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Politik

Kölner Keupstraße gedenkt des NSU-Anschlags

9. Juni 2019

Es ist schon 15 Jahre her, doch diese Wunde wird noch lange brauchen um zu verheilen. Dafür haben nicht nur die Terroristen gesorgt. Heute muss sich vor allem die Gesellschaft kritische Fragen gefallen lassen.

Deutschland Gedenken an NSU-Anschlag auf Kölner Keupstraße
Bild: picture-alliance/dpa/R. Pfeil

Mit einer Gedenkminute haben mehrere hundert Menschen in der Kölner Keupstraße des Nagelbombenanschlags der Neonazi-Terrorzelle "Nationalsozialistischer Untergrund" (NSU) vor 15 Jahren gedacht. Während der Schweigeminute wurden 15 weiße Tauben als Friedenssymbol aus einem Käfig frei gelassen und stiegen in den Himmel auf. Der Inhaber eines Cafés erinnerte an die Tat am 9. Juni 2004. "Es floss Blut aus meinen Ohren", sagte er. "Erst dachten wir an eine Gasexplosion, aber dann sahen wir die Nägel." 22 Menschen wurden verletzt, vier davon schwer.

Flugblätter mit Hakenkreuzen vor dem Gedenken

Die Polizei ging nach dem Anschlag lange Zeit von einer Abrechnung im kriminellen türkischen Milieu aus. In Richtung Rechtsextremismus wurde nicht ermittelt. Erst sieben Jahre später wurde deutlich, dass der NSU für die Tat verantwortlich war.

In das Gedenken in der Keupstraße mischte sich auch gehörig Kritik an Politik und Gesellschaft Bild: picture-alliance/dpa/R. Pfeil

Kurz vor dem 15. Jahrestag des Anschlags waren am 3. Juni in der Nachbarschaft der Keupstraße   Flugblätter mit Hakenkreuzen und Gewaltaufrufen gegen Muslime in Briefkästen eingeworfen worden. Die Täter seien noch nicht gefasst, sagte ein Polizeisprecher. Oberbürgermeisterin Henriette Reker bezeichnete die Drohbriefe als "widerwärtige Aktion" und als das "abscheuliche Gedankengut rechtsextremer Spinner". Die in Köln ansässige türkisch-islamische Organisation Ditib sieht die Flugblätter als Ausdruck einer ständig wachsenden Bedrohungslage auch im öffentlichen Raum. Die Muslime in Deutschland seien besorgt und fragten sich, ob diese Bedrohung wirklich ernst genommen werde. Die Haltung der deutschen Politik und Gesellschaft sei geprägt von "Anteilslosigkeit".

Langes Warten auf ein Mahnmal

Bei einer Diskussionsveranstaltung im Schauspielhaus in Köln-Mülheim zeigte sich, dass viele Anwohner mit der Aufarbeitung der NSU-Verbrechen unzufrieden sind. So beklagte sich ein Mann, der bei dem Anschlag verletzt worden war, darüber, dass seine Stimme nicht gehört werde und niemanden interessiere. Enttäuschung besteht auch darüber, dass ein seit langem geplantes Mahnmal des Berliner Künstlers Ulf Aminde noch immer nicht realisiert worden ist. Geschäftsleute und Anwohner aus der türkisch geprägten Keupstraße wünschen es sich auf einem Grundstück nahe des Anschlagsorts. Das Problem ist, dass dieses Grundstück nicht der Stadt gehört, sondern von einem privaten Investor entwickelt wird.

sti/hk (dpa, epd)

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