Die Energie liegt in der Erde
13. November 2008Dienstag, neun Uhr früh. Heiner Menzel, der Geschäftsführer der geo x-GmbH, betritt den Leitstand des Geothermiekraftwerks Landau und begrüßt die Techniker. Einmal am Tag kommen sie hier raus an den Stadtrand und besprechen die Wartungsarbeiten. Vor einem Jahr wurde Deutschlands erstes industrielles Geothermiekraftwerk in Betrieb genommen, seit Juli 2008 läuft es im Dauerbetrieb.
"Wir produzieren im Durchschnitt drei Megawatt elektrisch", erklärt Heiner Menzel. "Im Sommer sind es zwei Megawatt, im Winter dreieinhalb." Damit könne das Kraftwerk rund 6000 Haushalte versorgen.
Risiko der ersten Bohrung
Zufrieden macht Heiner Menzel seinen Rundgang über das Kraftwerksgelände. Er zeigt auf eine zimmerhohe Vorrichtung aus Rohren und Armaturen, vom Umfang einer Litfass-Säule, in der Mitte ein blauer Zylinder. "Das ist die Pumpe, die das Wasser hochtransportiert und durch die Anlage durchdrückt", erklärt er. "Genau hier kommt das Wasser aus der Erde raus und läuft dann über die Rohrleitungen in das System rein."
Rund drei Kilometer tief ist die Bohrung, 160 Grad heißes Thermalwasser wird gefördert, 50 bis 80 Liter pro Sekunde. Hinreichend für eine günstige Stromproduktion, sagt Heiner Menzel. Ein Glücksfall. Und – Resultat akribischer Vorarbeiten und knallharter Kalkulation: Zwar wisse man mittlerweile viel über geologische Besonderheiten bestimmter Regionen, so der Ingenieur, über Tiefenmeter und Temperaturen. "Aber eigentlich weiß man erst, wenn man dann in der Tiefe ist, ob wir wirklich genügend Thermalwasser finden", sagt Heiner Menzel. "Dieses Risiko der ersten Bohrung steht halt einfach."
Riesiges Potential bei entsprechender Quelle
Die Kosten pro Bohrung belaufen sich auf sechs bis sieben Millionen Euro. Um die zu schultern, setzt Menzel auf ein eingespieltes Team aus Bohringenieuren, Anlagentechnikern, Betriebswirtschaftlern. Und: er setzt auf den politischen Willen, Geothermie nutzbar machen zu wollen. Rund siebeneinhalb Millionen der 20 Millionen Euro Investitionskosten für das Geothermiekraftwerk sind durch eine Bürgschaft des Landes Rheinland-Pfalz abgesichert, rund zweieinhalb Millionen kamen als Zuschuss vom Bundesumweltministerium.
"Ich bin mir im Nachhinein nicht mehr sicher, ob wir es ohne diese Mittel bis zum Ende durchgeführt hätten", sagt Heiner Menzel. "Diese Forschungsmittel wurden eingesetzt, um die Fündigkeit zu verbessern. Aber: Die Geothermie hat ein riesiges Potenzial, wenn man die entsprechende Quelle hat." Die Anlage könne rund um die Uhr laufen, unabhängig von Tages- oder Jahreszeit – Das Risiko sei, eine Nutzung aufzubauen und irgendwann müsse man damit beginnen.
Noch nicht salonfähig
Heiner Menzel beendet seinen Kontrollgang – die Stromerzeugung läuft nahezu reibungslos. Dank des Erneuerbare-Energien-Gesetzes arbeite das Kraftwerk bereits kostendeckend, sagt Menzel, ohne diese garantierte Einspeisevergütung für seinen Erdwärme-Strom aber würde es nicht gehen. Er geht in eine kleine Halle, deutet auf eine leere Fläche: "Der freie Platz ist der Platz für den Wärmetauscher für die Fernwärme."
Zwischen fünf und acht Megawatt Wärme will das Kraftwerk im nächsten Frühjahr noch zur Verfügung stellen, rund 600 Haushalte sollen versorgt werden. Dennoch, so Heiner Menzel, in erster Linie ist Landau ein Pilot- und Demonstrationsprojekt. Noch: "Es ist wirklich unser Ziel, die Geothermienutzung voranzubringen", sagt Menzel. "Wir wollen zeigen, dass es machbar ist, unter den gegebenen Rahmenbedingungen betriebswirtschaftlich auch machbar ist. Und wir beginnen jetzt." Die Geothermie brauche noch eine gewisse Zeit, um salonfähig zu werden. Aber in Landau trage man einen Schritt dazu bei.