Ambitioniert ins neue Jahr zu starten, zählt zu den beliebtesten Traditionen. Hier gibt es Tipps, wie die deutsche Sprache dabei helfen kann, die eigenen Vorsätze umzusetzen - oder das eigene Scheitern zu verbergen.
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Die Vorsätze der Deutschen für 2020
2020 steht vor der Tür - und was steht bei den Deutschen auf der Liste der guten Vorsätze? Eine repräsentative Umfrage zeigt die diesjährigen Trends, Klischees inbegriffen.
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1. Stress vermeiden
64 Prozent der Deutschen wollen sich im neuen Jahr mehr entspannen, so eine Umfrage der Krankenkasse DAK. Dazu hätten wir hier ein symbolisches Stress-Foto zeigen können, beispielsweise wie jemand Aktenberge vor sich her balanciert oder mit dem Kopf auf den Tisch aufschlägt. Aber mal ehrlich: Ist dieses Katzenbaby nicht süß!?
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2. Mehr Zeit mit Familie und Freunden verbringen
Das Jahr neigt sich dem Ende entgegen und damit beginnt der Sozialstress: Weihnachtsgans hier, Kartoffelsalat mit Würstchen dort. Der Kalender ist voll und man fragt sich: Geht das nicht auch anders? Um 2020 niemanden vor den Kopf zu stoßen, muss das Jahr entzerrt werden: 64 Prozent der Deutschen haben sich vorgenommen, im kommenden Jahr mehr Zeit für Familie und Freunde einzuplanen.
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3. Umweltbewusster leben
Greta Thunbergs Schulstreik und die Friday-for-Future-Demonstrationen haben die Deutschen zum Umdenken gebracht. Zumindest was die guten Vorsätze angeht. Schafften es Umwelt- und Klimaschutz im vergangenen Jahr noch nicht einmal unter die Top 12, gaben nun stolze 64 Prozent der Befragten an, 2020 klimafreundlicher leben zu wollen.
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4. Aktiver sein, mehr Sport treiben
Der weltweite Klassiker: In Deutschland gaben 56 Prozent der Befragten an, sich 2020 mehr bewegen zu wollen. Allerdings schließt sich an die Tradition der guten Vorsätze oft nahtlos eine weitere Tradition an: die guten Absichten schnell wieder beiseite zu schieben - mindestens bis zum nächsten Jahresende. 54 Prozent gaben immerhin an, dass sie ihr Vorhaben wenigstens vier Monate durchziehen.
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5. Zeit für sich selbst finden
Mehr Freude als die Aussicht, im Winter joggen zu gehen, verheißt dieser Vorsatz: Denken Sie einfach an einen Strand, das Meer rauscht vor Ihnen und Sie müssen nichts weiter tun, als ganz bei sich zu sein (was übrigens schwer genug ist). 53 Prozent der Deutschen hoffen, 2020 etwas mehr Zeit für sich zu finden.
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6. Gesünder ernähren
Natrium- und fettarm, wenig Kohlenhydrate, glutenfrei, vegetarisch, vegan, paleo, biologisch oder roh: Zahlreich sind die Ernährungstrends. Dabei können Sie Ihre Essgewohnheiten auch ohne Diät verbessern. Sorgen Sie einfach für frische und farbenfrohe Zutaten. 53 Prozent der Deutschen haben sich das für das Jahr 2020 vorgenommen: gesund ernähren!
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7. Abnehmen
Noch so ein klassischer Vorsatz. So sehr gesunde Ernährung und Sport dazu beitragen können, weiteren Pfunden vorzubeugen - 36 Prozent der Befragten wollen zusätzlich gezielt abnehmen. Dabei kann ein Diät-Tagebuch helfen, etwa so: "Tag 1: Ich habe das fettige, süße und gesundheitsschädliche Essen entsorgt. Es war sooo lecker!"
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8. Geld sparen
Manches Stereotype hält dem Realität-Check nicht stand. Die Sparsamkeit der Deutschen ist legendär. Dabei zeigen OECD-Daten, dass Niederländer, Dänen, Schweden, Schweizer und Norweger noch sparsamer mit ihrem Einkommen umgehen. Fast ein Drittel der befragten Deutschen (31 Prozent) bleibt dem Stereotyp dennoch treu und will 2020 mehr Geld beiseite legen.
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9. Weniger Zeit im Internet verbringen
Das Surfen im Internet spricht laut wissenschaftlichen Studien die gleichen Neurotransmitter wie Suchtstoffe an - vor allem durch das Feedback aus sozialen Medien. 27 Prozent der Deutschen wollen das Smartphone 2020 häufiger beiseite legen. Unter den 14- bis 29-Jährigen ist der Vorsatz sogar noch stärker verbreitet: 47 Prozent wollen häufiger offline sein.
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10. Weniger fernsehen
Mehr Zeit für Freunde und Familie, sich selbst und die Zubereitung gesunder Mahlzeiten sowie das Fitnessprogramm: Für Glotzen und Zappen ist 2020 dann keine Zeit mehr. Bewusst auf Fernsehen verzichten, dafür haben sich 19 Prozent der Befragten entschieden. Ach, übrigens spart es natürlich auch noch Geld, wenn man alle Streaming-Abos kündigt.
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11. Weniger Alkohol trinken
Die Deutschen und das Bier: Dieses uralte Klischee hat wenigstens Hand und Fuß, denn hinter Tschechien, Namibia und Österreich ist Deutschland das Land mit dem vierthöchsten Bierkonsum. Da 15 Prozent der Deutschen angeben, ab 2020 weniger Alkohol trinken zu wollen, bleibt abzuwarten, ob sich das auch im Bierkonsum niederschlägt - oder ob nur die Weintrinker befragt wurden.
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12. Mit dem Rauchen aufhören
Aller bekannten Gesundheitsrisiken zum Trotz, raucht fast jeder vierte Deutsche. Nur elf Prozent der Befragten gaben an, 2020 mit dem Rauchen aufhören zu wollen – genauso viele wie im vergangenen Jahr. Studien zeigen allerdings, dass die dauerhafte Rauchentwöhnung zu den am wenigsten eingehaltenen Vorsätzen gehört. Wir sprechen uns also 2020 noch mal.
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Man könnte jeden beliebigen Tag des Jahres auswählen, um an ein paar Stellschrauben im eigenen Leben zu drehen und Dinge zu verändern. Traditionell fokussiert sich dieses Vorhaben aber auf den Jahreswechsel, der ein augenscheinlich idealer Zeitpunkt für einen punktuellen Neustart ist.
Mehr Zeit mit der Familie verbringen, gesünder essen, mehr Sport treiben, Geld sparen: Die häufigsten Neujahrsvorsätze der Deutschen finden sich wahrscheinlich genau so auf den Listen aller anderen Länder der westlichen Hemisphäre. Und genau wie in anderen Winkeln der Welt, sind die Vorsätze der Deutschen der Astrologie nicht unähnlich: Es geht mehr um eine Deutung, und jeder kann mitreden, denn ganz sicher hat jeder eine Meinung zum Thema.
Zur Tradition gehört, die Vorsätze zu brechen
Die Wortmeldungen sind gerne mal von Sarkasmus durchsetzt. Natürlich nimmt manch einer die eigene Liste sehr ernst, der Rest weiß hingegen: Vorsätze sind Folklore, zu deren Tradition es gehört, sie binnen weniger Wochen oder gar Tage über Bord zu werfen. Selten reichen sie über den Januar hinaus.
Die Ziele werden aber auch sehr hoch gesteckt, die Messlatte liegt auf unüberwindbarer Höhe. Schließlich schmiedet man die Vorsätze nach Tagen der Völlerei: überfuttert von all den Weihnachtsessen, zu viel getrunken, und von dem süßen Kram ganz zu schweigen. Genügend Argumente also, um endgültig zu entscheiden, mit Joggen den Bierbauch zu bekämpfen und auf fette Wurst für eine Weile zu verzichten.
Zum Start eines neuen Jahres auch das eigene Leben in gewissen Teilen neu zu starten, ist historisch begründet. Die Babylonier machten den Anfang, wie ihre vor 4000 Jahren dokumentierten Neujahrsfeierlichkeiten belegen. Während ihres zwölftägigen Festes versprachen sie den Göttern, alle Leihgaben zurückzugeben und ihre Schulden zu begleichen. Der Beginn eines neuen Jahres lag damals noch Mitte März. In einigen Kalendern, wie zum Beispiel dem persischen, ist dies immer noch der Fall.
Unsere Vorfahren standen mehr unter Druck
Historiker sehen diese Schwüre als Vorläufer unserer heutigen Vorsätze, wenngleich die Babylonier unter deutlich größerem Druck standen, ihr Wort zu halten: Wenn sie es nicht hielten, drohte sich die Gunst der Götter von ihnen abzuwenden.
Die Römer legten später den 1. Januar als Beginn des neuen Jahres fest, benannt nach dem römischen Gott Janus, einer Gottheit mit zwei Gesichtern: eines blickt symbolisch zurück in die Vergangenheit, das andere voraus in die Zukunft. Als Neujahrsritual erhielt Janus traditionell Opfergaben - und die Menschen legten ihre Eide ab.
Letztere veränderten sich im Lauf der Jahrhunderte, im Mittelalter legten Ritter das "Pfauengelübde" ab, um ihren Ritterschwur zu erneuern - und das Tier anschließend zu verputzen. 1813 tauchte in einer Bostoner Zeitung zum ersten Mal der Ausdruck "Neujahrsvorsätze" auf. Seitdem erhalten wir jedes Jahr mehr oder weniger hilfreiche Tipps, wie wir unsere Vorsätze am besten einhalten können.
Wenn es eine spezifische deutsche Facette der Vorsätze gibt, dann ist es wahrscheinlich das Wort selbst: "Vor-sätze", was wörtlich bedeutet: "vor den Sätzen". Schlummert hier etwa der finale Hinweis, wie man mit den Vorhaben richtig umgeht? Nicht zu viel über die Vorsätze plappern, sondern einfach darüber nachdenken, machen und sehen, was passiert? Sofern das funktioniert, bedanken Sie sich bei der deutschen Etymologie.
Falls nicht, müssen Sie wenigstens niemandem erklären, weshalb Sie wieder rauchen, nachdem Sie doch so viel Zeit damit verbracht haben, allen zu erzählen, 2020 damit aufzuhören. Nun aber wirklich. Ganz bestimmt. Endgültig.
Noch mehr Inhalte über Deutsche und ihre Traditionen, ihre Alltagskultur und Sprache finden Sie auf YouTube und unserer Seite www.dw.com/MeettheGermans_de.