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Niederländische Frauenliga will schneller wachsen

David Braneck
25. September 2022

Mit dem Gewinn der EM 2017 hatten die Niederlande einen rasanten Sprung an die Spitze des Frauenfußballs gemacht. In der heimischen Liga geht es langsamer voran, aber genau das könnte sich bald ändern.

Torhüterin Jill Duijzer und Managerin Manon Melis auf dem Trainingsplatz vor einem Tor
Trainingseinheit von Feyenoord Rotterdam: Torhüterin Jill Duijzer (l.) und Managerin Manon MelisBild: Yannick Verhoeven/IMAGO

Feyenoord Rotterdam ist einer der traditionsreichsten Vereine im niederländischen Fußball. In seiner 114-jährigen Geschichte hat der Klub 15 Meistertitel, 13 Pokalsiege und mehrere europäische Titel gewonnen. Die Geschichte der ersten Feyenoord-Frauenmannschaft ist bei weitem nicht so lang und ruhmreich wie die der Männer. Tatsächlich haben die Frauen erst eine einzige Saison hinter sich.

Manon Melis ist die Frau, die das ändern will. Sie soll dazu beitragen, die Grundlagen des niederländischen Frauenfußballs weiter zu stärken. Nach einer erfolgreichen, rasanten Fußball-Karriere mit Stationen in den Niederlanden, Schweden und den USA hat die gebürtige Rotterdamerin ihre Schuhe an den Nagel gehängt und ist seit 2017 Direktorin für Frauenförderung bei Feyenoord. Melis hat die Entwicklung der Frauenabteilung von Feyenoord bis zur Gründung einer Frauenmannschaft in der ersten niederländischen Liga begleitet. Feyenoord musste die hohen Erwartungen, die mit dem etablierten Namen verbunden waren, in Einklang mit den Herausforderungen bringen, die sich damit für den Verein ergeben.

"Wir wissen, was wir tun und wie wir es tun wollen. Aber alle anderen denken, dass Feyenoord ein großer Name in den Niederlanden ist. Sie haben also Erwartungen. Dabei ist es wirklich wichtig, sich auf die eigenen Ziele zu konzentrieren und darauf, wie wir die Dinge angehen wollen", sagt Melis der DW. Feyenoord hat sich in der ersten Saison mit dem fünften Platz von insgesamt neun Mannschaften achtbar geschlagen. Sie sind auch gut in ihre zweite Saison gestartet - und haben die ersten beiden Spiele gewonnen. 

Internationale Leistungsgrenzen

Zwar muss Feyenoord im Vergleich zu anderen niederländischen Mannschaften noch aufholen, die rivalisierenden Klubs haben aber auch nicht so viel Vorsprung, wie man vermuten könnte. Die finanzstarken PSV Eindhoven und Ajax Amsterdam haben jeweils erst 2012 ein Frauenteam ins Leben gerufen. Twente Enschede ist im Vergleich dazu ein Urgestein, das bereits 2007 eine Frauen-Mannschaft aufgebaut hat.

Manon Melis will den Frauenfußball bei Feyenoord Rotterdam professionalisierenBild: Remko Kool/picture alliance

Selbst diese in den Niederlanden dominierenden Mannschaften haben es international schwer. Seit 2006 hat es keine niederländische Mannschaft mehr geschafft, das Achtelfinale der Champions League zu erreichen. Angesichts der geringen Größe der niederländischen Liga ist es umso beeindruckender, wie sich die Nationalmannschaft zu einem der stärksten Teams in Europa entwickelt hat. Auch wenn die Niederlande ihren EM-Titel in diesem Sommer nicht verteidigen konnten, sind sie weiterhin voll konkurrenzfähig. 

"Ich glaube, in der Nationalmannschaft ging alles viel schneller. Auch mit  Funktionsgebäuden oder die Anzahl der Trainingseinheiten pro Woche haben sie sich schneller verbessert [als auf Vereinsebene, die Red.]. Und natürlich spielen viele unserer Mädchen in anderen Ligen, bei einigen der besten Vereine Europas", so Melis. "Nach der Euro 2017 hat sich alles geändert. Davor war das Team nicht so beliebt. Danach begann es vor vollen Stadien zu spielen, und mehr Spielerinnen gingen ins Ausland."

Die Niederlande zu verlassen, ist für niederländische Spieler nach wie vor die beste Möglichkeit, sich auf höchstem Niveau zu beweisen. Mehr als die Hälfte des niederländischen Kaders für die EM 2022 stammt jedoch aus der Eredivisie. Die Nationalmannschaft speist sich also nicht nur aus Spielerinnen, die ihr Geld in Frankreich, England, Deutschland oder Spanien verdienen.  

Zunehmende Professionalisierung

Es hat sich demnach schon einiges getan. Laut Melis sind die Bedingungen bei Feyenoord kaum wiederzuerkennen mit denen aus ihrer aktiven Zeit. "Es sind ganz andere Welten. In den letzten Jahren hat sich alles verändert. Die Konkurrenz in den Niederlanden hat sich verbessert, vor allem, was die Einrichtungen angeht. Als ich anfing, waren wir alle Amateure. Jetzt haben Vereine wie Ajax, PSV und Feyenoord wirklich gute Bedingungen. Das ist jetzt normal für junge Mädchen", sagte sie.

Dennoch sind Frauenmannschaften, die über ein großes Budget verfügen, in den Niederlanden die Ausnahme. Melis schätzt, dass nur wenige Mannschaften professionell sind. Feyenoord, das Halbprofi-Spielerinnen beschäftigt, hat in dieser Hinsicht noch einen weiten Weg vor sich. "Einige der Mädchen arbeiten in verschiedenen Projekten für den Verein. Andere Mädchen studieren. Wir können ihnen noch nicht anbieten, Profis zu werden, aber wir hoffen, es in ein paar Jahren zu können", sagte sie.

In England, Frankreich und Schweden gibt es bereits professionelle Frauenligen. Italien und Spanien sind in dieser Saison dazugekommen. Laut Nadine Kessler, Leiterin der UEFA-Abteilung Frauenfußball, ist die Ausweitung dieser Zahl ein wichtiges Element für das Wachstum des Fußballs der Frauen auf dem Kontinent.

"Wir müssen wirklich sicherstellen, dass all diese Türen jetzt für alle Mädchen in ganz Europa offen sind. Was England mit der Women's Super League gemacht hat, muss in ganz Europa passieren. Ich sage immer: Fünf bis zehn professionelle Ligen, dann werden wir etwas verändern. Das ist der Zeitpunkt, an dem die Eltern sagen: 'Okay, es gibt da draußen eine Jobmöglichkeit für mein Mädchen, das ist etwas, wozu ich sie wirklich drängen würde'", sagte Kessler auf einer Pressekonferenz vor dem Anpfiff der Europameisterschaft.

Spielerinnen länger im Land halten

Auch wenn das relativ langsame Wachstum des niederländischen Fußballs angesichts der Erfolge der Nationalmannschaft seltsam erscheint, spiegelt es doch den allgemeinen Zustand des Frauenfußballs wider. "Wenn man sich Lyon oder Barcelona ansieht, ist deren Budget anders als das, was wir hier in den Niederlanden haben. Ich weiß also nicht, ob wir das erreichen können. Aber es geht auch um die jungen, talentierten Spielerinnen. Wir müssen uns auf unsere eigenen jungen Spielerinnen konzentrieren und versuchen, sie länger im niederländischen Wettbewerb zu halten", sagte Melis.

Nationalspielerin Vivianne Miedema ist in Rotterdam mit Männerfußball groß gewordenBild: ANP/IMAGO

Ein längeres Festhalten an Top-Talenten würde dazu beitragen, das Niveau der Eredivisie insgesamt zu heben, und könnte, weil das Spiel weiter wächst, Ablösesummen einbringen. Hätte es Feyenoord schon vor zehn Jahren gegeben, hätte man vielleicht einen der größten Fans des Vereins verpflichten können: Vivienne Miedema, die vor kurzem Melis als beste Torschützin der niederländischen Geschichte abgelöst hat, wuchs mit ihrer Familie bei den Spielen der Feyenoord-Männer auf.

Wenn der Frauenfußball bei Feyenoord weiter wächst, können die nächsten Miedemas ihre Karriere vielleicht bei ihrem Kindheitsverein beginnen. 

Aus dem Englischen von Jörg Strohschein übersetzt

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