krisenjahr 2010 doch noch ein Boomjahr werden, prophezeit Sonja Schröder mit einem Lächeln auf den Lippen.

Autor: Frank Gazon
Redaktion: Nicole Scherschun

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