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"Man muss jede Friedensinitiative begrüßen"

Die Fragen stellte Lina Elter6. Juli 2007

Mitglieder des EU-Parlaments haben die Krisenregion Darfur bereist und sich ein eigenes Bild gemacht. Sie trafen sich unter anderem mit führenden Mitgliedern der sudanesischen Regierung und besuchten Flüchtlingslager.

Jürgen Schröder
Europaparlamentarier Jürgen Schröder reiste sechs Tage durch DarfurBild: Foto: Europäisches Parlament

DW-WORLD.DE: Wie haben sie die Situation in den Flüchtlingslagern erlebt?

Jürgen Schröder: Die Situation in den Flüchtlingslagern ist so, dass es nicht das Elend gibt, das man vielleicht erwarten könnte. Die Menschen werden von den Hilfsorganisationen gut behandelt und versorgt. Das Schlimme daran ist, dass die Menschen, die dort leben, keine Perspektive haben auf absehbare Zeit wieder in die Gegenden, aus denen sie vertrieben wurden, zurückgehen zu können. Die Dörfer wurden oft niedergebrannt und die Saat vergiftet. Zum Teil ist die Lage in diesen Gegenden auch immer noch unsicher. Ein weiteres Problem ist, dass die Menschen, wenn sie seit Jahren im Lager leben, sich daran gewöhnen von Fremden versorgt zu werden. Somit haben sie weniger Motivation zurückzugehen, auch wenn der Teil des Sudans aus dem sie kommen wieder hergerichtet werden könnte.

China wird eine zentrale Rolle bei der Lösung des Konflikts zugeschrieben. Sie haben sich mit dem chinesischen Botschafter im Sudan, Chang Dong, getroffen. Wie ist die derzeitige Haltung Chinas?

China scheint Interesse daran zu haben, dass es Fortschritte in Darfur gibt. Ein Grund dafür ist, dass China Angst hat, dass die Erdöllieferungen aus dem Sudan gefährdet werden könnten. Die Chinesen sind einer der größten Abnehmer sudanesischen Öls, deshalb wollen sie, dass dort Frieden und Ordnung einziehen. China ist auch dafür, dass in Darfur eine so genannte Hybrid-Truppe eingerichtet wird. Da man von sudanesischer Seite nicht erwarten kann, dass die jetzt auf den Einsatz dieser Hybrid-Truppe drängen, müsste das von außen kommen. Ich sehe da als Hauptchance die Einflussnahme Chinas, weil das Land der größte Wirtschaftspartner ist und wahrscheinlich derzeit die einzige Weltmacht, die tatsächlich Autorität hat gegenüber der sudanesischen Regierung.

Sie und Ihre Kollegen haben auf Ihrer Reise für eine rasche Stationierung von UN-Blauhelmen in der Krisenregion geworben. 20.000 Soldaten für eine Region, die ungefähr so groß ist wie Frankreich. Machen Sie sich Hoffnung, dass die gemeinsame Friedenstruppe von AU und UN die Lage verbessert?

Das Verhältnis zwischen der Menge der Soldaten und der Größe der Region ist natürlich so, dass man sagen muss, das hat wenig Sinn. Andererseits muss man jede Initiative begrüßen, die in die Richtung Friedensschaffung und Friedenssicherung zeigt.

Jürgen Herbert Schröder (CDU) ist Abgeordneter im Europäischen Parlament und Mitglied des Entwicklungsausschusses.