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Weltwirtschaftsgipfel

7. Juli 2009

Das weltweite Machtgefüge hat sich in den vergangenen Jahren dramatisch verändert. Die Finanzkrise hat den Übergang in eine multipolare Welt beschleunigt. Es scheint, als schlägt die letzte Stunde der G8.

Die Großen Acht in L'Aquila (Foto: AP)
"Familienfoto" in L'AquilaBild: AP
Gipfeltreffen einmal andersBild: AP

Es ist eine unumstößliche Tatsache: Der exklusive Club der G8-Staaten kann die Probleme der Welt alleine nicht lösen. Die sogenannten Schwellenländer sind aufgerückt - ohne sie geht es nicht mehr. Bestes Beispiel: Die Weltfinanzgipfel, bei denen über Wege aus der Krise gesucht wird: In Washington im vergangenen November wie auch Anfang April in London fanden diese Gipfel im Rahmen der G20 statt - also G8 plus G5 - mit dabei sind also auch Brasilien, Indien, China, Mexiko und Südafrika. Plus einige weitere Länder, als da wären: Argentinien, Australien, Indonesien, Saudi-Arabien, Südkorea und die Türkei.

Das Ende der G8?

G8.....Bild: AP

Ausgerechnet Bundeskanzlerin Angela Merkel war es, die dieser Tage vor dem Deutschen Bundestag das Totenglöckchen für die G8 in ihrer bisherigen Form läutete. Die Welt wachse zusammen, so die Kanzlerin - und die Probleme, vor denen man stehe, könnten von den Industrieländern alleine nicht gelöst werden. Ihr Fazit: "Der Gipfel in L’Aquila wird deutlich machen, dass das G8-Format nicht mehr ausreicht."

Diese Aussage kommt überraschend, denn es war die deutsche Kanzlerin, die einer Erweiterung des Clubs beispielsweise um die großen Schwellenländer immer ablehnend gegenüber stand. Quasi als Ersatz schuf sie vor zwei Jahren, als Deutschland den G8-Vorsitz innehatte, den sogenannten Heiligendamm-Prozess. Damit sollten die Begegnungen mit den Schwellenländern, die seit Jahren auf jedem G8-Gipfel stattfinden, institutionalisiert und vertieft werden. Doch die Finanzkrise wirkt nun wie ein Katalysator, so wie in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts die Ölkrise, als der Grundstein für die heutige G8-Gruppe gelegt wurde.

Der Wettlauf der Weltenretter

...oder doch lieber G20?Bild: AP

Nun also findet eine Art Wettstreit statt: Welche Gruppe kann die Welt retten? Die Acht, das scheint klar, werden es alleine nicht schaffen - obwohl in ihren Ländern die Ursachen für die Weltwirtschaftskrise zu finden sind. Die G20 hat durch eben diese Krise eine deutliche Aufwertung erfahren. Auch diese Gruppe hat ihren Ausgangspunkt in einer Krise: Sie war vor zehn Jahren als Finanzminister-Forum entstanden, als eine Finanzkrise Asien und Lateinamerika erfasst hatte. Nur wird es mittlerweile langsam unübersichtlich. Weil die G8 den Eindruck vermeiden will, dass man am liebsten unter sich bleiben will, werden die Treffen immer mehr aufgebläht. In L'Aquila beispielsweise werden am letzten Gipfeltag Vertreter aus 28 Ländern mit am Tisch sitzen.

G20 als Rettungstruppe für die Welt?

Die Bundeskanzlerin glaubt, dass man spätestens im kommenden Jahr Klarheit über die Zukunft der verschiedenen Tagungsformate haben wird. "Ich denke, dass G20 das Format sein sollte, das wie ein überwölbendes Dach die Zukunft bestimmt." Dennoch wird sich der exklusive Club der G8 weiterhin treffen. Dann eben im Rahmen von Vorbesprechungen für die größeren Treffen, auf denen dann globale Beschlüsse gefällt werden. Und das scheint in der Tat sinnvoll: Mag die Exklusivität ein Nachteil sein - die Schlagkraft der G8 könnte größeren Gruppen zu mehr Dynamik verhelfen. Das richtige Format zur Rettung der Welt indes dürfte auch G20 nicht sein - solange man diese Gruppe nicht viel mehr als bisher vernetzt mit den regionalen Organisationen wie der Afrikanischen Union, der NAFTA in Nord- und Mittelamerika oder der asiatischen Staatengemeinschaft ASEAN.

Autor: Henrik Böhme

Redaktion: Insa Wrede

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