Die frühen Europäer hatten dunkle Haut und dunkle Haare
30. Juni 2025
Die frühen Europäer hatten wahrscheinlich dunkle Haare, dunkle Augen und dunkle Haut. Bis zur Eisenzeit vor etwa 3000 Jahren waren Menschen mit hellen Haaren, hellen Augen und heller Haut die große Ausnahme. Das zeigen Forschungsergebnisse der Genetikerin Silvia Ghirotto von der Universität Ferrara in Italien.
Demnach traten die Gene, die für helle Haut, Haare und Augen verantwortlich sind, bei den frühen Europäern vor etwa 14.000 Jahren, in der Spätphase der Altsteinzeit (Paläolithikum), nur sehr sporadisch auf.
Heute gibt es in Nordeuropa in Ländern wie Norwegen, Schweden und Finnland sogar Regionen, in denen über 80 Prozent der Bevölkerung von Natur aus blond sind. Im Rest Europas sind blonde Haare eher eine Ausnahme, die meisten Europäer haben braune Haare. Weltweit sind nur etwa zwei Prozent der Menschen von Natur aus blond.
Schwierige Suche nach brauchbarer DNA
Für die Studie analysierte das Team um Ghirotto 348 DNA-Proben aus archäologischen Stätten in 34 Ländern in Westeuropa und Asien. Die älteste, 45.000 Jahre alte Probe stammt vom Ust'-Ishim-Individuum, das 2008 in Westsibirien entdeckt wurde. Besonders aussagekräftig war auch die DNA-Probe des etwa 9000 Jahre alten Individuums SF12 aus Schweden.
Allerdings sind viele der untersuchten DNA-Proben so stark beschädigt oder unvollständig ("degradiert"), dass die Forschenden die Pigmentierungsmerkmale (wie Haut-, Haar- und Augenfarbe) nicht direkt ablesen konnten. Stattdessen nutzten sie statistische Methoden, um trotzdem Rückschlüsse auf diese Merkmale zu ziehen.
Das afrikanische Erbe der Europäer
Vor etwa 50.000 bis 60.000 Jahren blieben die ersten Homo sapiens dauerhaft in Europa. Genetisch hatten sie sich noch nicht weit von ihren modernen Vorfahren in Afrika entfernt. Das heißt, sie trugen überwiegend die Gene für dunkle Haut, Haare und Augen in sich.
Zwar gab es wohl immer mal Ausnahmen, etwa blaue Augen, aber die meisten Menschen in Europa hatten auch noch während der Kupferzeit vor etwa 5000 Jahren dunkle Haut und dunkle Haare. Laut den DNA-Proben hatten 63 Prozent der frühen Europäer dunkle Haut, während nur acht Prozent helle Haut hatten.
Evolutionäre Vorteile durch helle Haut und helle Augen in Europa?
In Nordeuropa, wie zum Beispiel in Schweden, kam es dann vor etwa 3000 Jahren zu einer Häufung von Menschen mit hellen Haaren und hellen Augen.
Laut der Studie könnte die helle Haut für die frühen Sammler und Jäger einen evolutionären Vorteil bedeutet haben. Im schwächeren Sonnenlicht konnten sie so möglicherweise mehr Vitamin D synthetisieren, was für gesunde Knochen, Zähne und Muskeln benötigt wird.
Dagegen hatte die hellere Augenfarbe wohl keine größeren evolutionären Vorteile. Die blauen oder grünen Augen seien auf einen genetischen Zufall oder auf sexuelle Selektion zurückzuführen, erklärt Genetikerin Ghirotto.
Noch ist aber nicht abschließend geklärt, welche evolutionären Vorteile helle Haut, Haare und Augen den Menschen in Europa genau brachten. Auch ob die Zunahme der helleren Pigmentierung etwa mit klimatischen und migrationsbedingten Veränderungen in Europa zusammenhing, muss noch weiter erforscht werden.