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Suche nach Leben

Ina Rottscheidt4. August 2007

Die NASA schickt "Phoenix" auf Reisen: Eine Art fliegender Bagger, der auf dem Mars erstmals nach Eis und Hinweisen auf Leben sucht. Auch Erkenntnisse über den Klimawandel auf der Erde erhoffen sich die Wissenschaftler.

Phoenix-Sonde, Quelle: AP/NASA
Die sechs Meter lange Phoenix-Sonde mit dem Greifarm (Animation)Bild: AP/NASA

Der "Phoenix Mars Lander" startete am Samstag (4.8.) um 11.26 Uhr MESZ vom Cape Canaveral in Florida aus ins All und soll in neun Monaten den Roten Planeten erreichen. Es ist die Landung, die den Flug zum Nachbarplaneten tückisch macht: Die Erfolgsrate liege bislang unter 50 Prozent, sagt Mars-Programmdirektor Doug McCuistion von der NASA.

Beweise für Wasser auf dem Mars?Bild: AP

Erstmals wird mit ihr nicht nur optisch nach Wasser gesucht, sondern auch danach gegraben. "Es gibt kein Beispiel von Leben, dass ohne flüssiges Wasser entstehen könnte", sagt Wolfgang Baumjohann vom Institut für Weltraumforschung in Graz. "Noch nicht einmal Einzeller". Der Fund von Wasser wäre daher das zentrale Indiz dafür, dass es Leben auf dem Mars gegeben haben könnte. Phoenix - eine Art fliegende Baumaschine samt Experimentierofen, Labor, Kamera, Laser-Kanone und Wetterstation - wird gezielt nach Eis in der Nähe der nördlichen Polkappe suchen. Dort soll die Sonde voraussichtlich am 25. Mai 2008 nach einem fast zehn Monate langen Flug und 680 Millionen Kilometern landen - wenn alles gut geht. Die Landung ist so kompliziert, weil dort wenig freundliche Witterungsbedingungen herrschen - Temperaturen von bis zu minus 100 Grad Celsius.

Die Strecke Erde-Mars: Trotz Nachbarschaft zehn Monate FlugBild: picture-alliance/ dpa

Der Weltraum-Bagger

Unmittelbar nach der Landung werden Solarpaneele zur Stromerzeugung, eine Kamera und ein etwa zwei Meter langer Roboterarm ausgefahren, dessen Spitze einer Art Mini-Baggerschaufel gleicht. Damit soll sich Phoenix durch die Staub- und Geröllschichten der Marsoberfläche graben - auf der Suche nach gefrorenem Wasser. "Die Frage ist, wie tief das Eis sitzt", sagt Chefwissenschaftler Peter Smith von der Universität von Arizona in Tucson. "Wir können etwa einen Meter tief graben, aber das dauert einige Zeit." Die Schichtung der Eis- und Staubablagerungen liefert dabei vielleicht Informationen über die Klimazyklen des Planeten, hoffen die Wissenschafter. Von der Form der Gesteinskörnchen erwartet man Aufschlüsse über die Erosion durch fließendes Wasser.

Leben auf dem Mars ist denkbar

"Wenn jemals Chancen auf weiteres Leben in unserem Sonnensystem bestanden haben, dann auf dem Mars", sagt Ralf Jaumann vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR): "Vor zwei bis drei Milliarden waren die Bedingungen dort ähnlich günstig wie auf der Erde." Baumjohann vom Institut für Weltraumforschung verweist zusätzlich auf Leben, das sich auch auf der Erde trotz widriger Bedingungen entwickelt habe, etwa in der Tiefsee oder in Hochgebirgszonen: "Da ist es auch nicht besonders gemütlich. Darum kann ich mir auch vorstellen, dass es auf dem Mars Leben gegeben hat. Allerdings nur Einzeller oder Bakterien, höhere Lebensformen brauchen eine längere Entwicklungszeit."

Ein Urstromtal auf dem Roten PlanetenBild: picture-alliance/ dpa

Die Sonde ist aber nicht nur auf der Suche nach Lebensspuren. Wissenschaftler erhoffen sich auch Erkenntnisse über den Klimawandel auf der Erde, denn der Mars war nicht immer so kalt und lebensfeindlich wie heute: "Es muss eine gewaltige Katastrophe gegeben haben", vermutet Jaumann vom DLR. Warum weiß man noch nicht. "Wir stochern im Dunkeln", sagt er. "Planeten in ihrer Frühphase versuchen, die gewaltige Energie, die sie beim Zusammenballen gewonnen haben, wieder abzugeben. Daraus entwickelt sich Vulkanismus und wenn der irgendwann nachlässt, verändert sich auch die Atmosphäre, weil nicht mehr so viel Kohlendioxid und Wasserdampf ausgestoßen werden. Vielleicht wurde es dadurch auf dem Mars kälter und das Klima veränderte sich grundlegend", so eine These Jaumanns. Aber auch der Einschlag eines Kometen oder Asteroiden sei denkbar. Die wirklich spannenden Fragen seien aber noch ungelöst: "Was hat die Katastrophe ausgelöst? Was hat diese Katastrophe bislang auf der Erde verhindert? Und was können wir draus lernen?"

Menschen zum Mars schicken

Die NASA hat aber noch ein langfristiges Ziel im Auge: Irgendwann nach dem Jahr 2020 sollen Astronauten zum Mars fliegen. Phoenix soll potenzielle Landeplätze und Wasservorräte erkunden. Jaumann hält bemannte Raumfahrt zum Roten Planeten allerdings in absehbarer Zeit für unwahrscheinlich: Noch könne man die Versorgung der Astronauten für rund 500 Tage dauernde Reise nicht sicherstellen, gibt er zu bedenken. Auch der Schutz vor Sonnenstürmen - Wolken von heißem Gas mit energiereichen Teilchen, die außerhalb des schützenden Magnetfelds der Erde wirken – sei noch nicht möglich. Sein Kollege Baumjohann glaubt, mit den nötigen Mitteln sei der Mars-Flug zu schaffen: "Das ist eine Frage des Geldes. Vor 30 Jahren sind die Amerikaner zum Mond geflogen, das war viel schwieriger."


Einig sind sich jedoch beide: Der Nachweis von Leben auf dem Mars wäre für Wissenschaftler nicht überraschend - genau so wenig wie woanders im All: "Es gibt so unendlich viele Planeten außerhalb unseres Sonnensystems, dass es eher unwahrscheinlich ist, dass kein Leben irgendwann irgendwo entstanden ist", sagt Baumjohann, "aber ob wir damit jemals in Kontakt kommen, ist eine andere Frage."

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