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Politik

Die Helden der Hitze

Kay-Alexander Scholz
31. Juli 2018

Deutschland schwitzt - gearbeitet wird trotzdem. Vor allem die Feuerwehrleute haben alle Hände voll zu tun. Doch sie sind nicht die einzigen, die bei den hohen Temperaturen Außergewöhnliches leisten.

Feuerwehr Potsdam: Dankeschild
Bild: Feuerwehr Potsdam

Das Bundesland Brandenburg rund um die Hauptstadt Berlin war in den letzten Tagen oft in den Schlagzeilen - weil es viele Waldbrände gab. Glücklicherweise kam bislang niemand zu Schaden, anders als in Griechenland oder aktuell in Kalifornien. Am brenzligsten war die Situation rund um die kleine Ortschaft Fichtenwalde. Hier drohte wegen eines Waldbrandes die Evakuierung des Ortes. Die Feuerwehr konnte dies gerade noch verhindern. Vier Tage dauerten die Löscharbeiten.

Dabei war ihr Einsatz gleich doppelt gefährlich. Denn rund um Berlin liegen noch jede Menge Munition, Bomben und anderer Sprengstoff in der Erde. In den Medien sind sie deshalb zu Helden der Hitze erklärt worden.

Der gefährlichste Boden Deutschlands

Das explosive Material stammt aus dem Zweiten Weltkrieg - der Kampf um Berlin 1944/45 dauerte Monate. Außerdem gab es hier schon seit dem 19. Jahrhundert viele Armee-Übungsplätze. Deshalb ist Brandenburg das Bundesland mit der höchsten Belastung an Kampfmitteln in Deutschland, heißt es aus dem dortigen Innenministerium. Noch sind 5900 Quadratkilometer belastet, das ist ein Fünftel der Gesamtfläche Brandenburgs.

Mit diesen Panzern wird gelöscht, wenn Feuerwehrleute wegen Fundmunition nicht mehr in den Wald dürfenBild: picture-alliance/dpa/C. Pörschmann

Für die Vernichtung von altem Sprengstoff gibt es in jedem Bundesland einen sogenannten Kampfmittelräumdienst. Der kam auch in Fichtenwalde wieder zum Einsatz. Mit sogenannten Berge-Panzern wurden zuerst Schneisen in brennende Wälder geschlagen. Danach kamen die Löschpanzer.

Den Panzern macht es nicht viel aus, sollte unter ihnen etwas explodieren. Feuerwehrleute dagegen müssen in Gefahrengebieten auf den Wegen bleiben, um von dort aus zu löschen. In den Wald direkt hinein dürfen sie dann nicht gehen. Manchmal helfen auch Hubschrauber mit und löschen von oben.

Ohne Freiwillige geht es nicht

Im Feuerwehr-Einsatz waren in den vergangenen Tagen vor allem ehrenamtlich arbeitende Feuerwehrmänner, die kein Geld für ihren Einsatz bekommen. Ganz normale Bürger also, die in ihrer Freizeit geschult wurden und dann ausrücken, wenn die Sirene heult, auch nachts oder am Wochenende. Und das ist dieser Tage häufig der Fall, sei es in Brandenburg oder in den angrenzenden Bundesländern, wo die derzeitige Dürre am stärksten ist. Wenn nötig, kommen dann die Feuerwehren aus Dutzenden umliegenden Ortschaften zur Hilfe. Manche helfen sogar in weiter Ferne, wie dieser Tage in Schweden.

Ohne Freiwillige wäre eine schnelle Hilfe gar nicht möglich. In Brandenburg gibt es nach Angaben des Innenministeriums 38.200 von ihnen. Demgegenüber stehen 700 Berufsfeuerwehrleute, die vor allem in den großen Städten arbeiten.

Hitzeschutz ist Arbeitsschutz

In den nächsten Tagen werden Temperaturen bis zu 38 Grad erwartet. Trotzdem gibt es in der Regel kein Hitzefrei: Straßenbauer, Gärtner und Dachdecker machen alle weiter ihren Job. In Deutschland kümmern sich Gewerkschaften und Berufsgenossenschaften auch um den Arbeitsschutz bei Sommerhitze. Die Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft hat jetzt extra eine "Bauwetter"-App entwickelt. Sie zeigt das Wetter, das UV-Risiko und gibt Tipps.

Auch die Dachdecker leisten bei den hohen Temperaturen SchwerstarbeitBild: picture-alliance/dpa/T. Hase

"Sonnenschutz ist Arbeitsschutz - genauso wie der Bauhelm und der Sicherheitsschuh", sagte die Bezirksvorsitzende der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt in Brandenburg, Regina Grüneberg, in einem Zeitungsinterview. Die Gewerkschaft appelliert an die Arbeitgeber, wenigstens in der Mittagszeit Arbeiten in der prallen Sonne zu vermeiden. Regelmäßig werden die sogenannten Draußen-Jobber aufgeklärt. "Sonnenmilch und Wasserflasche gehören genauso zum Job wie Mörtel und Maurerkelle", so Grüneberg.

Viele Mähdrescher haben inzwischen eine eingebaute Klimaanlage Bild: picture-alliance/ZB/S. Thomas

Manche sind nur stille Helden

Auch für die Landwirtschaft ist die Hitze eine Herausforderung. Derzeit wird vor allem noch Getreide geerntet. Ab 2. August geht es los mit der Weinernte, wegen des sonnigen und heißen Sommers viel früher als sonst.

Zum Glück aber ist das für die meisten Landwirte nicht mehr wie vor 30 Jahren. Denn Mähdrescher und Traktoren haben heutzutage oft Klimaanlagen. Für manchen Kleinbauern ohne Hightech aber bedeutet das Wetter viel Schweiß und Staub.

Oder auch für die Saisonkräfte, Zeitarbeiter aus Osteuropa oder vom Balkan, die keine Lobby haben. Nicht jeder Held der Hitze bekommt seine Anerkennung.

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