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Die Supermächte

Jochen Kürten6. November 2008

D. W. Griffiths Filme "The Birth of a Nation" und "Intolerance" sowie die Epen russischer Filmpioniere setzten der Geschichte ihrer Heimatländer ein Denkmal. Jetzt liegen sie in vorbildlichen Editionen auf DVD vor.

Fimszene aus "The Birth of a Nation"
Fimszene aus "The Birth of a Nation"Bild: Absolut Medien

Man kann die frühe Kinogeschichte in eine Zeit vor und nach "The Birth of a Nation" einteilen. "Unser aller Lehrer" nannte Charles Chaplin seinen Regiekollegen David Wark Griffith. Als der 1875 in Kentucky geborene Griffith im Alter von 40 Jahren seinen Film "The Birth of a Nation" drehte, hatte er schon hunderte der damals üblichen Kino-Einakter gedreht und galt als führender Filmemacher seines Landes. Doch mit dem Monumentalepos "The Birth of a Nation" wurde alles anders. Auch der unmittelbar danach gedrehte "Intolerance" hatte gewaltigen Einfluss auf die Filmgeschichte.

Zehn Jahre Laufzeit in Rußland

DVD-Cover von "Birth of a Nation"Bild: Absolut Medien

"Intolerance" beeinflusste auch das frühe Kino in Russland. Dessen bekanntester Regisseur Sergej Eisenstein war der Überzeugung, Griffith Film habe "das grundlegende Textbuch für die ganze sowjetische Filmindustrie abgegeben". Das ist durchaus vorstellbar, lief die amerikanische Produktion doch zehn Jahre ohne Unterbrechung in Rußland und spielte Millionen ein.

Das russische Kino setzte damals ebenso wie der US-amerikanische Film Meilensteine. Zu seinen bedeutensten Regisseuren gehörte Wsewolod Pudowkin, dessen Revolutionsepos "Sturm über Asien" beim Anbieter "absolut medien" ebenso auf DVD vorliegt wie die beiden Filme von D. W. Griffith.

"The Birth of a Nation"

Fimszene aus "The Birth of a Nation"Bild: Absolut Medien

Auch wenn Griffiths Epos über den amerikanischen Bürgerkrieg, den er anhand von zwei Familien vorexerziert, bis heute wegen seiner rassistischen Tendenzen umstritten ist, so steht doch fest: "The Birth of a Nation" hat das Kino revolutioniert. Der Filmwissenschaftler Seymour Stern schrieb: "In politischer und sozialer Hinsicht etablierte Griffith den Film als Massenmedium im Gegensatz zu den älteren Künsten mit ihrer Anziehungskraft und Strahlweise des Intimen. Er bewies, dass das Kino nicht weniger als die Literatur und die Bühne zum Gegenstand ernsthafter kritischer, ästhetischer, intellektueller, politischer, sozialer und technischer Diskussionen werden konnte. Auf die Weise gewann der Kinofilm seinen dominierenden Einfluss auf das soziale Leben in den USA."

"Intolerance"

DVD-Cover von "Intolerance"Bild: Absolut Medien

"The Birth of a Nation" wurde zum bisher kommerziell erfolgreichsten Film und blieb das bis 1939, bis zum Film "Vom Winde verweht". Noch monumentaler sollte ein Jahr später "Intolerance" werden, der gleich vier Geschichten ineinander verschachtelt erzählt. Episoden aus Babylon und der Bibel, aus dem Frankreich der Bartholomäusnacht und der Moderne wurden von Griffith kunstvoll montiert. Der Film war ursprünglich 220 Minuten lang und wurde anfangs auch in verschiedenen Teilen seperat in die Kinos gebracht.

Doch an den kommerziellen Erfolg von "The Birth of a Nation" konnte er nicht anknüpfen und brach Griffith letztendlich das Genick. Nach zwei Tonfilmen Anfang der 1930er-Jahre beendete er seine Regie-Karriere.

"Sturm über Asien"

Filmplakat "Sturm über Asien"Bild: absolut Medien

Wie Griffith in "The Birth of a Nation" verstand es auch Pudowkin die Geburt seiner Nation kraftvoll für das Kino zu inszenieren und zu stilisieren. Dabei erzählt der russische Regisseur seine Geschichte fast im Stile hollywoodscher Spannungsdramaturgie: Die Erlebnisse des Hirtensohnes Bair aus der Mongolei vor dem Hintergrund der russischen Revolutionswirren sind packend inszeniert und rasant geschnitten. Pudowkin verließ dabei die klassische sowjetische Filmdramaturgie, in der die Masse über das Individuum triumphierte. Baird wird in "Sturm über Asien" zum heroischen Helden, der die Feinde aus dem Ausland in die Knie zwingt.

"Johan"

Filmplakat "Johan"

Um einen Eindringling aus dem Ausland ging es auch in der literarischen Vorlage für Mauritz Stillers Stummfilm "Johan" von 1921. Dort war es ein Russe, der in Finnland eine kriselnde Ehe sprengt. Im Film veränderte der große schwedische Regisseur die Herkunft des Verführers und variierte auch das Ende. "Johan" ist ein Film mit überwältigenden Naturaufnahmen, eine Stummfilmperle, die vor einigen Jahren erst restauriert und mit einer neu eingespielten Musik aufgeführt wurde. Ein Beispiel für das frühe Kino aus Schweden, das damals zu den führenden Kino-Nationen Europas gehörte. Die Romanvorlage wurde später unter anderem auch von Aki Kaurismäki verfilmt.

Die Filme liegen beim Anbieter "absolut medien" vor. Umfangreiche booklets mit zum Teil erstmals in Deutschland erschienenen Texten ergänzen die Filme. Die DVD-Edition mit dem Mauritz Stiller-Film enthält auch Aki Kaurismäkis "Juha" von 1999.

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