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Razzia bei der Deutschen Bank

Mischa Ehrhardt Frankfurt am Main
29. November 2018

Die Deutsche Bank kommt nicht aus den Schlagzeilen. Erneut rückt ein Großaufgebot von Bundespolizei, Steuerfahndung und Staatsanwaltschaft zur Razzia an. Die Vorwürfe wiegen schwer: Es geht um Geldwäsche.

Frankfurt Razzia bei Zentrale Deutsche Bank
Bild: REUTERS

Die Fahnder kamen in den Morgenstunden: 170 Beamte waren ausgeschwärmt und führten in sechs Dependancen der Deutschen Bank eine Razzia durch. Die Beamten sicherten in Frankfurt, Eschborn und in Groß-Umstadt Geschäftsunterlagen in schriftlicher oder elektronischer Form. Am Hauptsitz der Bank in der Frankfurter Innenstadt waren zeitweise mindestens zehn Mannschaftswagen der Bundespolizei zu sehen, zudem mehrere Zivilfahrzeuge mit Blaulicht.

Mindestens zwei Mitarbeiter der Bank stehen im Verdacht, Kunden geholfen zu haben, in Steueroasen - so genannten offshore-Zentren - Gesellschaften gegründet und Gelder "gewaschen" zu haben. Dabei seien auch Gelder aus Straftaten im Spiel gewesen, die dann auf Konten der Deutschen Bank transferiert worden seien. Den beiden Beschuldigten und anderen - bislang noch nicht identifizierten - Verantwortlichen wird vorgeworfen, dass sie es unterlassen haben, Geldwäscheverdacht zu melden. Die Frankfurter Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass bereits zu Beginn der jeweiligen Geschäftsbeziehungen ausreichende Anhaltspunkte dafür vorgelegen hätten.

Von Offshore-Leaks und Panama Papers

Dass es sich hier um keine Bagatelle handelt wird klar, wenn man sich das Ausmaß des mutmaßlichen Skandals vor Augen führt. Allein im Jahr 2016 seien über eine zur Deutschen Bank gehörenden Gesellschaft auf den britischen Jungferninseln 900 Kunden betreut worden. Es handelt sich um ein Geschäftsvolumen von 311 Millionen Euro. Die Jungferninseln sind als Steueroase bekannt.

Nicht gut fürs Image: Einsatzwagen der Polizei vor der Deutschen Bank. Bild: REUTERS

Bankmitarbeiter sind per Gesetz verpflichtet, unverzüglich zu melden, wenn der Verdacht besteht, dass Kunden Gelder aus kriminellen Geschäften waschen wollen oder in Verbindung mit Terrorismusfinanzierung stehen. Das gilt unabhängig von der Höhe des Betrages. Der Verdacht gegen die Mitarbeiter der Deutschen Bank ergab sich den Angaben der Ermittler zufolge nach einer Auswertung der Daten der sogenannten "Offshore-Leaks" und "Panama Papers" durch das Bundeskriminalamt. Die "Panama Papers" waren Journalisten zugespielt und im Frühjahr 2016 veröffentlicht worden. Die Unterlagen der panamaischen Anwaltskanzlei Mossack Fonseca enthalten Informationen über Geschäfte mit Briefkastenfirmen.

Die Deutsche Bank zeigte sich in ersten Stellungnahmen überrascht. "Wir waren der Ansicht, dass wir den Behörden alle relevanten Informationen zu den Panama Papers bereitgestellt hatten", sagte Bank-Sprecher Jörg Eigendorf. "Selbstverständlich werden wir eng mit der Staatsanwaltschaft kooperieren, da auch uns daran gelegen ist, alle Verdachtsmomente aufzuklären."

Von wegen "Es kehrt Ruhe ein"

Dieser neue sich abzeichnende Skandal kommt für die Bank zur Unzeit. Denn die größte deutsche Bank steckt inmitten eines Konzernumbaus. Mit Amtsantritt des neues Chefs an der Spitze des Geldhauses, Christian Sewing im April dieses Jahres hofften Beobachter wie Mitarbeiter, dass die Skandale der Vergangenheit weitgehend abgearbeitet wären. Wegen Betrügereien und Verfehlungen von Mitarbeitern der Bank hatte das Geldhaus in den vergangenen Jahren seit der Finanz- und Wirtschaftskrise rund 20 Milliarden Euro an Strafen zahlen müssen. "Ein externer Beobachter kann nur kopfschüttelnd zuschauen, was hier abläuft. Man hatte das Gefühl, dass jetzt endlich Ruhe einkehrt in das Kreditinstitut. Solche Überraschungen schaden der Bank natürlich extrem", sagt Bankenexperte Wolfgang Gerke, Präsident des Bayerischen Finanz Zentrums.

Die Deutsche Bank steht immer wieder im Fokus von Ermittlern. In den vergangenen Jahren fanden mehrfach Razzien bei dem Institut statt. 2015 beispielsweise ging es bei einer Durchsuchung der beiden Zwillingstürme in Frankfurt um den Verdacht an einer Beteiligung an Steuertricksereien, den so genannten "Cum-Ex"-Geschäften. Vorwürfe, dass Mitarbeiter der Bank bei Geldwäsche- und Geldwäscheprävention nicht immer eine reine Weste hatten, sind ebenfalls nicht neu. Erst im September hatte die Finanzaufsichtsbehörde BaFin einen Aufpasser nach Frankfurt geschickt - nach Angaben der Bafin ein bis dahin einmaliger Vorgang. Zuletzt war die Bank auch im Zusammenhang mit dem Geldwäscheskandal bei der Danske Bank ins Fadenkreuz geraten.

Nicht erst seit diesem Fall steht die zuständige Vorständin, Sylvie Matherat, in der Kritik. Zuletzt war in Berichten über eine mögliche vorzeitige Ablösung spekuliert worden. Der für Geldwäsche-Prävention zuständige Manager Philipp Vollot hat die Bank im Oktober verlassen - und ausgerechnet bei der Danske Bank angeheuert.

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