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Politik

Die NATO übt die Verteidigung Europas

Iurii Sheiko
11. Mai 2021

Die USA, die NATO und ihre Partner halten in Europa mehrere Manöver mit ähnlichen Bezeichnungen ab. Die DW erklärt, warum die Übungen stattfinden und weshalb Russland ihnen kritisch gegenüber steht. Ein Überblick.

 US-Soldaten in Deutschland
US-Soldaten in Deutschland bei der Übung "Defender-Europe" im Jahr 2020Bild: picture-alliance/dpa/C. Charisius

Im Mai und Juni halten NATO-Staaten und ihre Partner mehrere Manöver in Europa ab. Die Bezeichnungen dieser Militärübungen klingen ähnlich: "Defender-Europe 21" und "Steadfast Defender 2021".

Die Manöver "Defender-Europe" finden jedes Jahr statt. Sie werden von der US-Armee organisiert. An den Übungen nehmen eine Reihe anderer Länder teil, sowohl NATO-Mitglieder als auch Partnerstaaten. In diesem Jahr haben sich neben den USA weitere 25 Länder den Übungen angeschlossen.

Dazu gehören europäische Alliierte und Kanada, alle Länder des westlichen Balkans - außer Serbien - sowie die Partnerländer Ukraine, Georgien und Moldau. "Defender-Europe 21" findet in 16 Ländern statt, aber nicht in der Ukraine und auch nicht in Georgien.

Die Angaben zur Anzahl der teilnehmenden Soldaten sorgten für Verwirrung. Das US-Verteidigungsministerium spricht von 28.000 Soldaten. Gleichzeitig stellte Generalleutnant Brice Houdet, stellvertretender Chef des Stabes im Obersten Hauptquartier der Alliierten Streitkräfte in Europa (SHAPE), auf einem Briefing am 6. Mai fest, dass diese Zahl "unrealistisch" sei. Ihm zufolge werden maximal 9000 Soldaten gleichzeitig an "Defender-Europe 21" beteiligt sein. Auf andere Zahlen könne man nur kommen, wenn man den gesamten Zeitrahmen der Übungen betrachte.

Warum halten die USA "Defender-Europe 21" ab?

Logo von Defender-Europe 21Bild: Public Affairs, US Army Europe and Africa

Die von den Amerikanern geführten Manöver haben bereits in Estland begonnen. Dort werden unter anderem seit dem 5. Mai Landungen von Fallschirmjägern sowie das Abfeuern von Raketenwerfern geübt. An der Küste Albaniens traf Ende April das große US-Transportschiff "Bob Hope" ein, um eine Truppenlandung zu üben.

Hauptsächlich konzentriert sich "Defender-Europe 21" auf den Balkan und die Schwarzmeerregion. Ziel der Übung ist es, die Kompatibilität zwischen den Truppen der USA und anderer NATO-Länder sowie ihren Partnern aufrechtzuerhalten und zu verbessern.

"Defender-Europe 21" umfasst auch eine Reihe sogenannter verknüpfter Übungen. Die Teilnehmer von "Swift Response", rund 7000 Soldaten, werden sich auf das Training von Fallschirmjägern in Estland, Bulgarien und Rumänien konzentrieren.

Und die 5000 Soldaten, die an den Mitte Mai beginnenden Manövern "Immediate Response" beteiligt sind, sollen die Landung von Transportschiffen trainieren. Die Übung "Sabre Guardian" wird mit 13.000 Teilnehmern die größte sein. Von Mitte Mai bis Anfang Juni soll die Luft- und Raketenabwehr sowie die medizinische Evakuierung geübt werden.

NATO-Übung "Steadfast Defender 2021"

Parallel dazu wird die NATO Ende Mai ihre Übungen "Steadfast Defender 2021" abhalten. Trotz ihrer ähnlichen Namen betont die Allianz, dass zwischen Manövern unterschieden werden müsse, die von einem Staat geführt würden wie "Defender-Europe" - und Manövern, die von der NATO organisiert werden - wie "Steadfast Defender". An Letzteren nehmen 20 Länder der Allianz und nur zwei der engsten Partner - Finnland und Schweden - teil.

"Steadfast Defender" 2021 besteht aus drei Teilen. Beim ersten geht es um die Marine. Geplant sind Übungen im Atlantik, an denen etwa 5000 Soldaten und 20 Schiffe, einschließlich des britischen Flugzeugträgers Queen Elizabeth, und 40 Flugzeuge, darunter die neuesten F-35-Kampfjets, beteiligt sein werden.

Der zweite Teil findet in Ulm statt. Dort wurde 2018 ein neues NATO-Unterstützungskommando (Joint Support and Enabling Command) eingerichtet, dessen Aufgabe es ist, den raschen Transfer von Truppen zwischen zahlreichen Staatsgrenzen in Europa sicherzustellen. An dieser Übung werden Ende Mai 300 Militärs teilnehmen. Das wird die erste Bewährungsprobe für das neue Kommando sein.

Der Flugzeugträger Queen Elizabeth ist an der Übung Steadfast Defender 2021 beteiligtBild: Jane Barlow/PA/picture alliance

Der dritte Teil von "Steadfast Defender 2021" wird in der Schwarzmeerregion stattfinden. Einheiten der "Very High Readiness Joint Task Force" (VJTF) der NATO, für die die Türkei im Jahr 2021 verantwortlich ist, werden in Rumänien landen. Es handelt sich um 4000 Soldaten.

NATO spricht von defensiven Übungen

Warum achten die NATO-Staaten besonders auf die Anzahl der teilnehmenden Militärs? Der Grund dafür basiert auf dem Wiener Dokument 2011 über vertrauens- und sicherheitsbildende Maßnahmen der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE). Es setzt klare Obergrenzen.

Demnach muss eine militärische Aktivität angekündigt werden, wenn an ihr "zu irgendeinem Zeitpunkt" mindestens 9000 Mann beteiligt sind. Ferner unterliegen die Aktivitäten einer ausländischen Beobachtung, wenn die Stärke des eingesetzten Personals 13.000 Mann überschreitet.

Die NATO versichert ständig, dass sie alle Informationen über ihre Manöver offenlegt. "Wir sind völlig transparent in dem, was wir tun, und alle Länder haben das Recht, ihre Truppen zu trainieren", sagte NATO-Sprecherin Oana Lungescu bei einem Briefing zu "Steadfast Defender 2021".

Lungescu betonte, Russland habe nicht um eine Beobachtung der Manöver gebeten. Gleichzeitig beantworteten weder sie noch Generalleutnant Brice Houdet die Frage eines DW-Reporters, ob die NATO denn bereit wäre, russische Beobachter zu "Steadfast Defender 2021" einzuladen, auch wenn laut Anzahl der Teilnehmer das Manöver weder einer Ankündigung noch einer Beobachtung unterläge.

Das Thema Transparenz scheint in diesem Jahr besonders wichtig, angesichts der von Russland durchgeführten Überprüfung der Kampfbereitschaft seiner Truppen. Nach Angaben aus Washington, Brüssel und Kiew hatte die Russische Föderation im April über 100.000 Soldaten an der Grenze zur Ukraine und auf der annektierten Halbinsel Krim zusammengezogen. Die Führung in Moskau behauptet, die Übung rechtzeitig angekündigt zu haben.

Doch als die Ukraine am 10. April ein OSZE-Treffen einberief, bei dem Russland Auskunft über seine militärischen Aktivitäten geben sollte, weigerte sich die Regierung in Moskau, daran teilzunehmen. Laut Verteidigungsminister Sergej Schoigu sei die "Überprüfung der russischen Kampfbereitschaft eine Antwort auf die militärischen Aktivitäten der NATO" gewesen.

Sowohl die NATO als auch das US-Verteidigungsministerium unterstreichen den defensiven Charakter aller Defender-Manöver. "Es ist, was Soldaten machen: Soldaten trainieren. Wir müssen trainieren. Wenn wir nicht trainieren, sind wir nicht bereit", betonte Generalleutnant Brice Houdet.

Adaption aus dem Russischen: Markian Ostaptschuk

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