Grenzfall
5. März 2008Jekaterina B. lebte seit ein paar Jahren mit ihrem niederländischen Mann in dem kleinen Ort Baarle-Hertog, einer belgischen Enklave im Süden der Niederlande. Sie bewohnten ein Haus, das zur einen Hälfte Geschäftshaus, zur anderen Hälfte Wohnhaus ist. Das Haus hat zwei Eingänge: Der eine liegt bereits auf niederländischem Gebiet, der andere auf belgischem. Die Lokalzeitungen schreiben, das Haus sei übel beleumundet gewesen: Vor Jahren habe sich dort eine obskure, der Geldwäsche verdächtigte Bank einquartiert. Außerdem sei von dort aus ein Sex-Club gemanagt worden.
Tatsache ist: Die tote Weißrussin wird seit dem Frühjahr 2007 vermisst, ihre besorgten Eltern hatten sich an die belgischen Behörden gewandt. Fest steht auch: Der Ehemann der Toten ist untergetaucht. Obwohl die genauen Todesumstände seiner Frau noch unklar sind, so sucht doch die Polizei nach ihm - in Holland und in Belgien.
Und damit beginnen wieder die Unklarheiten: Zwar wurde die Leiche im niederländischen Teil des Hauses gefunden, aber wenn es ein Verbrechen war, so hätte es genauso gut - nämlich nur einige Zentimeter vom Leichenfundort entfernt - in Belgien geschehen sein können. Blutspuren fanden sich schließlich überall im Erdgeschoss.
Das Verbrechen ohne Ort - Hercule Poirot, der belgische Kommissar in den Romanen von Agatha Christie hätte den Fall sicherlich gelöst. Doch dies ist keine Fiktion, sondern bittere Realität mit trauernden Angehörigen in Weißrussland und mit einer Halbwaisen: Jekaterina B. hinterlässt eine vierjährige Tochter.