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Die Lufthansa will wieder abheben

4. August 2022

Die Lufthansa verbucht erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie wieder einen Quartalsgewinn. Der Konzern steht noch in einem Arbeitskampf, ist aber trotzdem optimistisch und will jetzt weitere Stellen schaffen.

Lufthansa
Bild: Daniel Kubirski/picture alliance

Nach der Rückkehr in die Gewinnzone im zweiten Quartal rechnet die Lufthansa jetzt auch für das Gesamtjahr im Tagesgeschäft mit schwarzen Zahlen. Der bereinigte operative Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) dürfte 2022 mehr als eine halbe Milliarde Euro erreichen, teilte das im MDax gelistete Unternehmen am Donnerstag in Frankfurt mit. Dazu soll vor allem eine weitere Erholung im Passagiergeschäft beitragen.

Bisher hatte Vorstandschef Carsten Spohr nach den tiefroten Zahlen des zweiten Corona-Jahres 2021 nur eine Verbesserung des operativen Ergebnisses in Aussicht gestellt. Wegen der Streichung Tausender Flüge soll die Flugkapazität im laufenden Sommerquartal allerdings nur 80 statt 85 Prozent des Vorkrisen-Niveaus erreichen.

Im zweiten Quartal erzielte die Lufthansa einen Umsatz von knapp 8,5 Milliarden Euro und damit gut zweieinhalbmal so viel wie im pandemiegeprägten Vorjahreszeitraum. Ein Jahr zuvor hatte hier ein Minus von 827 Millionen Euro gestanden. Unter dem Strich verdiente die Lufthansa 259 Millionen Euro nach einem Verlust von 756 Millionen im Vorjahreszeitraum.

Die langen Wartezeiten wegen Personalmangels am Boden haben den Passagieren viel Geduld und Verständnis abgefordertBild: Gero Breloer/dpa/picture-alliance

Weiter Weg bis zum Vorkrisenniveau

Dennoch fährt die Lufthansa angesichts der massiven Betriebsprobleme im Luftverkehr den Flugbetrieb im Sommer langsamer hoch als bisher geplant. Von Juni bis September seien bei den Passagier-Airlines 80 Prozent der Kapazität von vor der Corona-Krise geplant nach 74 Prozent im zweiten Quartal, so der Konzern. Bislang wurden 85 Prozent des Vorkrisenjahres 2019 angepeilt. Im Gesamtjahr sollen es weiterhin 75 Prozent sein.

Aufgrund von Personalknappheit an Flughäfen und bei Airlines knirscht es beim Hochfahren des Luftverkehrs im Sommerreiseboom nach der Pandemiekrise noch gewaltig. Allein die Kernmarke Lufthansa musste schon mehr als 7000 Flüge streichen. Auch die anderen beiden großen Netzwerk-Airlines Air France-KLM und IAG dampften ihre Pläne für das Sommerquartal um fünf Prozentpunkte ein auf 80 bis 85 Prozent, bezogen auf sämtliche Passagierflüge.

Die zahlreichen Flugausfälle zu Beginn der Ferienzeit haben jedenfalls nicht zum relativ guten Ergebnis beigetragenBild: Michael Probst/AP Photo/picture alliance

Cargo sorgt für "starkes Ergebnis"

Angetrieben wurde das gute Lufthanse-Zwischenergebnis vor allem von der Logistiksparte, die einzelnen Airlines wie Lufthansa, Austrian Airlines und Eurowings blieben in den roten Zahlen. "Die Nachfrage nach Frachtkapazitäten ist auch aufgrund anhaltender Störungen in der Seefracht noch immer hoch", erklärte der Konzern. Daher seien die Durchschnittserlöse in der Luftfrachtindustrie "weiter deutlich über dem Vorkrisenniveau".

Konzernchef Carsten Spohr sprach insgesamt von einem "starken Ergebnis" nach einem herausfordernden Halbjahr für Fluggäste und Beschäftigte. Nun müsse der Flugbetrieb insgesamt weiter stabilisiert werden. Die Lufthansa blickt demnach optimistisch ins weitere Jahr und rechnet mit einem operativen Jahresergebnis von mindestens 500 Millionen Euro.

Flughafen Leipzig/Halle: Während das Passagieraufkommen sank, legte der Frachtumschlag deutlich zuBild: Jan Woitas/dpa/picture alliance

Neuer Streik als Bremsklotz?

Alle Airlines der Lufthansa-Gruppe haben in den vergangenen Monaten Flüge gestrichen, um die Abläufe an Flughäfen zu stabilisieren. Aber auch ein Warnstreik der Gewerkschaft Verdi im Tarifstreit über die Löhne der rund 20.000 Bodenbeschäftigten der Lufthansa führte zu mehr als 1000 Ausfällen. Das sorgt seit Juni für Ärger bei vielen Reisenden, die nach zwei Jahren Corona-Pandemie endlich wieder ins Ausland reisen wollen, und dann erst nach langen Wartezeiten mit erheblichen Verspätungen ans Ziel kommen.

Die Tarifverhandlungen für die rund 20.000 Beschäftigten des Lufthansa-Bodenpersonals gehen bereits an diesem Donnerstag weiter. Die dritte Verhandlungsrunde in dem Tarifkonflikt war von vornherein auf zwei Tage angesetzt. Ihr war am Mittwoch vergangener Woche ein flächendeckender Warnstreik vorausgegangen, der nahezu den kompletten Flugplan der Lufthansa lahmgelegt hatte. Für den Fall einer Nicht-Einigung hat Verdi-Verhandlungsführerin Christine Behle bereits mit weiteren Arbeitskampfmaßnahmen zur Hauptreisezeit gedroht.

Airline-Chef Spohr ist aber noch optimistisch, dass eine Einigung im Tarifstreit mit der Gewerkschaft Verdi für das Bodenpersonal gelingt. "Wir sind zuversichtlich, dass wir eine Einigung erreichen werden", sagte er am Donnerstag,

Der Arbeitskampf mit dem Bodenpersonal hat schon viel Geld und Nerven gekostet, mit den Piloten droht nun neuer ÄegerBild: Sachelle Babbar/ZUMA Press/picture alliance

Wieder mehr Mitarbeiter

"Neben der erreichten Rückkehr in die Profitabilität haben nun Top-Produkte für unsere Kunden und Perspektiven für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wieder höchste Priorität", erklärte Vorstandschef Spohr bei der Vorstellung des Quartalsergebnisses.

Das erste Halbjahr sei für Fluggäste und Mitarbeiter herausfordernd gewesen, erklärte er weiter: "Weltweit geriet die Airline-Industrie an ihre operativen Grenzen." Dennoch schaue das Management optimistisch in die Zukunft. Vor einigen Wochen hatte sich der Lufthansa-Chef dafür entschuldigt, an der ein oder anderen Stelle zu viel gespart zu haben.

Nach dem massivem Personalabbau in der Corona-Krise schaltet die Lufthansa jetzt auf Erholung und Wachstum mit Tausenden Neueinstellungen um. Im zweiten Halbjahr sollen demnach rund 5000 Beschäftigte angeheuert werden - in Cockpit, Kabine und am Boden. Im kommenden Jahr noch mal so viele. In der Corona-Krise, die den Flugverkehr einbrechen ließ, hatte die Airline Gruppe die Zahl der Mitarbeiter von rund 139.000 weltweit auf gut 100.000 reduziert.

dk/hb (rtr, dpa, afp)

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