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Die Hamas - Terror- und Wohlfahrtsorganisation

Peter Philipp26. Januar 2006

Sie steht für Terroranschläge gegen Israel und die Ablehnung eines Judenstaates. In ihrer Anfangszeit jedoch wurde die Hamas gezielt von Israel gefördert - um ein Gegengewicht zu Arafat und der PLO zu schaffen.

Die Hamas und ihre Anhänger stehen für Gewalt gegen IsraelBild: AP

"Hamas" ist die Abkürzung für "Harakat Al-Muqawama Al-Islamia": "Islamische Widerstrandsbewegung". Die Hamas wurde erst 1987 bekannt, als die konservativ-islamisch orientierte Gruppe plötzlich im Gazastreifen und in der Westbank öffentlich auftrat und der weltlich orientierten PLO das Terrain streitig machte.

Genau deswegen hatte die israelische Besatzungsmacht die Hamas anfangs unterstützt: Man wollte den Alleinvertretungsanspruch der PLO entkräften und zeigen, dass es in den besetzten Gebieten selbst Kräfte gibt, die die Palästinenser besser vertreten als die - damals noch in Tunis residierende - PLO Yasser Arafats. In Jerusalem hoffte die israelische Regierung, dass eine religiös gefärbte Bewegung, die bisher vor allem karitativ und humanitär tätig gewesen war, ein geeignetes Gegengewicht gegen den damals noch als Erzterroristen verschrienen Yasser Arafat sein würde.

Kompromisslos antiisraelisch

Selbst Kinder sympatisieren offen mit der Hamas. Aus Überzeugung?Bild: AP

Israel hatte bereits Jahre zuvor einen ähnlichen Versuch unternommen, indem es in der Westbank die Gründung so genannter "Dorf-Ligen" unterstützte. Dies auch um zu zeigen, dass die PLO nicht alleiniger Vertreter der Palästinenser ist. Der erste Versuch scheiterte, der zweite ebenso: Nachdem im Herbst 1987 die erste Intifada ausbrach, ergriff Hamas die Initiative und rief ihren eigenen Aufstand aus: Mit eigenen Streiktagen, vor allem aber mit eigenen Anschlägen, versuchte Hamas, die "nationale Führung" der PLO auszustechen und die Führungsrolle zu übernehmen.

Hier kam die radikale Ideologie von Hamas zum Tragen: Aus der Moslembruderschaft hervorgegangen, ist die Hamas kompromisslos anti-israelisch und versteht "Widerstand gegen die Besatzung" nicht nur als Widerstand in den seit 1967 von Israel besetzten Gebieten, sondern auch in Israel selbst. Der gesamte Staat Israel wird von der Hamas als "besetztes Gebiet" betrachtet.

Radikal - gestern wie heute

An dieser Ideologie hat sich bis heute offiziell nichts geändert. Selbst wenn die Hamas die radikalen Thesen im zurückliegenden Wahlkampf nicht benutzte und Außenstehenden gegenüber meist gut zu verschleiern versteht, was "Widerstand" in ihren Augen ist.

Als Israel und die PLO Yasser Arafats 1993 in Norwegen das Oslo-Abkommen aushandelten, verurteilte Hamas diese Politik als Verzicht auf die nationalen Rechte der Palästinenser.

Sie war 1996 dann auch nicht bereit, bei den ersten Parlamentswahlen als politische Kraft anzutreten. In der Folge rühmte sich die Hamas - zusammen mit der noch radikaleren Gruppe "Islamischer Jihad" - der schwersten Terroranschläge gegen und in Israel. Das waren Terroranschläge, die 1996 maßgeblich mit dazu beitrugen, dass in Israel Benjamin Netanyahu zum Nachfolger des ermordeten Jitzchak Rabin gewählt wurde. Netanyahu - wie Hamas ein Gegner von Oslo - brachte die Friedensbemühungen dann auch zu einem fast völligen Stillstand.

Mit Arafats Entmachtung kam der Aufstieg der Hamas

Die Attraktivität der Hamas mag ein Ansporn für Yasser Arafat gewesen sein, seinen Forderungen mit Gewalt "etwas Nachdruck" zu verleihen. Denn er konnte seinem Volk angesichts dieses Scheiterns von Oslo kaum noch Vorteile des politischen Weges "verkaufen". Immer mehr entglitt Arafat die Kontrolle über die Radikalen - und wieder war es in erster Linie Israel, das ihm dafür Vorwürfe machte, ihn aber auch in diese Lage zwang: Je mehr Arafat entmachtet wurde, desto mehr wurde die Hamas attraktiv.

Arafat verlor die Radikalen an die HamasBild: AP

Diese Entwicklung hielt auch nach Arafats Tod an. Zumal Israel inzwischen fast die gesamte Führung von Hamas - allen voran ihren Gründer, Scheich Ahmed Yassin - ermordet hatte. Israel forderte von Arafat-Nachfolger Mahmud Abbas energisches Durchgreifen gegen die Hamas, beschnitt aber wo immer möglich auch dessen Macht. Zusätzlich gewann die Hamas an Attraktivität, weil die PLO - und hier besonders die "Fatah" - immer mehr in Korruption und Vetternwirtschaft verwickelt war und sich als politische Kraft von gestern erwies.

Hamas als Wohltätigkeitorganisation

Die Hamas tritt zwar lokal auch als Wohltätigkeits-Organisation in Erscheinung. So hat sie ein umfangreiches soziales Netz aufgebaut, von dem viele verarmte Familien profitieren. Im politisch-ideologischem Bereich aber hat sie sich bisher nicht geläutert.

Sie ist nach wie vor nicht abgerückt von der kompromisslosen Ablehnung Israels und unterhält enge Kontakte mit Syrien und dem Iran, zwei ebenso kompromisslosen Gegnern Israels. Der in Damaskus residierende Führer der Exil-Hamas, Khaled Mashal, besuchte kürzlich in Teheran Präsident Mahmud Ahmadinejad und traf sich erneut mit diesem während dessen Besuch in Damaskus.

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