Die Lufthansa wird 80 Jahre alt
6. Januar 20061. April 1955, Flugplatz München-Riem. Kurz vor acht Uhr morgens rollt eine silbergraue Lufthansa-Maschine vom Typ "Convair 340" in die Startposition. An Bord 17 Passagiere, ihre Ziele Frankfurt, Köln oder Hamburg. 317 Mark haben sie für das Ticket bezahlt, vier Stunden und 20 Minuten wird die historische Reise dauern.
Auf den Zwischenstationen gab es Ansprachen und Empfänge, wie in Frankfurt am Main. "Im Augenblick rollt die zweimotorige Convair auf dem Flughafen Frankfurt ein. Es haben sich natürlich zahlreiche Gäste hier versammelt, die diesen historischen, denkwürdigen Augenblick miterleben wollen", berichtete von dort ein Radioreporter.
Wiedergeburt einer Airline
Es war die Wiedergeburt einer Airline - dank einer Sondergenehmigung der britischen Königin und unter britischer Lufthoheit. Da fand zwar in Deutschland längst wieder ziviler Luftverkehr statt, aber befördert wurden die Passagiere von Maschinen der Air Fance, der SAS oder der KLM. Und nun schlug wieder die Stunde der Lufthansa.
Die Anfänge waren bescheiden. Die Fliegerei, sie war in den 50er Jahren etwas für Gutbetuchte und Geschäftsleute. "...statt übertriebenem Luxus eine Atmosphäre vornehmer Behaglichkeit. Dabei jeder Komfort - von der klima- und Druckausgleichanlage bis zu den herrlichen schaumstoff-gepolsterten, verstellbaren Sitzen...", hieß es in einem Werbespot.
Rasantes Wachstum
Gegründet worden war die Deutsche Lufthansa bereits am 6. Januar 1926. Sie entstand aus dem Zusammenschluss des Deutschen Aero Lloyd mit dem Junkers Luftverkehr. Das Unternehmen wächst rasant, 1934 wird der millionste Fluggast begrüßt. Es folgen Verbindungen nach New York und Tokio. Mit dem Beginn des Zweiten Weltkrieges wird die Lufthansa faktisch der Luftwaffe unterstellt. Zum Kriegsende 1945 wird das Unternehmen von den Alliierten liquidiert, der Luftverkehr verboten.
10 Jahre später dann der Neustart, mit Maschinen, die heute keinen Sicherheits-Check mehr durchstehen würden. Werner Bittner war einer der Piloten der ersten Stunde. "Ich flog damals als junger Kapitän auf DC 3, 1957, und diese DC 3 hatten wir von den Franzosen gekauft", erinnert er sich. "Wir wussten gar nicht, dass die vorher in Indochina eingesetzt gewesen waren - die hatten Einschüsse gehabt, die ausgebessert waren."
Neue Ära
Doch schon bald wurde eine neue Ära eingeläutet, das Zeitalter der Düsenflugzeuge begann. Am 2. März 1960 landete die erste Boeing 707 in Hamburg. Wieder 10 Jahre später dann eroberte der Jumbo die Lüfte. Am 26. April 1970 nahm die Lufthansa als erste europäische Fluglinie den Langstreckendienst mit der Boeing 747, dem so genannten Jumbo-Jet auf. An die erste Landung in Frankfurt am Main erinnert sich Flugkapitän Josef Förster. "Als wir gelandet waren, konnte die Polizei die Menschenmenge nicht mehr halten, die sind quer über den Flughafen gerannt zu der Halle, dort war nichts mehr zu machen."
Bis hinein in die 90er Jahre flog die Linie mit dem gelben Kranich am Höhenruder als Staatsunternehmen. 1997 wurde die Privatisierung des schwer angeschlagenen Unternehmens abgeschlossen, es folgte der Gang an die Börse. Heute ist sie eine der größten Fluggesellschaften der Welt: Sie befördert mehr als 50 Millionen Passagiere pro Jahr zu über 170 Zielen in 74 Ländern. Mehr als 90.000 Menschen sind bei der Lufthansa beschäftigt, zwei Drittel davon in Deutschland.
Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 geriet die Airline wie viele andere in eine tiefe Krise, die von der SARS-Epidemie in Asien noch verschärft wurde. Mit einem strikten Sparprogramm führte der neuen Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber das Unternehmen wieder in die schwarzen Zahlen. Der kann nun verkünden: "Lufthansa ist gewachsen und dabei attraktiver geworden. Nach dem Krisenjahr 2003 haben wir uns erfolgreich in der Gewinnzone zurückgemeldet."