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Literatur

Die Nominierten für den Leipziger Buchpreis

Sabine Peschel
11. März 2020

Die Buchmesse wurde wegen des Coronavirus abgesagt, die Preise werden dennoch vergeben. Neben den üblichen Verdächtigen wie Ingo Schulze und Lutz Seiler geht auch eine junge Lyrikerin ins Rennen. Hier die Nominierten.

Kulturbranche kämpft mit Coronavirus
Bild: picture-alliance/dpa/J. Woitas

Belletristik, Sachbuch und Übersetzung: In drei Kategorien wird am 12.03.2020 der Preis der Leipziger Buchmesse vergeben, anders als beim konkurrierenden Deutschen Buchpreis, bei dem es alljährlich kurz vor der Frankfurter Buchmesse im Oktober ausschließlich um den "Roman des Jahres" geht. Trotzdem richtet sich die Aufmerksamkeit auch beim Leipziger Buchpreis zuallererst auf die fünf Titel der schönen Literatur. Gibt es Überraschungen? Unerwartetes? Skandalträchtiges? Wie ist das Männer-Frauen-Verhältnis? Spiegelt sich ausreichend Diversität?

Diese Fragen richten sich natürlich auch an die nun veröffentlichte Liste. Sie präsentiert sich ausgewogen, drei männliche Autoren, zwei Autorinnen. Überraschend ist allenfalls die Nominierung eines Lyrikbandes. Maren Kames' Langgedicht "Luna Luna", grafisch auffällig gestaltet mit weißer Schrift auf schwarzem Grund. Als "eine Beschwörung des Mondes als Collage von Sounds und Anspielungen, die es voller anarchischem Witz mit der Tradition der lunatischen Dichtung aufnimmt", bewertete die siebenköpfige Jury das Gesamtkunstwerk der 1984 geborenen, noch nicht sehr bekannten Lyrikerin.

Ingo Schulze gehört zu den Nominierten in der Kategorie BelletristikBild: picture-alliance/dpa/S. Stache

Alte Hasen und junge Rebellen

Fast zu erwarten waren die Nominierungen von Ingo Schulze und Lutz Seiler. Schulze wurde schon einmal 2007 mit dem Leipziger Buchpreis ausgezeichnet, Seiler erhielt 2014 für "Kruso" den Deutschen Buchpreis. Die neuen Romane der beiden populären ostdeutschen Schriftsteller erscheinen in den nächsten Wochen; die Ausschreibungsbedingungen für den Preis lassen alle Titel zu, die noch bis unmittelbar vor der am 12. März beginnenden Leipziger Buchmesse in den Handel kommen. In Abgrenzung zum Deutschen Buchpreis orientiert man sich in Leipzig gern an den Titeln des letzten halben Jahres, auch wenn eigentlich das gesamte Buchjahr in den Blick genommen werden soll.

Ingo Schulzes "Die rechtschaffenen Mörder" ist ein sehr politischer Roman über Dresden und sein teilweise reaktionäres Bürgertum. Das Buch kreist um die Figur eines Antiquars, von dem unklar ist, ob er tragische Figur oder Mörder ist. "Stern 111" von Lutz Seiler lässt die Atmosphäre des deutschen Einheits-Wendejahres 1990 wieder auferstehen. Leif Randt hat mit "Allegro Pastell" einen Roman über die Generation der jetzt 30-Jährigen geschrieben. Er handelt von einer nahezu perfekten Beziehung in den späten 2010er Jahren und irritiert mit einer Lebenswelt, in der alles, auch innerliche Vorgänge, sortiert und bewertet wird. Von Radikalisierung handelt Verena Güntners "Power". Der Roman geht der Frage nach, was passiert, wenn ein Dorf den Kontakt zu den – im erzählten Fall anarchischen – Kindern verliert.

Literaturwissenschaftlerinnen, eine Bloggerin und Kritiker bilden die Jury für den Leipziger Buchpreis 2020: Marc Reichwein, Katharina Herrmann, Jens Bisky, Tobias Lehmkuhl, Katharina Teutsch, Wiebke Porombka und Katrin Schumacher (v. l. n. r.)Bild: Tobias Bohm

Drei Kategorien: Belletristik, Sachbuch und Übersetzung

Die Auswahl sei in diesem Jahr besonders schwer gefallen, berichtete der Literaturkritiker Jens Bisky. Wochenlang beschäftigte sich die Leipziger Jury unter seinem Vorsitz mit den mehr als 400 eingereichten Titeln. In vielen habe das Verhältnis zwischen Generationen sowie Radikalisierungsprozesse eine große Rolle gespielt.

Am 12. März werden die Preisträger auf der Leipziger Buchmesse gekürt. Insgesamt wird in den drei Kategorien ein Preisgeld von 60.000 Euro vergeben. Die 15 Nominierten bekommen jeweils 1000 Euro, jeder der drei Sieger erhält noch einmal 15.000 Euro dazu.

Hier sind die Nominierten im Überblick:

Belletristik

  • Verena Güntner, "Power" (DuMont)
  • Maren Kames, "Luna Luna" (Secession)
  • Leif Randt, "Allegro Pastell" (Kiepenheuer & Witsch)
  • Ingo Schulze, "Die rechtschaffenen Mörder" (S. Fischer)
  • Lutz Seiler, "Stern 111" (Suhrkamp)

Sachbuch/ Essayistik

  • Bettina Hitzer, "Krebs fühlen. Eine Emotionsgeschichte des 20. Jahrhunderts" (Klett-Cotta)
  • Michael Martens, "Im Brand der Welten: Ivo Andrić. Ein europäisches Leben" (Paul Zsolnay)
  • Armin Nassehi, "Muster: Theorie der digitalen Gesellschaft" (C. H. Beck)
  • Julia Voss, "Hilma af Klint - 'Die Menschheit in Erstaunen versetzen' Biografie" (S. Fischer)
  • Jan Wenzel (Hg.) mit Anne König, Andreas Rost u.a., "Das Jahr 1990 freilegen" (Spector Books)

Übersetzungen

  • Fran Ross, "Oreo", aus dem amerikanischen Englisch von Pieke Biermann (dtv)
  • Clarice Lispector, "Tagtraum und Trunkenheit einer jungen Frau. Sämtliche Erzählungen I", aus dem brasilianischen Portugiesisch von Luis Ruby (Penguin)
  • Angel Igov, "Die Sanftmütigen", aus dem Bulgarischen von Andreas Tretner (eta)
  • George Eliot, "Middlemarch. Eine Studie über das Leben in der Provinz", aus dem Englischen von Melanie Walz (Rowohlt)
  • Charles Baudelaire, "Der Spleen von Paris", aus dem Französischen von Simon Werle (Rowohlt)

Dies ist eine aktualisierte Fassung eines früheren Artikels. 

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