Die neuen Söldner
28. Januar 2007Seit dem Ende des Ost-West-Konflikts werden Kriege weltweit zunehmend von privaten Militärfirmen geführt. Nationale Armeen wurden stark reduziert, gleichzeitig entstanden neue Konfliktgebiete und Krisenherde. Durch den Wegfall des Schutzschildes von Ost und West explodierten die sozialen Spannungen in den Ländern der Dritten Welt. Zusätzlich nahm die Nachfrage der Industrieländer nach Rohstoffen im globalen Markt zu.
Im Zuge dieser Entwicklungen füllten Militärfirmen und ihre Privatsoldaten überall dort die Lücken, wo es den beteiligten Staaten an Motivation oder Kapazitäten mangelte, entstehende Konflikte im Zaum zu halten. Diese Unternehmen mit Namen wie Dyncorp, Sandline, Blackwater oder MPRI haben in kurzer Zeit einen milliardenschweren Markt erschlossen und verzeichnen weiterhin ein großes Wachstum. Die Akteure der Branche werben mit ihrem Einsatz für Sicherheit, Frieden, Freiheit und Demokratie. Auftragsgeber sind nicht nur Regierungen, Konzerne und Privatpersonen, sondern auch humanitäre Hilfsorganisationen oder internationale Institutionen.
Die neuen Söldner
Hunderttausende ehemalige Soldaten arbeiten mittlerweile in der Branche, ihre Einsatzgebiete finden sie auf dem Balkan und im Irak, in Kolumbien oder im afrikanischen Busch.
Kampfhandlungen sind nicht das Haupteinsatzgebiet der neuen Söldner. Sie versorgen auch Zivilisten und Armeen, warten technische Einrichtungen, bilden Kampfeinheiten aus, sind als Berater tätig und entwickeln taktische Einsatzpläne. So sind nicht nur ehemalige Soldaten bei privaten Militärfirmen angestellt. Auch Manager, Computerspezialisten, Ingenieure, Übersetzer, Piloten oder Waffenhändler stehen auf der Gehaltsliste dieser Betriebe.
Das alte schmutzig-heroische Bild eines Söldners passt somit heute nicht mehr. Die Mitarbeiter der Sicherheitsfirmen übernehmen die gleiche Funktion wie die eines Berufssoldaten, aber besitzen den Status eines Angestellten.
Gefährdung der Demokratie?
Kritiker bemängeln vor allem die fehlende Transparenz beim Einsatz von Söldnern. Bei privaten Sicherheitsfirmen existieren keine klaren Befehlsketten, wie sie vom regulären Militär bekannt sind. Deshalb ist oft nicht nachvollziehbar, wer an welchem Ort, zu welcher Zeit eine Handlung begangen hat.
Im Unterschied zu regulären Soldaten können Privatsoldaten nicht vom Militärgericht belangt werden, wenn Verstöße gegen die Genfer Konventionen oder Menschenrechtsverletzungen von ihnen verübt werden. Damit bewegen sie sich in einer juristischen Grauzone. Handeln sie gesetzeswidrig, werden sie nach Hause geschickt, vielfach ohne gerichtlichen Konsequenzen ausgesetzt zu werden.
Privatsoldaten sind in vielen Bereichen mittlerweile besser ausgerüstet und ausgebildet als staatliche Armeen, so dass Staaten fast gezwungen ist, immer wieder auf private Militär-Dienstleistungen zurückzugreifen.
Entgegen ihren Beteuerungen liegt es dabei nicht unbedingt im Interesse privater Militärfirmen, Konflikte in Krisengebieten zu lösen. Sie werden von Interessengruppen bezahlt, ganz gleich, ob deren Interessen der Friedenssicherung gelten oder nicht. Sie bieten lediglich Dienstleistungen an, um wie jedes andere private Unternehmen Gewinn zu erzielen. Dabei kann es für sie sogar von Nutzen sein, einen Frieden zu verhindern: "Der Krieg wird so lange wie möglich aufrechterhalten, um den größtmöglichen Profit zu erlangen", meint Rolf Uesseler, Autor des Buches "Krieg als Dienstleistung".
Dass Kriegsführung zunehmend privatisiert wird und Militärfirmen Aufgaben des Staates wie Friedenssicherung und die Ausbildung von Soldaten übernehmen, ohne dabei einer staatlichen Kontrolle unterworfen zu sein, beunruhigt die Kritiker: "Wenn sich daran nichts ändert, ist die Demokratie gefährdet", so Uesseler.
Amal Saleh und Maximilian Geiß, Studiengang Online-Journalismus, Hochschule Darmstadt