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Die Männer vom Ebola-Beerdigungs-Team

Julius Kanubah/Stefanie Duckstein18. September 2014

1459 Menschen haben in Liberia den Kampf gegen Ebola bereits verloren. Und das Virus fordert täglich neue Opfer. Eine kleine Gruppe von Helfern hat eine schwierige Aufgabe: Sie sammeln die Leichen aus den Straßen.

Freiwillige tragen einen Ebola-Toten im Leichensack in Liberia (Foto: DW/Julius Kanubah).
Bild: Dw/J. Kanubah

Wenn das Team um Mark Korvayan ein Dorf erreicht, hören sie schon von Weitem das Weinen der Angehörigen und Nachbarn. Sie trauern um ihre gerade verlorenen Familienmitglieder, ihre Freunde. Doch die neun Männer sind nicht hierher gekommen, um die Menschen zu trösten. Ihnen obliegt eine wohl noch schwierigere Aufgabe: sie sollen die jüngsten Opfer der Ebola-Epidemie einsammeln. "Ich bin überhaupt nicht glücklich mit dieser Aufgabe. Eine furchtbare Arbeit ist das", gibt Mark Korvayan zu. "Jeden Tag diese toten Körper. Ich bin doch kein Leichenbestatter."

Und schon eilt er wieder zur nächsten Aufgabe: Eine Familie in der Hauptstadt Monrovia hat drei Angehörige verloren, einen 7-jährigen Sohn und zwei Frauen. Korvayan und seine acht Kollegen haben ihre Schutzanzüge angelegt. Er selbst trägt einen Kanister mit Desinfektionslösung auf dem Rücken, mit der er die Umgebung weiträumig sterilisiert. Die Männer verpacken jeden toten Körper einzeln in einem Leichensack und schaffen sie auf einen Transporter. Später werden sie die Leichen in Monrovias Quarantänestation verbrennen.

Mark Korvayan, Chef des Beerdigungs-TeamsBild: Dw/J. Kanubah

Mit hohem Risiko

Korvayan und seine Männer bilden eines der Ebola-Beerdigungs-Teams des Roten Kreuzes Liberia. Sie machen die Arbeit freiwillig und erhalten dafür knapp 800 Euro im Monat. Eigentlich sei er Heilpraktiker, sagt Korvayan. "Nur mit Gottes Hilfe kann ich das hier überstehen. Das ist ein Kampf, den wir zu bestehen haben und ich opfere mich gemeinsam mit den Kollegen von der Polizei und anderen Helfern." Über das Risiko, sich selbst zu infizieren, sei er sich bewusst, aber das gehe er für sein Land ein, sagt Korvayan. Doch die Dimension der Krise belaste ihn sehr. "Sie werden es nicht glauben: Gestern habe ich 16 Menschen abgeholt. Davor waren es 22. An manchen Tagen sind es 25 oder sogar 30."

Die Männer in ihrer Schutzmontur erregen die Aufmerksamkeit von Passanten. In langen Reihen stehen Schaulustige um den Lastkraftwagen und beobachten die Männer bei der Arbeit. Beim Anblick des Beerdigungs-Teams sei ihm die Gefahr das erste Mal richtig klar geworden, sagt Dax Gray, ein Passant. "Ich musste mir das mal mit eigenen Augen anschauen, um zu begreifen: Ebola ist tatsächlich da."

Abtransport von Ebola-Toten in MonroviaBild: Dw/J. Kanubah

"Nur so können wir den Kreislauf stoppen"


O'Neil Bestman ist Pressesprecher vom liberianischen Roten Kreuz. Er koordiniert die einzelnen Beerdigungsteams in Zusammenarbeit mit dem Gesundheits-Ministerium. "Ihre Arbeit ist nicht ungefährlich", sagt Bestman, sie sei aber sehr wichtig für die Gesellschaft. "Würden die Leichen einfach liegen bleiben, würde sich das Risiko einer Ansteckung enorm erhöhen. Menschen würden sie anfassen wollen. Denn in unserer Kultur ist es üblich, Betroffenen Mitgefühl auszudrücken und sie zu trösten. So ist die einzige Möglichkeit, den Kreislauf der Ansteckung zu unterbrechen, die schnelle Beseitigung der Toten."

Etwa 50 "Bestatter" beschäftigt das Rote Kreuz in ganz Liberia. Angelockt von dem Geld wollen immer mehr diesen risikoreichen Job auf sich nehmen. Einer von ihnen ist Roland Kercula. Er ist arbeitslos. "Ich bin bereit, für mein Land Liberia zu sterben", sagt Kercula. "Wenn wir einfach nur die Hände in den Schoß legen und beobachten, was die Regierung macht, wird das Virus bald das ganze Land kontrollieren." Angesichts internationaler Prognosen, das Virus könne noch bei weitem mehr Todesopfer fordern als bisher angenommen, brauchen die Beerdigungs-Teams einen langen Atem.

Trotz Risiko großer Andrang: Bewerber für das Beerdigungs-TeamBild: Dw/J. Kanubah
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