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GesellschaftDeutschland

Die Karnevalisten sind los: Weiberfastnacht in Deutschland

8. Februar 2024

Deutschlands Narren drehen wieder voll auf. Der Straßenkarneval hat begonnen, ganz traditionell mit Frauenpower an Weiberfastnacht.

Weiberfastnacht - Düsseldorf
Närrinnen vor dem Düsseldorfer Rathaus: Symbolische MachtübernahmeBild: Federico Gambarini/picture alliance/dpa

Im Süden Deutschlands sind die Narren Frühaufsteher. In Konstanz in Baden-Württemberg weckten sie die Bevölkerung in den frühen Morgenstunden mit Musik und Glocken, machten Krach in dem sie mit Rätschen ratterten. Mitglieder der Narrenzunft Blätzlebuebe liefen durch die Innenstadt, angeführt vom Polizeiblätz auf seinem hölzernen Ross.

Narren in Konstanz: Seit dem frühen Morgen auf den BeinenBild: Felix Kästle/dpa

Zu etwas ausgeschlafenerer Zeit ging es in den westdeutschen Karnevalshochburgen am Rhein los. Pünktlich um 11.11 Uhr brach dort der närrische Frohsinn aus. Mit Weiberfastnacht oder Altweiberdonnerstag begann traditionell der Straßenkarneval. In vielen Städten stürmten Frauen die Rathäuser und übernahmen symbolisch die Macht.

Ein närrischer Hotspot: das Bundesland Nordrhein-Westfalen. In Düsseldorf nahmen die "Möhnen" Oberbürgermeister Stephan Keller gefangen. Der lieferte sich mit den Frauen auf dem Rathausbalkon das an diesem Tag übliche Wortgefecht, gab am Ende aber - auch wie üblich - klein bei.

Die Düsseldorfer "Möhnen" beim Sturm auf das Rathaus: Wortgefechte mit dem BürgermeisterBild: Federico Gambarini/dpa/picture alliance

Ein ganz besonderer Karnevalsauftakt war es diesmal in Bonn-Beuel, wo die Weiberfastnacht einst erfunden wurden. In diesem Jahr wird nämlich der 200. Jahrestag des sogenannten Wäscherinnen-Aufstands gefeiert. 1824 hatten sich die Beueler Wäscherinnen gegen das Patriarchat und die damit verbundene Ausbeutung der Frauen gewandt und ein Damenkomitee gegründet.

Wenn es den Männer an die Krawatte geht

"Der Brauch der Wäscherinnen, sich beim Kaffeeklatsch nach einem festen Reglement über die groben Verstöße ihrer Männer gegen den Hausfrieden und die eheliche Treue auszutauschen, überstand die unterschiedlichen politischen Epochen bis heute", heißt es ganz offiziell von der Stadt Bonn. Seit 1958 benennen die Beueler Frauen alljährlich auch eine Repräsentantin aus ihren eigenen Reihen, die Wäscherprinzessin.

Auch in Bonn erfunden: An Weiberfastnacht muss sich so mancher Mann von einem besten Stück verabschieden. In den 1950er-Jahren, als die Stadt am Rhein noch Regierungssitz der Bundesrepublik Deutschland war, fingen in den Bonner Ministerien selbstbewusste Sekretärinnen damit an, ihren Chefs am Karnevals-Donnerstag das Statussymbol Krawatte abzuschneiden.

Vom Wetter nicht die Laune verderben lassen

Auch in zwei weiteren rheinischen Karnevalshochburgen geht es jetzt turbulent zu. In Mainz, der Landeshauptstadt von Rheinland-Pfalz, versammelten sich zahlreiche Karnevalisten der Tradition entsprechend am Fastnachtsbrunnen auf dem Schillerplatz. In Köln ließ das Dreigestirn aus Prinz, Bauer und Jungfrau die Jecken los.

Kölner Jeck: Mit Regencape im GetümmelBild: Rolf Vennenbernd/dpa

Eine Herausforderung war das Wetter: Am Morgen konnten sich die Karnevalisten etwa in Köln nur mit Schirm, Ganzkörper-Verkleidung oder mit durchsichtigem Regencape über dem Kostüm ins Getümmel stürzen. Danach gab es aber auch trockene Phasen. Der Kölner Karnevalspräsident Christoph Kuckelkorn sagte der Deutschen Presse-Agentur, aufgrund des schlechten Wetters sei der Andrang dieses Mal geringer als sonst. "Entweder kommen die Menschen später oder sie haben sich besonnen, zu Hause zu feiern, was ja auch ein schönes Konzept ist."

Regen und Konfetti - Bunt und vielfältig

Im "Kwartier Latäng", dem Kölner Studentenviertel rund um den Partyhotspot Zülpicher Straße, herrschte allerdings auch vor dem offiziellen Start um 11.11 Uhr schon wieder großes Gedränge. Dieser Bezirk zieht vor allem junge Feiernde an.

Straßenkarneval auf dem Alter Markt in Köln: "Alle Nationalitäten, Religionen und Orientierungen"Bild: Rolf Vennenbernd/dpa

Kuckelkorn betonte: "Köln ist bunt. Wir haben alle Nationalitäten, alle Religionszugehörigkeiten, Orientierungen hier. Köln ist ein Raum der Vielfalt. Da haben irgendwelche Strömungen, die das in irgendeiner Weise auch nur annähernd eingrenzen wollen, überhaupt keine Chance, und dafür streiten wir", sagte Kuckelkorn in Anspielung auf die deutschlandweiten Proteste gegen Demokratiefeinde und Rechtsextremisten. "Der Karneval steht immer fest an der Seite der Demokratie."

In Köln stehen an diesem Donnerstag rund 1500 Polizisten, 200 Ordnungsamtsmitarbeiter und mehr als 1000 private Sicherheitskräfte bereit, um den Ansturm der Partytouristen in halbwegs geregelte Bahnen zu lenken. Erstmals gab es in diesem Jahr ein Straßenfest auf den Kölner Ringen, um das überfüllte Studentenviertel rund um die Zülpicher Straße zu entlasten.

In Köln läuft dieses Jahr auch eine Präventionskampagne unter dem Motto "It's a dress, not a yes!" Videoclips machen darauf aufmerksam, dass bestimmte Kleidung oder ausgelassenes Feiern nicht als Einladung für sexuelle Übergriffe missverstanden werden dürfen.

AR/pg (dpa, afp, kna)

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