Die Liga lauert auf bayerische Fehler
1. November 2012Beim Berliner Fan-Gipfel zum Thema Gewalt im Fußball gaben sich Verantwortliche und Fanvertreter zumindest im Ton versöhnlich. Man wolle nun wieder miteinander reden, statt über einander. Die jüngsten Ausschreitungen im Pokal von Dresdener Fans machen klar: Es ist auch höchste Zeit. Fast scheint es, als ob die Gewalt-Debatte das Sportliche vor diesem 10. Spieltag überlagert. Aber nur fast.
Ganz im Norden von Fußball-Deutschland hat man derzeit völlig andere Sorgen: Beim Hamburger SV steht Trainer Thorsten Fink vor der kniffligen Aufgabe, die geballte Offensiv-Kraft von Spitzenreiter Bayern München zu bändigen. Im DFB-Pokal reichte den Münchenern unter der Woche eine B-Elf – die angesichts von Stars wie Robben und Pizzaro ihren Namen aber kaum verdiente – um Zweitligist Kaiserslautern mit 4:0 vom Platz zu fegen. Dennoch sagt HSV-Coach Fink selbstbewusst: "Wenn wir eine gute Leistung bringen, kann es sein, dass es an ihnen nagt, verloren zu haben. Sie sind nicht unverwundbar."
Erste Schwächen im Spiel der Bayern
Die Liga begehrt auf gegen die bayerische Dominanz und das hat Gründe: Nach acht Siegen in Folge zeigten die Bayern im letzten Heimspiel gegen Leverkusen erstmals Schwächen und verloren überraschend mit 1:2. Noch hat der Rekordmeister einen beruhigenden Vier-Punkte-Vorsprung auf Verfolger Schalke, doch der Konkurrenz sind die Unkonzentriertheiten der Bayern nicht verborgen geblieben. Daher fordert FCB-Star Arjen Robben: "Wir müssen hellwach bleiben und dürfen nicht noch mal Punktverluste erleben".
An einen der seltenen Punktverluste der Vorsaison erinnert man sich bei Meister Borussia Dortmund noch ganz genau. Das spektakuläre 4:4 gegen den VfB Stuttgart begeisterte die Zuschauer und strapazierte die Nerven der Trainer. Stuttgarts Stürmer Julian Schieber beeindruckte die Borussia damals so sehr, dass sie ihn im Sommer verpflichteten. Ob Schieber nun gegen seinen Ex-Verein auf Torejagd gehen darf, ist aber ungewiss, zu stark ist sein Sturm-Konkurrent Robert Lewandowski. Trainer Jürgen Klopp erwartet gegen Stuttgart "ein schwieriges Spiel, aber ob's spektakulär wird - abwarten".
Stevens stapelt tief
Abwarten und siegen scheint momentan die Strategie des FC Schalke 04 zu sein. Die Königsblauen gewannen die letzten drei Spiele und sind dank der Münchener Pleite gegen Leverkusen wieder in Schlagdistanz zur Tabellenspitze. Im Spiel bei 1899 Hoffenheim können die Schalker weiter Druck auf München machen, doch da seine Mannschaft ersatzgeschwächt anreist, stapelt Trainer Huub Stevens tief: "Es wird ein sehr schweres Auswärtsspiel“, gegen Hoffenheim werde "jeder einzelne Spieler gefordert sein".
Herausfordern will der Tabellen-16. VfL Wolfsburg den direkt vor ihm platzierten 1. FC Nürnberg. Im Kampf gegen den Abstieg haben die Wölfe dabei offenbar neuen Elan: Seit der Entlassung von Trainer Felix Magath spielt das Team wie ausgewechselt, holte zwei Siege binnen einer Woche. Statt gegen den im Team wenig beliebten Magath nachzutreten, loben die Spieler lieber Interimscoach Lorenz-Günter Köstner: "Er ist ein guter Mann. Wir glauben jetzt wieder an das, was wir können", sagte Bas Dost und Spielmacher Diego betonte: "Er ist sehr wichtig für uns.“ Die Botschaft an Magath dürfte angekommen sein.
Die beständig unbeständige Borussia
Ziemlich weit unten angekommen ist der FC Augsburg. Der Tabellenvorletzte will bei Hannover 96 wieder punkten. Die Niedersachsen verspüren nach vier sieglosen Spielen aber selber Druck. Den verspürt auch das Vorjahres-Überraschungsteam Borussia Mönchengladbach, bei dem derzeit nur eins beständig ist: die Unbeständigkeit. Im Heimspiel gegen den SC Freiburg will das Team von Coach Lucien Favre wieder an gute Leistungen anknüpfen. In den Sonntagspartien treffen Leverkusen und Düsseldorf sowie Bremen und Mainz aufeinander. Zum Auftakt des 9. Spieltages empfängt Eintracht Frankfurt die Spielvereinigung Greuther Fürth.
Die Deutsche Welle berichtet am Samstag (03.11.2012) in ihrem Live-Stream vom 10. Spieltag der Fußball-Bundesliga ab 16.05 Uhr MEZ.