Die Künstlerin Maria Sibylla Merian war eine außergewöhnliche Frau. Sie zog ihre Kinder alleine auf und ging auf Forschungsreise. Ihre Naturstudien machte sie zu Kunst. Gleich drei Häuser stellen 2017 ihr Werk aus.
Anzeige
Schmetterling und Seidenraupe - Naturbetrachtungen von Maria Sibylla Merian
Sie verband ihre Kunstfertigkeit mit Forscherdrang. Schon als Kind malte Maria Sibylla Merian detailgenaue Blumenbilder, später fertigte sie Naturstudien an.
Bild: Städel Museum – ARTOTHEK
Reise nach Surinam
Als Frau und als Forscherin war Maria Sibylla Merian ausgesprochen wagemutig: von 1699 bis 1701 reiste sie zusammen mit ihrer Tochter auf einer naturkundlichen Expedition nach Surinam, damals noch holländische Kolonie. Dort entstanden Zeichnungen von Insekten und Schmetterlingen sowie die künstlerischen Kupferstiche für ihr berühmtestes Werk "Metamorphosis insectorum surinamensius".
Bild: bpk/Staatsbibliothek zu Berlin/Ruth Schacht
Liebe zum Detail
Vor allem die feine Struktur und Bauweise der Pflanzen und Bäume interessierte die Forscherin sehr. Sie entdeckte, wie kunstvoll die Natur Blattstrukturen und Blütenblätter aufbaute. Zeichnungen und Druckgrafiken vom 15. bis 18. Jahrhunderts sind in der aktuellen Ausstellung zu sehen - von der Einzel-Grafik bis hin zu prachtvoll kolorierten Garten- und Apothekerbüchern.
Bild: Städel Museum – ARTOTHEK
Bausteine der Natur
Ornamental: diese Tulpenblätter malte Merian auf Pergamentpapier. Aquarell- und Deckfarben in ihren Hell/Dunkel-Nuancen geschickt gemischt, so dass diese Grafik dreidimensional wirkt. Als Künstlerin war sie ihrer Zeit weit voraus. Viele Künstler arbeiteten damals noch in der Tradition der Grafiken und Kupferstiche von Albrecht Dürer. Merians Arbeiten waren dagegen farbenfroh und naturnah.
Bild: bpk/Kupferstichkabinett, SMB/D. Katz
Raupen und Käfer
"Zunächst begann ich mit Seidenraupen in meiner Geburtsstadt Frankfurt am Main. Danach stellte ich fest, dass sich aus anderen Raupenarten viel schönere Tag- und Eulenfalter entwickelten als aus Seidenraupen. Das veranlasste mich, alle Raupenarten zu sammeln, die ich finden konnte, um ihre Verwandlung zu beobachten", schrieb Maria Sibylla Merian in ihren naturwissenschaftlichen Betrachtungen.
Nach anfänglichen Naturstudien in ihrer Heimatstadt Frankfurt begann sie bald, systematisch und in großer Zahl Raupen und Schmetterlinge zu sammeln. Diese farbenprächtigen Exemplare brachte sie von ihren Expeditionsreisen nach Surinam mit nach Europa. Als Zeichnung oder Kupferstich verewigte Merian die Falter akribisch für ihre naturkundliche Sammlung. Heute stehen sie als Objekt im Museum.
Bild: picture alliance/dpa/S.Prautsch
Zarte Blumenmalerei
Am bekanntesten ist ihre Blumenmalerei. Schon als junges Mädchen lernte die Tochter des berühmten Verlegers Matthäus Merian die detailgenaue Darstellung von Pflanzen, Blumen und Blättern. Aber noch mehr faszinierten sie die kleinen Insekten - Hummeln, Schmetterlinge und Falter, die die Blütenkelche umflatterten. Ihnen galt ihre ganze Forscherleidenschaft, die sie später so berühmt machte.
Bild: Städel Museum/U. Edelmann/ARTOTHEK
Blütenpracht mit Käfer
Kein Blumenbild, wo Maria Sibylla Merian nicht irgendwo ein Käferchen oder eine herumsurrende Fliege unterbringt. Dekorative Blumenmalerei, wie diese "Chinesische Vase mit Rosen, Mohn und Nelken" waren Ende des 17. Jahrhunderts an den europäischen Adelshäusern sehr beliebt. Nach ihrer Heirat 1665 ging Merian nach Nürnberg, gab Zeichenunterricht und edierte ihre ersten Kupferstiche.
Bild: bpk/Kupferstichkabinett, SMB/Dietmar Katz
Zielstrebige Naturforscherin
Zu ihren Lebzeiten hatte Maria Sibylla Merian (1647 -1717) schwer zu kämpfen: weiblich, berufstätig, geschieden, alleinerziehend - und trotzdem mit Leib und Seele Forscherin und Künstlerin. Das war mehr als unkonventionell, immerhin zu einer Zeit, als es noch Hexenverbrennungen gab in deutschen Landen. Zu den Bewunderern ihres Werkes gehörte der russische Zar Peter der Große.
Bild: picture-alliance/akg-images
Die Kunst der Natur
So genau, wie ein Forscher mit der Lupe Pflanzen, Bäume und Insekten betrachtet, so detailreich waren die Zeichnungen und Kupferstiche von Merian. Sie war interessiert an der Vielfalt der Gattung, die sie jahrelang unter naturkundlichen Aspekten untersuchte. Den Auftakt zu ihrem 300. Todesjahr machte 2017 das Museum Wiesbaden, das auch botanische Sammelobjekte der berühmten Forscherin ausstellt.
Bild: picture alliance/dpa/S.Prautsch
Kabinettsausstellung
Das Frankfurter Städl-Museum widmet sich in der aktuellen Ausstellung (11.10.-14.01.2018) vor allem der Tradition des Blumenbildes. Als Naturforscherin dokumentierte Maria Sibylla Merian die farblichen Metamorphosen der Blüten und Pflanzenteile - durch alle Jahreszeiten hindurch. Entstanden ist so eine Sammlung an Abbildungen, die künstlerischen Wert haben.
Bild: Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett/D. von Becker
10 Bilder1 | 10
Anlässlich ihres 300. Todestages widmen drei deutsche Museen der berühmten Malerin und Naturforscherin Maria Sibylla Merian (1647 - 1717) eine Ausstellung. Den Auftakt machte im Frühjahr das Museum Wiesbaden, es folgte eine Ausstellung in den Staatlichen Museen zu Berlin. Seit Herbst ehrt sie auch das Frankfurter Städel Museum. Seit Oktober ist dort die Sonderausstellung "Maria Sibylla Merian und die Tradition des Blumenbildes" zu sehen.
Frankfurt am Main ist die Geburtsstadt der Künstlerin. Die Ausstellung mit ihren filigranen Blumen- und Pflanzendarstellungen ist noch bis zum 14.01.2018 im Städel Museum zu sehen.