Die Museumsköchin
"Das Leben früher hier im Schwarzwald war viel umständlicher und anstrengender als heute, das habe ich durch meine Arbeit hautnah erfahren. Mir würde es aber nichts ausmachen, so wie damals zu leben, nur auf ein Badezimmer würde ich nicht gern verzichten wollen.
Arbeit in der Küche
Mein Tag beginnt um spätestens 7 Uhr, dann stehe ich auf und versorge meinen eigenen Haushalt. Ich bin verheiratet und habe drei Kinder, die aber nicht mehr zu Hause wohnen. Gegen 9 Uhr bin ich dann an meinem Arbeitsplatz im Freilichtmuseum Vogtsbauernhof, genauer in der Küche eines der sieben alten Höfe, zum Beispiel im Falkenhof.
Bis die erste Gruppe, meisten eine Schulklasse, kommt, habe ich noch jede Menge zu tun. Ich werde später mit der Gruppe zusammen am Rauchherd kochen, und danach essen wir gemeinsam zu Mittag. Davor muss ich alles vorbereiten, Holz holen, das Feuer anzünden und Wasser kochen. Die Lebensmittel, die wir brauchen, habe ich bereits eingekauft und mitgebracht.
Schwarzwälder Schinken
Um 10 Uhr kommt die erste Schulklasse, ich hole sie ab und mache mit ihnen eine Einführung vor dem Falkenhof. Dann wird die Arbeit verteilt: Es gibt eine Mahlzeit mit Kartoffeln und Rührei, Butter und Brot. Das ist sättigendes und nahrhaftes Essen, genau so, wie es vor 100 oder mehr Jahren üblich war auf einem Schwarzwaldbauernhof.
Einige der Schüler waschen die Kartoffeln, andere schlagen die 30 Eier auf, einer darf ständig Wasser am Brunnen holen, fließendes Wasser gab es ja nicht. Andere holen Holz für das Feuer, rühren die Butter, decken den Tisch und pflücken Blumen für den Tischstrauß. Derweil erkläre ich, wie die Rauchküche funktioniert, früher hat man das Fleisch im Rauch über die Feuerstelle aufgehängt, so entstand der berühmte Schwarzwälder Schinken.
Reste werden recyclet
Weil wir genau so arbeiten wie damals eine Bäuerin mit Landwirtschaft, gehen wir hinaus während das Essen vor sich hinkocht. Wir beackern in der Zwischenzeit aber nicht das Feld, sondern machen einen Gang durch das Museumsgelände, und schauen uns die anderen Gebäude an. Nach einer Stunde sind wir zurück in der Küche, dann kommt eine riesige Pfanne auf den Herd und wir bereiten das Rührei zu.
Nach einer Viertelstunde heißt es "Essen marsch". Gegessen wird in der Bauernstube und die Schüler genießen es. Gemeinsam räumen wir auf, spülen das Geschirr in einer Zinkbadewanne, trocknen ab, räumen den Tisch ab und machen sauber. Was an Resten übrig geblieben ist, wie Kartoffelschalen oder Buttermilch, kriegen die beiden Schweine im Stall, direkt neben der Küche. Das ist ein echtes Higlight für die Kinder, wenn sie die Tiere füttern dürfen.
Erstmal umziehen
Danach ist Schluss und die Schüler fahren wieder ab. Ich kontrolliere noch ein Mal ob alles in der Küche in Ordnung ist, vor allem den Herd. Alle gußeisernen Töpfe werden mit Wasser gefüllt, wegen der Brandgefahr. Währenddessen kommen öfters andere Museumsbesucher vorbei und gucken mir zu.
Entweder habe ich danach Feierabend oder es kommt am Nachmittag noch eine weitere Gruppe. Wie auch immer: Weil die Kleidung nach meinem Einsatz in der Küche immer stark nach Rauch riecht, fahre ich auf jeden Fall nach Hause und ziehe mich um."