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Die Geschichte der britischen Telefonzelle

John Silk
3. Januar 2024

Ein Jahrhundert alt und immer noch attraktiv: Die rote Telefonzelle ist eine kulturelle Ikone, die im Vereinigten Königreich zu neuem Leben erwacht.

Rote Telefonzelle
Sie wird 2024 100 Jahre alt: Doch die britische Telefonzelle ist selbst als Hundertjährige beliebt Bild: Micha Korb/pressefoto_korb/picture alliance

Wer an Großbritannien denkt, denkt vielleicht an rote Busse, die Beatles oder den Buckingham Palace. Vielleicht auch an den Geschmack von Fish 'n' Chips oder das berühmte Sprichwort von der "steifen Oberlippe". Aber das wohl bekannteste Objekt, das man mit dem Vereinigten Königreich verbindet, ist die kultige rote Telefonzelle. Obwohl sie in diesen Tagen 100 Jahre alt wird und kaum noch genutzt wird, hat sie ihren festen Platz im modernen Großbritannien behalten. Laut British Telecom (BT) hat sich die Zahl der Telefonzellen in den letzten Jahren sogar wieder rasant vermehrt. Über das ganze Land verteilt gibt es immerhin noch 3.000 der traditionellen roten "Kioske", wie sie genannt werden.

Das zähe Leben der roten Zelle

Es schien, als würde ihnen das Telefon und erst recht das Smartphone den Rang ablaufen. Doch dann rief die British Telecom 2008 das Programm "Adopt a Kiosk" ins Leben. Mit durchschlagendem Erfolg: Mehr als 7.200 Telefonzellen wurden von britischen Kommunen übernommen - für ein Pfund pro Stück, umgerechnet etwas mehr als einen Euro.

Das ist auch heute noch möglich: "Die Kioske können von Gemeinde- oder Kirchenräten und registrierten Wohltätigkeitsorganisationen übernommen werden", verspricht BT auf seiner Website. Zum 100. Geburtstag der roten Telefonzelle soll die Aktion sogar noch ausgeweitet werden.

Eine Eisinstallation in London zum 100. Geburtstag der roten britischen Telefonzelle Bild: David Parry/PA Wire/empics/picture alliance

"Da die große Mehrheit der Menschen heute Mobiltelefone benutzt und die Mobilfunkabdeckung in ganz Großbritannien deutlich verbessert wurde, ist die Zahl der Anrufe von Münztelefonen stark zurückgegangen", räumt Michael Smy ein, Leiter des Projekts bei BT. Aber: "Da der rote Kiosk bald 100 Jahre alt wird", fügt er hinzu, "ist dies eine gute Gelegenheit, Gemeinden, die ihren Kiosk erhalten wollen, an die Möglichkeit zu erinnern, ihn für wenig Geld zu übernehmen. Vielerorts seien die Kioske aufwendig restauriert worden und prägten weiterhin das Straßenbild vieler Gemeinden.

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Tatsächlich sind den Nutzungsmöglichkeiten keine Grenzen gesetzt. Einige der berühmten roten Kästen wurden zu medizinischen oder kulturellen Servicestationen umgebaut. Einige verwahren jetzt Defibrillatoren, die bei einem Herzstillstand helfen. Andere beherbergen Leihbibliotheken, Büchertauschbörsen oder sogar kleine Kunstgalerien. Und das Beste: Die British Telecom will die adoptierten Telefonzellen weiterhin mit Strom versorgen - kostenlos!

Die Geschichte der roten Telefonzelle

Die Idee, Telefone im öffentlichen Raum aufzustellen und sie mit einer roten, wetterfesten Kabine zu umgeben, stammt von Sir Giles Gilbert Scott. Vor 100 Jahren stellte der Londoner seinen Entwurf für die erste rote Telefonzelle Großbritanniens vor. Er wählte die Farbe Rot, um sie leichter erkennbar und auffindbar zu machen. Inzwischen ist die Telefonzelle mehr als jedes andere Bauwerk des britischen Architekten, der unter anderem die Universitätsbibliothek von Cambridge, das Kraftwerk Battersea und die Kathedrale von Liverpool entworfen hat, zu einer kulturellen Ikone geworden.

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Ihren Kultstatus erlangten die roten Telefonzellen spätestens in der britischen Nachkriegszeit, als sie über Filme, Musikvideos und kultige Fernsehserien wie "The Ladykillers" von 1955 ihren Weg in die Wohnzimmer der Welt fanden.

In den 1990er Jahren erreichte die Zahl der Telefonzellen in Großbritannien mit rund 100.000 ihren Höhepunkt. Das ist lange her. Knapp 30 Jahre später nutzt auch in Großbritannien niemand mehr den berühmten roten Kasten, fast jeder Brite besitzt heute ein Handy.

Darf's auch mal ein Buch sein? Viele ausgediente Telefonzellen werden von Gemeinden und Vereinen adoptiert und - wie hier - zu Büchereien umfunktioniertBild: Steve Parsons/PA Wire/empics/picture alliance

Die Zeiten, in denen die Menschen vor den Telefonen Schlange standen, sind zwar vorbei. Aber einige Telefonzellen haben immer noch ihr Publikum. Die größte Fangemeinde hat wohl die Telefonzelle in der Nähe des Ausgangs der Westminster Station: Sie ist vor allem bei Touristen beliebt: Wer hier sein Handy zückt, kann sich vor dem Big Ben und der roten Telefonzelle fotografieren lassen - mehr Londoner Wahrzeichen auf einem Bild geht kaum!

Aus dem Englischen adaptiert von Stefan Dege.

 

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