In Berlin ist das Eisbärenbaby Fritz an einer Lebererkrankung gestorben. Was genau die Erkrankung ausgelöst hat, ist noch nicht klar. Eisbären haben so manche Besonderheit. Hier einige Fragen und Antworten.
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Was kann eine Leberentzündung auslösen?
Dafür kann es ganz verschiedene Ursachen geben: Die Leber ist das zentrale Organ des Stoffwechsels. Sie steuert etwa die Mengen von Fett, Zuckern und Eiweißen im Blut und produziert dafür die notwendigen Hormone. Eine Leberentzündung kann sowohl durch Viren ausgelöst werden (am bekanntesten sind die Hepatitis-Viren) als auch durch Bakterien, Pilze oder andere Erreger - etwa Einzeller (beim Menschen können das Malaria-Plasmodien oder Leishmanien sein). Es wird noch einige Zeit dauern, bis klar ist, was bei Fritz zu der Erkrankung geführt hat.
Ist an der Eisbären-Leber etwas besonders?
Eisbärenleber ist für Menschen giftig, weil sie besonders viel Vitamin A anreichert. Diese Erfahrung mussten frühe Polarforscher machen, die Eisbärenleber gegessen hatten. Eskimos würden das nie tun. Das Krankheitsbild nennt sich Hypervitaminose. Die Symptome bestehen aus Schwindel, Übelkeit, Erbrechen und Nervenschädigungen. Eisbären benötigen besonders viel wachstumsförderndes Vitamin A, um auch in schwierigen Zeiten - etwa während des kräftezehrenden Winters - sicherzustellen, dass die Organe, Haut und Blut erhalten bleiben. Besonders viel Vitamin A bekommen die Eisbären aus ihrer Leibspeise: Robben.
Seit wann gibt es Eisbären?
Sie sind in der Evolutionsgeschichte eine relativ junge Spezies. Vor etwa 300.000 bis 500.000 Jahren haben sie sich vom Braunbär abgespalten und sind einen eigenen Weg gegangen. Der größte Unterschied zwischen Eisbären und ihren Vorfahren ist wohl ihr Ernährungsverhalten: Die Arktisbewohner sind fast reine Fleischfresser.
Mittlerweile kommt es übrigens auch immer wieder zu Kreuzungen zwischen Grizzly- und Eisbär; oder zwischen Braun- und Eisbär, die sich dann Hybrid- oder Cappuccino-Bären nennen.
Wovon ernähren sich Eisbären?
Wie schon gesagt, fressen die Tiere fast ausschließlich Robben. Die Bären jagen dazu gerne an Wasserlöchern, die die Robben hin und wieder zum Luftholen aufsuchen müssen. Robbenfleisch ist eine sehr fetthaltige und energiereiche Nahrung. Pflanzen wie Beeren, Wurzeln oder Seetang fressen Eisbären nur in der Not, wenn sie gar keine Tiere jagen können.
Halb Jacke, halb Hose - hybride Tierarten
Eisbären und Grizzlybären kommen sich aufgrund des Klimawandels näher und zeugen Nachwuchs: die Pizzly-Bären. Aber es gibt noch viele andere Artenmischlinge. Wir zeigen die skurrilsten und überraschensten Beispiele.
Bild: picture-alliance/dpa/University of Alberta/Andrew E. Derocher
Pizzly-Bär
Das ist er: ein Mischling aus Grizzly-Bär und Eisbär, im Englischen polar bear - daher der Name Pizzly. Dieser Mischart sind Forscher und Jäger neuerdings mehrmals begegnet. Meistens ist die Mutter eine Eisbärin, der Vater ein Grizzly-Bär. Der Pizzly-Bär hat helles Fell, braune Füße und eine Art dunklen Ring um die Augen. Pizzly-Bären sind selbst auch fortpflanzungsfähig.
Bild: picture-alliance/dpa/University of Alberta/Andrew E. Derocher
Zoo-Pizzly
Aus Zoos wissen Forscher schon länger, dass sich Eisbären und Braunbären miteinander paaren können. Im Osnabrücker Zoo leben zwei Pizzlys: Tips und Taps. In freier Natur könnte diese Genvermischung allerdings zum Problem für die eh bedrohten Eisbären werden, fürchten Forscher. Hybride Tierart heißt es, wenn sich zwei Arten paaren und dabei eine lebensfähige Mischform herauskommt.
Bild: Zoo Osnabrück/Thorsten Vaupel
Maultier und Maulesel
Das vielleicht bekannteste Hybridtier ist das Maultier - eine Kreuzung aus Eselshengst und Pferdestute. Ist die Mutter der Esel, spricht man vom Maulesel. Die Tiere sind selbst nicht fortpflanzungsfähig, aber beliebte Lasttiere, da sie größere Ausdauer haben als Pferde, aber weniger störrisch sind als Esel.
Diese Mischung aus Zebra und Esel - Zesel oder auch Zebresel genannt - kam im Jahr 2013 im Zoo von Florenz zur Welt. Sein Name ist Ippo. Esel-Zebra-Mischlinge kommen auch vereinzelt in freier Natur vor, etwa in Äthiopien. Es gibt auch Mischungen aus Zebras und Pferden, Zorse genannt - vom englischen Wort "horse" für "Pferd". Zesel und Zorsen sind meist unfruchtbar.
Bild: Getty Images/Afp/Tiziana Fabi
Teichfrosch
Was weniger bekannt ist: Auch der deutsche Teichfrosch ist ein Hybrid! Er entstand einst aus dem Seefrosch und dem Kleinen Wasserfrosch. Der Teichfrosch ist kleiner als der Seefrosch (10 bis 16 Zentimeter), aber größer als der Wasserfrosch (etwa 5 Zentimeter). Sein Quaken ähnelt den Lauten beider Arten, liegt also stimmlich dazwischen. Er vermehrt sich munter in deutschen Gartenteichen.
Bild: picture-alliance/dpa/R. Wittek
Wolphin
Nein, mit Wölfen hat der Wolphin nichts zu tun. Er ist eine Kreuzung aus Wal (whale) und Delfin (dolphin). Dieser hier heißt Kekaimalu und besteht zur Hälfte aus Kleinem Schwertwal und zur anderen Hälfte aus Großem Tümmler. Er - oder vielmehr sie - brachte im Sea Life Park auf Hawaii ein Baby zur Welt.
Bild: picture-alliance/newscom
Cama
In Dubai kam Ende der 1990er Jahre das wahrscheinlich erste Cama zur Welt - eine Mischung aus Kamel und Lama. Es entstand über künstliche Besamung. Weitere Camas folgten später. Das Ziel des Züchters: eine Tierart, die mehr Wolle erzeugt als das Lama und so groß und so stark ist wie ein Kamel.
Bild: picture-alliance/dpa/Balkis Press/Abaca
Schiege
Eine Kreuzung aus Schaf und Ziege scheint nicht überraschend - aber das täuscht. Die beiden Arten sind genetisch nämlich sehr weit auseinander. Wenn sich auf einer Weide Ziegen und Schafe paaren, wird der Nachwuchs meist tot geboren. Es gibt aber Ausnahmen: Diese schwarze Schiege kam im irischen Ballymore gesund zur Welt. Weitere Beispiele gab es in Deutschland, den USA und den Niederlanden.
Bild: picture-alliance/dpa/P. Murphy
Liger
Mischlinge aus Löwen und Tigern kommen nicht in freier Wildbahn vor, es gibt sie lediglich in Zoos. Wie dieses Exemplar namens Zita im Zoo im russischen Novosibirsk. Mitte 2015 bekam sie zwei Junge. Vater der Kleinen ist ein Löwe, denn männliche Liger sind unfruchtbar. Die Großkatzenhybride werden bis zu 3,5 Meter groß und mit über 350 Kilogramm manchmal sogar schwerer als ihre beiden Elternarten.
Bild: picture-alliance/dpa/Y. Kurskov
Noch ohne Namen
Das ist die Kreuzung aus einer Stockente und einer Laufente. Mischlinge aus Stockenten und anderen Entenarten gibt es zum Bedauern der Artenschützer in freier Natur viele. Stockenten paaren sich weltweit mit Weibchen anderer Entenarten - oft gegen deren Willen. Die Gene der anderen Art werden so immer mehr "verdünnt". Viele Entenarten sind dadurch inzwischen vom Aussterben bedroht.
Eine so fettreiche Nahrung wäre für einen normalen Menschen auf Dauer wohl ein Rezept zum Herzinfarkt. Eisbären haben dafür ein sogenanntes APOB-Gen. Das Gen reduziert den Anteil von ungesundem Cholesterin im Blutstrom und führt es schneller in die Körperzellen. So bilden sich die für den Eisbären lebenswichtigen Fettzellen, die wir Menschen eher ungern haben. Das Fett ist eine wichtige Reserve für den Winter.
Wie überleben Eisbären den Winterschlaf - ohne zu trinken?
Wir Menschen würden es natürlich nicht überleben, den Winter einfach in einen tiefen Schlaf zu verfallen: Ohne Trinken würden wir verdursten, ohne Austreten zu gehen würde wir uns innerlich vergiften, da unsere Nieren so den Körper reinigen.
Anders bei Bären, Murmeltieren und einigen anderen Säugetieren. Sie verfügen über ein besonderes Protein namens Hybernation Induction Trigger (HIT). Dieser Stoff führt während der Schlafphase dazu, dass die Nieren Flüssigkeit und Stickstoff aus dem Urin wieder in den Blutkreislauf zurückführen. Das verhindert eine Vergiftung oder Dehydrierung. Am stärksten ist das HIT beim Schwarzbären ausgeprägt, aber auch der Eisbär macht es sich zunutze. Aber: Nur die weiblichen Eisbären!
Und warum sind sie nach der Schlafphase nicht schlapp und müde?
Auch hier ist das HIT-Protein wohl des Rätsels Lösung: Die Rückführung des Stickstoffs hilft dem Muskelabbau entgegen zu wirken. So sind die Bären im Frühjahr fast genauso stark wie im Herbst. Sie haben nur 25 Prozent ihrer Muskelmasse verloren. Ein Mensch, der solange regungslos im Krankenhausbett liegt, verliert gut 90 Prozent davon.
Und warum sind Eisbären weiß?
Genau genommen sind sie gar nicht weiß - ihr Fell ist durchsichtig. Es erscheint aber weiß, weil die Luft in den Haaren das Licht reflektiert und so weiß erscheinen lässt. Die Haut darunter ist schwarz, um das Sonnenlicht besser absorbieren zu können. Bei älteren Bären wird das dann Fell gelb, weil es oxidiert oder schmutzig wird. Die helle Farbe erleichtert den Eisbären zusätzlich die Jagd im Schnee.