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Literatur

Die Nominierten für den Deutschen Sachbuchpreis

6. April 2021

Bühne frei für das Sachbuch: Die Nominierten für den ersten Deutschen Sachbuchpreis stehen fest. Erwartet werden Impulse für gesellschaftliche Debatten.

 Ein Kunde steht mit Mundschutz in einem Buchladen
Sachbücher sind bei der Kundschaft gefragtBild: picture-alliance/dpa/A. Weigel

Was für sie ein gutes Sachbuch ausmache, wurde die Tania Martini, eine von sechs Jurorinnen und Juroren beim Deutschen Sachbuchpreis 2021 gefragt: "Höchste Sachkenntnis, klare Analyse, scharfe Argumentation", so die Antwort der Redakteurin der Tageszeitung "taz". Kein Zweifel, die Erwartungen an den Deutschen Sachbuchpreis, der im Juni 2021 erstmals vergeben wird, sind hoch. "Sachbücher vermitteln verlässliche Fakten, tragen zu einer fundierten Meinungsbildung bei und sind Impulsgeber für Debatten", so Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. "Mit dem Sachbuchpreis möchten wir dazu anregen, Diskussionen zu den drängenden Fragen der Zeit anzustoßen und diese weit in die Gesellschaft zu tragen."

220 Einreichungen

Aus den 220 Einreichungen von 135 Verlagen hat die Jury acht Bücher für den mit insgesamt 42.500 Euro dotierten Preis nominiert. Er soll am 14. Juni im Berliner Humboldt-Forum verliehen werden. Dabei sind die ausgewählten Autorinnen und Autoren so verschieden wie das von ihnen abgedeckte Themenspektum: Da ist die Ethnologin Heike Behrend, die in "Menschwerdung eines Affen" (Verlag Matthes & Seitz Berlin, Oktober 2020) die Auswirkungen der Kolonialgeschichte, des Tourismus und der Dekolonialisierung der afrikanischen Bevölkerung beschreibt und ein sehr persönliches Resümee ihrer bald 50-jährigen Forschungsarbeiten in Kenia und Uganda zieht. Da beschreibt Jürgen Kaube, Journalist und Mitherausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ), in "Hegels Welt" (Rowohlt Berlin Verlag, August 2020) entlang eines Porträts des deutschen Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770 – 1831) Europas Aufbruch in die Moderne.

Nominiert: "Hegels Welt" - ein Buch über den berühmten PhilosophenBild: picture-alliance/Isadora/Leemage

Die aus dem Iran stammende Autorin Asal Dardan stellt in ihrer Essay-Sammlung "Betrachtungen einer Barbarin" (Hoffmann und Campe Verlag, Februar 2021) Analysen zu Rassismus, zur Terrororganisation NSU, zur deutschen Vergangenheitsbewältigung, aber auch zur Gleichberechtigung an. Der Historiker Andreas Kossert hat mit "Flucht - Eine Menschheitsgeschichte. Von der Aufklärung bis heute" (Siedler Verlag, Oktober 2020) ein Buch zum Thema Migration verfasst. In "Maos langer Schatten. Chinas Umgang mit der Vergangenheit" (Verlag C.H.Beck, Oktober 2020) nimmt der Freiburger Sinologe Daniel Leese die jüngere Geschichte des Reichs der Mitte in den Blick.

Weites Themenspektrum

Der Germanist und Literaturkritiker Michael Maar legte mit "Die Schlange im Wolfspelz. Das Geheimnis großer Literatur" (Rowohlt Verlag, Oktober 2020) eine Analyse seiner in 40 Jahren gelesenen Bücher vor, während der Berliner Staatsrechtler Christoph Möllers sich in seinem politischen Essay "Freiheitsgrade" (Suhrkamp Verlag, September 2020) zum Liberalismus bekennt. Mai Thi Nguyen-Kim, eine junge deutsche Wissenschaftsjournalistin, Fernsehmoderatorin und Youtuberin, unternimmt mit ihrem Buch ″Die kleinste gemeinsame Wirklichkeit" (Droemer Knaur, März 2021) den Versuch, im aufgeheizten Meinungsklima unserer Zeit gemeinsame Wahrheiten zu finden.

So reicht das Themenspektrum der nominierten Bände von soziologischen Betrachtungen über Philosophie- und Menschheitsgeschichte bis hin aktuellen politischen Fragen. Tatsächlich prämiert der von der Stiftung Buchkultur und Leseförderung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels eingerichtete Deutsche Sachbuchpreis "herausragende, in deutscher Sprache verfasste Sachbücher, die Impulse für die gesellschaftliche Auseinandersetzung geben". Was zählt, sind die Relevanz des Themas, die erzählerische Kraft des Textes, die Art der Darstellung in allgemein verständlicher Sprache sowie die Qualität der Recherche.

Nicht der erste Sachbuchpreis 

Die Auszeichnung soll die Aufmerksamkeit auf Sachbücher lenken. Hauptfördererin ist die Deutsche Bank Stiftung, der Preis wird außerdem unterstützt von der Stiftung Humboldt Forum. Schirmherrin des Deutschen Sachbuchpreises ist Kulturstaatsministerin Monika Grütters. 

Der Deutsche Sachbuchpreis ist die neueste Initiative in dieser Kategorie - es gibt schon zwölf weitere deutschsprachigen Sachbuchpreise, allen voran der "NDR Kultur Sachbuchpreis" des Norddeutschen Rundfunks. Er wird seit 2009 vergeben und soll ebenfalls das Lesen fördern. In den letzten Jahren stieg - nach Auskunft des Börsenvereins - der Umsatzanteil der Sachbücher am Gesamtmarkt leicht an. Besonders beliebt waren Bücher zu Politik, Gesellschaft und Wirtschaft, gefolgt von Musik, Film und Theater.

Buchmarkt mit leichtem Corona-Minus

Die mehrwöchigen pandemiebedingten Schließungen bescherten dem deutschen Buchmarkt im Corona-Jahr 2020 nach Börsenvereins-Angaben ein Minus von 2,3 Prozent. Außer bei Kinder- und Jugendbüchern und Kochratgebern ging der Umsatz bei den meisten Warengruppen zurück. Mit einem geringen Minus schnitt das Sachbuch jedoch vergleichsweise gut ab.

Die Jury des neuen Deutschen Sachbuchpreises. Die Auszeichnung soll das Sachbuch fördern.Bild: Monique Wüstenhagen

Während der Corona-Pandemie nahm allerdings die Büchernutzung - nicht zu verwechseln mit dem Verkauf - nicht ab, sondern zu, wie eine vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels beauftragte Studie ergeben hat: Danach gaben 21 Prozent der Befragten an, mehr zu lesen, während acht Prozent das Buch zur Seite legten. Unter dem Strich stehe deshalb ein Zuwachs von 13 Prozent.

Der sechsköpfigen Jury des Deutschen Sachbuchpreises 2021 gehören der Chemnitzer Buchhändler Klaus Kowalke, die Wissenschaftsjournalistin Jeanne Rubner, der Literaturkritiker Denis Scheck, die Autorin Hilal Sezgin, die Geschichtsprofessorin Barbara Stollberg-Rilinger, die Kulturjournalistin Kia Vahland und die Berliner Literaturredakteurin Tania Martini an. "Ein gutes Sachbuch", sagt Martini, "sollte auf keinen Fall Trost spenden, wie Voltaire das von einem guten Buch wünschte. Dafür gibt es Haustiere." Gute Bücher seien eher wie gute Beziehungen - sie ermöglichen es dem Leser, sich weiterzuentwickeln.

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