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Die Köpfe rollen im US-Frauenfußball

5. Oktober 2021

Nach Vorwürfen des "systematischen sexuellen Missbrauchs" versprechen die US-Frauen-Profiliga und der Verband Aufklärung. Eine Ex-Staatsanwältin soll dabei helfen. Es gibt prominente Rücktritte und späte Einsichten.

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Der Skandal um sexuellen Missbrauch im US-Frauenfußball hat personelle KonsequenzenBild: Robin Alam/ZUMAPRESS/picture alliance

"Brennt alles nieder, lasst ihre Köpfe rollen!", hatte US-Superstar Megan Rapinoe vergangene Woche auf Twitter gefordert. Die Fußball-Weltmeisterin hatte damit die Reaktion der Frauenfußball-Profiliga NWSL angeprangert, die - trotz Aufforderung - nichts gegen mutmaßlichen sexuellen Missbrauch in Nordamerikas höchster Spielklasse unternommen hat. 

Erste Köpfe sind seitdem gerollt. Der prominenteste: Liga-Chefin Lisa Baird, der die Vorwürfe bekannt waren, musste noch am vergangenen Freitag zurücktreten, nachdem sie zuvor noch eine Pause des Spielbetriebs für das Wochenende angeordnet hatte. "Ich übernehme die volle Verantwortung für die Funktion, die ich hatte. Der Schmerz, den so viele fühlen, tut mir leid", sagte Baird. Mit ihr ging auch ihre Justiziarin Lisa Levine.

Neue Kräfte sollen Aufklärung überwachen

Die NWSL hat nun inzwischen ein neues Leitungsgremium berufen, das vor allem die Aufklärung der massiven Vorwürfe gegen diverse Trainer sowie den Vorstand wegen möglicher unterlassener Hilfe überwachen soll: Amanda Duffy, Angie Long und Sophie Sauvage. Zudem, so teilte die Vereinigung auf ihrer Webseite mit, sei eine unabhängige Untersuchung in Auftrag gegeben worden und mehrere Initiativen seien angelaufen. 

Der US-Verband hat die ehemalige Staatsanwältin Sally Q. Yates mit der Untersuchung der Fälle beauftragt. Sie besitze eine "umfassende Erfahrung in der Durchführung komplexer und hochsensibler Ermittlungen" und erhalte "volle Autonomie, Zugang und die notwendigen Ressourcen, um die Fakten und Beweise zu verfolgen, wohin sie auch führen mögen", teilte US Soccer mit.

Vorwürfe gegen Ex-Trainer

Die Spielerinnen Sinead Farrelly und Meleana Shim hatten in einem Artikel des Internet-Portals The Athletic die mutmaßlichen sexuellen Übergriffe ihres Ex-Trainers Paul Riley geschildert. Der NWSL-Klub North Carolina Courage entließ daraufhin den Engländer, der US-Verband entzog ihm die Lizenz. Riley bestreitet die Vorwürfe. Die Bitte von Farrelly und Shim an die NWSL, den Fall nochmals aufzurollen, nachdem sich die Liga zu Jahresbeginn besonders die Bekämpfung von Missbrauch zur Aufgabe gemacht hatte, wurde von Baird mit dem Hinweis zurückgewiesen, die Untersuchung gegen Riley aus dem Jahr 2015 sei abgeschlossen.

Ex-Weltfußballerin Megan Rapinoe kämpft gegen Missstände im FrauenfußballBild: Imago Images/Zuma/J. Breton

Riley ist bereits der dritte NWSL-Coach, der dieses Jahr wegen Fehlverhaltens entlassen wurde. Im August wurde Christy Holly bei Racing Louisville gefeuert, nachdem sich Spielerinnen über ein "toxisches Umfeld" beklagt hatten. Vergangene Woche trennte sich Washington Spirit von Coach Richie Burke nach zahlreichen Vorwürfen. Ein vierter Fall ereignete sich bei OL Reign, seit Sommer der Klub von Nationalspielerin Dzsenifer Marozsan, wo Farid Benstiti zurücktrat, nach Darstellung seines Klubs wegen „unangemessener Kommentare“. Die Spielerinnenvereinigung NWSLPA sprach von "systemischen Missbrauch".

Späte Entschuldigung

Inzwischen hat der Besitzer der Portland Thorns um Verzeihung gebeten. "Ich bereue unsere Rolle in diesem deutlichen Systemversagen zutiefst", schrieb Merritt Paulson in einem Offenen Brief auf der Website des Klubs, für den der beschuldigte Trainer Paul Riley bis 2015 gearbeitet hatte. Paulson betonte selbstkritisch, dass das Team offener mit der Entlassung Rileys hätte umgehen müssen. Die internen Untersuchungen seien nicht öffentlich gemacht worden, "um die Privatsphäre der betroffenen Spielerinnen zu schützen", schrieb Paulson. Die Trennung sei aufgefasst worden, als hätten die schlechten Ergebnisse zur Entscheidung geführt.

Dennoch habe der frühere Klub der ehemaligen Nationaltorhüterin Nadine Angerer die Untersuchungsergebnisse der NWSL übermittelt. "Schlussendlich hätten wir mehr tun können. Ich möchte mich bei Mana, Sinead und alle anderen Betroffenen entschuldigen", schrieb Paulson: "Wir verneigen uns nicht nur vor ihrem Mut, sondern vor allem vor ihrer Entschlossenheit, gehört zu werden."


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