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Glaube

Die Krippe bewegt

3. Januar 2025

Am 06. Januar feiert die Kirche Epiphanias. Ein Anlass, den Blick auf die Weisen aus dem Morgenland zu richten und dass sie sich zur Krippe bewegen lassen. Ein Beitrag der katholischen Kirche.

Die drei Weisen aus dem Morgenland - Überlebensgroßer Pappaufsteller in Langenlonsheim
Bild: Luisa Maurer

Man sieht sie in diesen Tagen an den verschiedenen Stellen des Ortes durch Langenlonsheim wandern. Die drei Weisen aus dem Morgenland. Überlebensgroße Pappaufsteller machen sich auf den Weg. Zur Krippe, die im Pfarrgarten der katholischen Kirche des Ortes aufgebaut ist. Meter für Meter bewegen Menschen sie auf ihrem Weg dorthin, jeden Tag ein kleines Stückchen weiter. Bis sie angekommen sind, an der Krippe: Dort, wo der leuchtende Stern sie hingeführt hat.

Ich finde sie sympathisch, die Weisen aus dem Morgenland. Und echt mutig. Einen solch langen Weg zu bestreiten. Nein, ich meine nicht die Pappaufsteller in Langenlonsheim, sondern die, die sie darstellen sollen. Am 06. Januar begeht die Kirche Epiphanias, das Hochfest der Erscheinung des Herrn. Dabei feiert sie, dass Gott in Jesus Mensch wird. Er wird verehrt von denen, die sich auf den Weg zur Krippe machen. Auf den Weg zur Krippe machen sich nicht nur die Hirten, sondern auch die Weisen aus dem Morgenland. Von ihnen erzählt das Matthäusevangelium als Sterndeuter, im zweiten Kapitel.

Es gibt Film, der die Weihnachtsgeschichte und eben auch die Geschichte dieser Sterndeuter erzählt. Ich schaue ihn jedes Jahr zur Weihnachtszeit. Er heißt „Es begab sich aber zu der Zeit“. Eine Szene beeindruckt mich darin immer wieder. Die drei Weisen aus dem Morgenland entdecken, dass es eine besondere Sternenkonstellation geben wird. Und einer von ihnen entscheidet, dass sie sich auf eine sehr weite Reise begeben. „Kasper, ich hoffe du meinst eine geistige Reise?“ fragt sein Freund ihn überrascht. Aber nein, mehrere hundert Tage machen sie sich auf den Weg und legen viele Kilometer zurück. Sie lassen sich aus einer Mischung aus Wissenschaft und einer großen Portion Glaube bewegen. „Na habt ihr euren Glauben wieder gefunden?“ fragt Kasper seine beiden Begleiter, als sie an der Krippe nach einem langen Weg angekommen sind und der Stern ganz hell über dem Kind leuchtet.

Sie sind ein Paradebeispiel für mich, dass der Glaube Menschen bewegen kann – und zwar ganz konkret über viele Kilometer hinweg. Die drei Weisen aus dem Morgenland haben sich zur Krippe bewegt und sich dann von diesem Kind bewegen lassen, das für sie und für alle Menschen geboren wird. Sie lassen sich bewegen - davon, dass Gott Mensch wird. Sie kommen von weit her. Sie sind keine Juden. Doch dieses Kind ist für alle geboren, egal welcher Herkunft, welcher Religion. Und es bewegt sie: über alle Grenzen ihres Landes und ihrer Religion hinweg.

An Weihnachten hat Papst Franziskus ein Heiliges Jahr eröffnet. Die Kirche feiert es alle 25 Jahre. In diesem Jahr trägt das Jubiläumsjahr den Titel „Pilger der Hoffnung“. Das Wort Pilger stammt vom lateinischen peregrinus und heißt wörtlich übersetzt “Fremder”. Pilger der Hoffnung meint dann vielleicht auch, dass wir Menschen nicht ziellos durch die Welt irren. Es bedeutet für mich, dass es immer Grund zur Hoffnung gibt, auch wenn wir letztlich Fremde auf dieser Welt sind. Die Weisen aus dem Morgenland kamen als Fremde von weit her an die Krippe und fanden dort ein Kind, das alle Menschen, unabhängig ihrer Herkunft und Religion, vereinen will. Die offizielle Pilgerhymne des Heiligen Jahres drückt dies in einer Strophe so aus: „Alle Sprachen, alle Nationen finden Licht in deiner Offenbarung. Deine Kinder, fragend, sehnend, suchend: Dein geliebter Sohn heißt sie willkommen.“

Wie passend, dass das Christentum zu Beginn griechisch ὁδός , übersetzt der Weg, genannt wurde. Christinnen und Christen waren von Beginn an Menschen, die sich haben bewegen lassen, über alle Grenzen hinweg. Wenn ich in diesen Tagen durch Langenlonsheim gehe, erinnern mich die drei großen Pappaufsteller daran, dass dieses Kind uns bewegen möchte. Aufeinander zu[MOU1]  und auf Gott zu, der alle Grenzen zu uns Menschen, zu mir überwindet und selbst Mensch wird.

Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes und vor allem ein bewegendes neues Jahr 2025, in dem das Kind in der Krippe uns alle bewegt, so wie die Weisen aus dem Morgenland. Wie es die Pilgerhymne ausdrückt: "Licht des Lebens, Flamme unsrer Hoffnung! Dieses Lied, es steige auf zu dir. Gott, dein Schoß hält ewig uns geborgen. Voll Vertrauen gehen wir mit dir."

 [MOU1]Hier dasselbe. Kommt durch "der alle Grenzen zu uns Menschen, zu mir überwindet" schon hervor.

Dieser Beitrag wird redaktionell von den christlichen Kirchen verantwortet.

Luisa Maurer - Luisa Maurer, geboren 1995, hat in Saarbrücken, Rom und Trier Theologie studiert. 2020 absolvierte sie ihren Abschluss mag. theol. an der Theologischen Fakultät in Trier sowie die dreijährige Berufseinführungsphase zur Pastoralreferentin im Bistum Trier. Seit 2023 ist sie als Pastoralreferentin im Bistum Trier beauftragt. Sie ist für das Bistum Trier als Rundfunkbeauftragte für den Saarländischen Rundfunk sowie im Pastoralen Raum Bad Kreuznach tätig.Bild: Privat