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Die individuelle Krebstherapie der Zukunft

03:28

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16. Juni 2014

Studiogespräch mit Herrn Dr. Andreas Kaufmann, Leiter des Labors Tumorimmunologie an der Charité Berlin

DW: Herr Kaufmann, wie schätzen Sie das ein, wann könnte es eine individuelle Spritze gegen Krebs geben?

Andreas Kaufmann: Durchaus sehr bald. Wir haben sehr gute Forschungsergebnisse, die zeigen, dass man eine Immunantwort gegen Krebs hervorrufen kann. Was uns fehlt, sind die finanziellen Mittel um die klinischen Studien durchzuführen, die wir dazu brauchen.

Wahrscheinlich ist es auch schwierig die Pharmafirmen ins Boot zu holen, wenn man ein Medikament für nur einen Patienten entwickelt und nicht für mehrere. Bei mehreren würden die Pharmafirmen auch mehr verdienen.

Das ist richtig. Das ist ein individueller Impfstoff, für jeden Patienten maßgeschneidert und den zuzulassen ist sehr aufwendig und teuer.

Was gibt es denn noch für andere Hürden? Ich könnte mir vorstellen, dass es ein sehr kompliziertes Verfahren ist, bis man wirklich zu dieser passgenauen Spritze kommt.

Das ist richtig, man braucht für einen solchen Impfstoff starke Hilfsstoffe, Adjuvantien nennen wir die, die das Immunsystem aktivieren und ihm die richtige Richtung geben, um die richtige Abwehr zu entwickeln.

Und sind das viele verschiedene Hilfsstoffe, was das so kompliziert macht?

Das stimmt, pro Immunantwort, Immunabwehr die man hervorrufen möchte, braucht man maßgeschneiderte Hilfsstoffe.

Also muss man noch sehr lange daran forschen, könnte ich mir vorstellen.
Sie verfolgen einen anderen Ansatz, nämlich den der Entwicklung einer Schutzimpfung, sprich einer Impfung, die man bei gesunden Menschen gibt. Bei Gebärmutterhalskrebs ist das ja schon möglich. Da erforschen Sie auch weiterhin die Wirkstoffe. Was haben Sie da herausgefunden?


Wir schauen uns die Wirkmechanismen an und sehen, dass diese Impfstoffe erstaunlicherweise breiter wirken, als ursprünglich gedacht. Das sind sehr gute, breit wirksame Impfstoffe, die auch andere Erreger dieser Papillomviren verhindern können.

Und wird auch schon ausreichend geimpft?

Leider nicht. In Deutschland haben wir Impfquoten von nur 40 Prozent. Das ist bei weitem nicht ausreichend.Wichtig wäre es, 90-95 Prozent der Mädchen zwischen 12 bis 17 Jahren zu impfen.

Könnte man denn diese Impfung, die wie Sie sagen, sehr wirksam ist, kann man dieses Prinzip nicht auch auf andere Krebsarten übertragen?

Im Prinzip ja, bei virusinduzierten Krebserkrankungen. Aber leider werden nicht alle Krebserkrankungen durch Viren hervorgerufen. In dem Fall braucht man diese individuellen, maßgeschneiderten Impfstoffe.

Und wo sind wir da am weitesten? Also gegen welche Krebsart könnten wir uns demnächst eine weitere Schutzimpfung vorstellen?

Im Augenblick haben wir schon Schutzimpfungen gegen Leberkrebs -Hepatitis- und Gebärmutterhalskrebs. Weitere vorstellen könnte man sich gegen Magenkarzinome, weil die durch bakterielle Infektionen hervorgerufen werden, auch gegen einige Blutkrebse.

Und das wäre in einigen Jahren schon machbar?

Die Forschung arbeitet mit Hochdruck daran. Wie die Erfolge kommen und wann die Umsetzung möglich ist, muss die Zeit zeigen.

Dann hoffen wir mal auf das Beste! Dankeschön für diese Informationen.

Interview: Maria Grunwald