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Die Gedanken sind frei

25. März 2002

Die Biotechnologie gehört zu den umstrittensten Forschungsbereichen der modernen Wissenschaft - und Israel zu den führenden Ländern auf diesem Gebiet. Was ist in dem Land anders als anderswo?

Geklonte Mäuse: Die "schöne neue Welt" im GenlaborBild: AP

Stammzellenforschung, Präimplantationsdiagnostik und Gentechnologie – was in Deutschland Forschern und Philosophen Schweißperlen auf die Stirn treibt, steht für die zumeist jüdischen Forscher nicht zur Debatte.

Wenn es um die Heilung oder auch nur die Aussicht auf Heilung von Menschen geht, gibt es im Judentum keine ethischen Bedenken. Für medizinische Dienste dürfen sogar heilige Gesetze wie die Sabbatruhe übertreten werden. Damit ist im weitesten Sinne auch die Biotechnologie legitimiert.

"Was ist ein Mensch?" – Das Wort der Rabbiner

Ein achtzelliger Embryo drei Tage nach der BefruchtungBild: AP

Die Frage, ab wann ein Mensch ein Mensch ist, stellt sich in Israel auch nicht mehr. Einflussreiche Rabbiner haben entschieden, dass ein Embryo erst ab dem 49. Tag seiner Existenz ein eigenes Lebenwesen ist. Außerhalb des Mutterleibs, also im Reagenzglas, ist wird der Fötus selbst von orthodoxen Juden lediglich als eine Zellansammlung betrachtet und nicht als menschliches Wesen.

Genforschung - Das Weizmann-Institut

Das Institut südlich von Tel Aviv ist eine der ersten Adressen der Welt für Genforschung. Hier arbeiten Spezialisten, wie es sie wahrscheinlich nur in Israel gibt: Michel Revel zum Beispiel ist Experte für Multiple Sklerose, eine der Krankheiten, für die die Genforschung Heilung verspricht. Gleichzeitig ist er praktizierender othodoxer Jude und ausgebildeter Rabbi.

DNA - die Blaupause des LebensBild: AP/Bayer AG

Das Weizmann-Institut hat Tradition: 1949 wurde es von dem Chemiker Chaim Weizmann gegründet. Mehr als zehn Jahre später wurde er zum ersten Präsidenten des Staates Israel gewählt. Auch heute noch erhält die Wissenschaft viel Unterstützung aus dem Kreis der Politiker. Intelligenz wurde zum Stammkapital des Volkes erklärt. Deshalb kommen die meisten Gelder für Forschungsprojekte auch nicht aus dem Wissenschafts-, sondern aus dem Wirtschaftsministerium.

Stammzellenforschung - Das Rambam Medical Center

Zelllinien in der Petrischale

In Haifa im Norden des Landes hat die Stammzellenforschung ihren Sitz: Das Rambam Medical Center ist eines der nur drei Institute weltweit, die embryonale Zelllinien für Forschungszwecke exportieren. Die beiden anderen sind die Universität von Wisconsin in den USA und die Universität Singapur mit der Universität Melbourne. Der Rambam-Professor Joseph Itskovitz-Eldor war einer der ersten Forscher weltweit, der embryonale Stammzellen züchtete – aus überzähligen Embryos der Fortpflanzungsmedizin. (arn)