1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Die fliegende Tomate

Barbara Mohr3. Februar 2014

Shaun White ist eine schillernde Figur der Winterspiele. 2010 in Vancouver grinste der Snowboarder mit seinen langen roten Locken von allen Titelseiten. Die Haare sind ab und in Sotschi verpasst er eine Medaille.

Snowboard-Star Shaun White. Foto: Getty Images
Bild: Getty Images

Die kleine Kamera hat er immer dabei: zuhause, im Büro, beim Training auf der Halfpipe sowieso. Von überall ruft Shaun White ein verwackeltes "Hi guys!" in die Linse, zeigt einen Schwenk aus seinem Alltag und lädt die Bilder anschließend im Netz hoch. Auch am 18. Dezember 2012.

White sitzt im Auto, er wirkt aufgeregt, die roten Locken, denen er seinen Spitznamen "Flying Tomato" verdankt, wippen auf seiner Schulter. Kurz darauf sind sie ab. White hat seinen Friseurbesuch gefilmt - und 4,3 Millionen Menschen fanden es spannend genug, sich das auf seinem Youtube-Kanal anzuschauen.

Herausragende Leistung...

Shaun White ist die derzeit schillerndste Figur der Snowboard-Szene, die ohnehin schon ein unkonventionelles Image pflegt. 1986 kam er mit einem Herzfehler auf die Welt, musste noch vor seinem ersten Geburtstag zweimal operiert werden. Aus Sorge um seine Gesundheit verbot ihm die Mutter später das Skifahren. White schnappte sich stattdessen ein Snowboard und verblüffte schon bald mit seinem Talent.

Seine sportlichen Erfolge sind herausragend: 2006 gewann er bei den Winterspielen in Turin zum ersten Mal Gold in der Halfpipe - da war er 19 Jahre alt. 2010 in Vancouver konnte er den Olympia-Titel verteidigen. Mit 48,4 von möglichen 50 Punkten hält er seitdem den Wertungs-Rekord. Bei den Winter-X-Games - neben den Olympischen Spielen die wichtigsten Wettkämpfe für Snowboarder - holte er 2012 sogar 100 von 100 Punkten. Das war zuvor noch niemandem gelungen. Seit Jahren scheint ihm kein anderer Athlet das Wasser reichen zu können.

Shaun White, der Herr der Lüfte in der HalfpipeBild: Getty Images

...perfekt vermarktet

Shaun White kann aber nicht nur mit dem Board umgehen, er kann sich vor allem auch gut vermarkten. Mit sieben Jahren unterschrieb er den ersten Sponsorenvertrag. Heute wird er von mehreren großen Firmen bezahlt, allen voran Extremsport-Spezialist Red Bull, der White eigens eine private Trainings-Halfpipe aus Naturschnee in die Berge von Colorado gesetzt hat. Aber auch White selbst hat Ideen: Er hat eine eigene Modelinie, konzipiert Videospiele, die "Shaun White Snowboarding" oder "Shaun White Skateboarding" heißen. Zuletzt hat er sogar eine eigene Kaugummisorte auf den Markt gebracht. Hin und wieder spielt er eine Gastrolle in US-amerikanischen Film- und Serienproduktionen.

Sein Einkommen aus all diesen "Nebenverdiensten" wird auf mehrere Millionen Dollar pro Jahr geschätzt. Gerade hat er sich in Kalifornien für neun Millionen Dollar eine Villa gekauft. Für die meisten Wintersportler, deren Disziplinen außerhalb von Olympia oft nur wenig Aufmerksamkeit bekommen, unvorstellbare Summen. Schon in Vancouver galt White deshalb als bestbezahlter Athlet - und auch in Sotschi dürfte er die Gehaltsliste wieder anführen.

Die Zeiten ändern sich...

Shaun White selbst nennt einen ganz anderen Grund für seine Aktivitäten neben dem Sport: Er sei eben älter geworden. Die Zeiten, in denen er von morgens bis abends die Halfpipe herauf- und heruntergebrettert sei, immer wildere Tricks probiert und nichts anderes im Kopf gehabt habe, seien vorbei, sagt er heute, mit 28 Jahren: "Jetzt trainiere ich vielleicht noch zwei Stunden mit vollem Einsatz, und dann war's das. Für die restliche Zeit muss ich mir eben eine neue Beschäftigung suchen." Seit Kurzem spielt er Gitarre in der Indie-Rock-Band "Bad Things", die erste Single soll kurz nach Sotschi erscheinen.

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen