Feine Kunst der Argumente
17. November 2010Konzentriert und ruhig spricht Irina ihre Mit-Debattierenden an. In dem Plenarsaal der Akademie der Künste in Berlin tauschen die vier Finalisten von "Jugend debattiert international" ihre Argumente zum Für und Wider über "Google Street View" aus, ein Onlinedienst, der neben Kartenmaterial auch Fotos von Straßen und Häusern im Internet zeigen will.
Irina aus Russland stellt gemeinsam mit Jelena aus Lettland die Kontra-Argumente zu "Google Street View" vor. Ihnen gegenüber, sowohl räumlich als auch inhaltlich, stehen Lille aus Estland und Airidas aus Litauen.
Streiten nach Spielregeln
So zivilisiert wie hier läuft eine kontroverse Debatte selten ab. Was nicht bedeutet, dass die Teilnehmer nicht leidenschaftlich bei der Sache sind. Allerdings folgen die Diskussionen bei "Jugend debattiert international" klaren Spielregeln.
Hier wird nicht lautstark gestritten, sondern sachlich argumentiert. Jeder, der seine Redezeit überschreitet, wird mit einem sanften Glockenton daran erinnert, zum Punkt zu kommen. "Es ist eine Kunst für sich", sagt Irina in fließendem Deutsch. "Es hat auch etwas mit Theater zu tun, man muss locker bleiben, sollte sich möglichst nicht aufregen, stattdessen konsequent und konzentriert sein."
Schauspielerei und Diplomatie
Eine gute Vorbereitung, denn nach dem Abitur würde sie gerne Schauspielerin werden. Lille aus Tartu hingegen könnte sich gut vorstellen, später einmal als Diplomatin zu arbeiten. "Mir macht es Spaß, wenn es mir gelingt, in einer Debatte ein Argument gut verstehbar darzulegen."
Das ist ihr offensichtlich bislang gut gelungen, schließlich steht Lille im Finale von "Jugend debattiert international". Vorher hatte sie, wie auch Irina und die beiden anderen Finalistinnen, die Vorrunden in ihrer Schule und danach auf Landesebene bestanden.
Auf-Wiedersehen!
Zum Finale nach Berlin durften dann jeweils die zwei Besten aus jedem der beteiligten Länder anreisen, also aus den drei baltischen Staaten, aus Russland, Deutschland, Polen, Tschechien und Ungarn.
Irina strahlt über das ganze Gesicht, als sie im Anschluss an die Debatte von einer internationalen Jury zur Siegerin des diesjährigen Finales gekürt wird. Fünf Tage lang hatte sie mit den Schülern aus sieben Ländern debattiert.
Vielleicht werden sie sich irgendwann einmal wieder über den Weg laufen, denn einige von den ehemaligen Mitwirkenden bei "Jugend debattiert international" haben tatsächlich eine politische Laufbahn eingeschlagen.
Autorin: Nadine Wojcik
Redaktion: Klaus Gehrke