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Händler fürchten Brexit-"Gift"

20. Juni 2016

Unsicherheit und "Vertrauensverlust über Jahre" - das könnten die Folgen eines Brexit sein. Die deutschen Exporteure fürchten "Gift" für ihre Geschäfte - trotz erwarteter Sondervereinbarungen..

Symbolbild Export mit Rekordüberschuss
Bild: picture-alliance/dpa

Großbritannien ist einer der wichtigsten Handelspartner Deutschlands: Die Groß- und Aussenhändler weisen daraufhin, dass die deutschen Exporte auf die Insel 2015 einen Wert von 89 Milliarden Euro hatten. "Es dominieren hier Kraftwagen und Kraftwagenteile sowie chemische und pharmazeutische Güter. In allen wichtigen Warengruppen erzielt Deutschland deutliche Handelsüberschüsse. Jede Einschränkung des Handels trifft daher Deutschland besonders", so der BGA.

Unproduktive Kosten

Zwar seien im Falle eines Brexit Sondervereinbarungen der EU mit London zu erwarten. Bisherige Modelle wie bei den Nicht-EU-Ländern Schweiz oder Norwegen eigneten sich aber nicht als Blaupause für Großbritannien. Es müsse also nach einer neuer Variante gesucht werden. "Die Folgen können daher Zölle, neue Marktzugangsregeln und enorme Bürokratie sein", sagte BGA-Präsident Börner am Montag.

BGA-Chef Anton BörnerBild: picture-alliance/dpa/T. Brakemeier

Von besondere Bedeutung sei für die Briten der Finanzsektor, und hier drohten besondere Probleme. Bei Verhandlungen, die nach einem Brexit anstünden, werde es eben auch um den Zugang zum Finanzsektor gehen. "Denn auch wenn Großbritannien kein Mitglied der Währungsunion ist, wickeln doch sehr viele Marktteilnehmer aus der Eurozone dort ihre Finanzgeschäfte ab", so der Verband. "Das bereits jetzt schon schwächelnde Pfund wird weiter unter Druck geraten und gegenüber Dollar und Euro kräftig verlieren." Unproduktive Transaktionskosten würden in jedem Fall für beide Seiten beträchtlich werden.

Verlust eines Schwergewichts

Sein Augenmerk richtet der BGA auch auf die Wirtschaftsbeziehungen Großbritanniens ohne die EU zu Drittländern. "Das Vereinigte Königreich, mit einem Bruttoinlandsprodukt von etwas über 2,5 Billionen Euro würde ohne die EU wesentlich weniger wirtschaftliches Gewicht in die Waagschale werfen als die EU mit dann einem BIP von immer noch mehr als 12 Billionen Euro." Es werde für London deshalb nicht leichter, mit Ländern wie beispielsweise Südkorea ein Handelsabkommen zu verhandeln. Gut möglich sei hingegen, dass Großbritannien nicht die gleichen Konditionen aushandeln könne, wie das wirtschaftliche Schwergewicht EU.

"Um es deutlich zu sagen: die Annahme, eine Rückbesinnung auf den Nationalstaat wird unsere Probleme lösen, ist ein vollkommener Trugschluss", so Börner. Nur gemeinsam könne man die großen künftigen Herausforderungen meistern. "Gemeinsam heißt aber eben auch, zu schauen, was sollte europäisch gelöst werden und was lieber dezentral durch die Mitgliedstaaten.“ Der Verband vertritt rund 125.000 Firmen. Nach eigenen Angaben erwirtschaften sie mit 1,7 Millionen Beschäftigen einen Umsatz von 1,8 Milliarden Euro.

Container mit Exportgut im Hamburger HafenBild: picture-alliance/dpa

Große Zahlen, große Sorgen

Mit großen Zahlen formulierten auch die deutsche Hersteller von Maschinen ihre Sorgen. Sie lieferten im letzten Jahr immerhin Waren im Wert von 7,2 Milliarden Euro nach Großbritannien. Das Vereinigte Königreich landete auf Rang vier der wichtigsten Ausfuhrländer für Maschinen "Made in Germany". Deutschland ist dem Branchverband VDMA zufolge der wichtigste Maschinenlieferant der Briten. Etwas mehr als ein Viertel der importieren Maschinen kam 2015 aus der Bundesrepublik. Experten rechnen damit, dass die Maschinenbauer im Fall eines Brexit bis 2019 mit rund einer Milliarde Euro Exporteinbußen zu kämpfen hätten.

ar (rtr, dpa, BGA)

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