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Die Meinung zweifelhafter Ikonen

Jens Krepela23. Oktober 2012

Eddy Merckx fühlt sich von Lance Armstrong verschaukelt. Miguel Indurain hält ihn für unschuldig. Dabei zeigt der Blick in die Dopinggeschichte des Radsports: der Zweifel radelt schon seit einem Jahrhundert mit.

(REUTERS/Stefano Rellandini/Files)
Bild: Reuters

“Das macht mich krank“, sagte Radsport-Ikone Eddy Merckx in einem Interview mit der belgischen Zeitung Le Soir zur Causa Armstrong: „Ich habe Lance Armstrong mehrere Male getroffen. Nie hat er mit mir über das Thema Doping gesprochen. Ich bin einfach auf ihn hereingefallen. Sein Verhalten erstaunt und enttäuscht mich sehr.“ Eine erstaunliche Aussage. Schließlich wurde auch Merckx mehrfach positiv getestet und musste eine Dopingsperre absitzen. Während seiner aktiven Karriere von Mitte der 60er bis Mitte der 70er Jahre standen Aufputschmittel und kraftbildende Steroidhormone im Peloton hoch im Kurs. Aufgeputscht von Amphetaminen radelte der Brite Tom Simpson 1967 in den Tod.

Merckx wurde beim Giro d'Italia 1969 positiv getestet und vom Rennen ausgeschlossenBild: picture-alliance/dpa/Sportreport

Kokain und Dynamit gegen die Erschöpfung

Nicht besser war die Lage als das Jahrhundert noch jünger und der Radsport noch ursprünglicher war. 1923 gewinnt Henri Pélissier die Tour de France. Im Jahr darauf steigt er im Streit mit den Kommissaren aus dem Rennen aus. Und er packt aus: Im Café de la Gare in Coutances leert er zusammen mit seinem Bruder Francis seine Trikottaschen vor den Augen des Journalisten Albert Londres. Zum Vorschein kommen Chloroform, Kokain und eine Pille namens "Dynamit", die den Fahrern helfen soll die Schinderei zu überstehen. Ein Reglement das so etwas verbot gab es damals nicht. Dementsprechend weit verbreitet dürfte die Einnahme von Drogen und Medikamenten gewesen sein. Offensichtlich wird es bei der Tour 1955: Der Schweizer Ferdi Kübler kämpft sich fast im Delirium ins Etappenziel, sein französischer Kollege Jean Malléjac kollabiert und entgeht nur knapp dem Tod. Zum ersten Mal suchen die Kommissäre in den Zimmern der Rennfahrer nach Medikamenten und finden Aufputschmittel en masse.

Die Ära der Dopingskandale

Ex-Toursieger Landis hat Doping gestanden und fordert den Rücktritt der UCI-SpitzeBild: dapd

Seit Anfang der 1990er EPO Einzug in den Sport gehalten hat sind Verbände und Veranstalter wie nie zuvor damit beschäftigt die Ergebnislisten umzuschreiben. Die Dopingskandale häufen sich: Der Betrug beim Festina-Team fliegt 1997 auf. In den folgenden Jahren werden so gut wie alle Star-Fahrer wegen Dopingvergehen erwischt und gesperrt: Jan Ullrich, David Millar, Ivan Basso, Floyd Landis, Alexander Winokourov und Michael Rasmussen um nur eine Auswahl zu nennen. Ihr leistungssteigerndes Arsenal umfasste Wachstumshormone, Bluttransfusionen und Aufputschmittel. Mit vielen Jahren Verspätung stürzt jetzt auch der Dominator Lance Armstrong vom Sockel. Um zu verstehen wie Doping den Radsport durchdrungen hat genügt das neueste Zitat des fünffachen Tour-Siegers Miguel Indurain: "Ich glaube, dass Armstrong unschuldig ist", sagte der Spanier am Dienstag dem spanischen Sender Radio Marca nachdem nun auch die zunächst untätige UCI endgültig mit Armstrong gebrochen hat.