Im Spätmittelalter wurde die gefährliche Bakterienerkrankung zum Inbegriff tödlicher Epidemien. Erst mit der Entdeckung der Antibiotika verlor sie ihren Schrecken. Aber es kommt dennoch immer wieder zu Ausbrüchen.
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Anfang Juli sind drei Fälle der Beulenpest in der Mongolei und einer in der Inneren Mongolei (China) aufgetreten. Am ersten Wochenende des Monats erkrankte in der nordchinesischen Provinz ein Hirte. Am Montag darauf in der Mongolei ein 15-jähriger Junge, der Murmeltier-Fleisch gegessen hatte. Bereits in der Woche zuvor waren zwei Menschen in der mongolischen Provinz Khovd erkrankt. Und dereits im vergangenen Jahr war ein Ehepaar in der Mongolei nach dem Verzehr eines Murmeltieres gestorben.
Die Gesundheitsbehörden haben in den betroffenen Gebieten das Jagen und den Verzehr von jenen Tieren verboten, die die Seuche übertragen könnten - das gilt besondere für Murmeltiere.
Infizierte Tiere auf fast allen Kontinenten - aber nur wenige infizierte Menschen
Obwohl die Pest heutzutage gut medikamentös kontrollierbar ist, kommt es in bestimmten Weltregionen immer wieder zu Infektionen. Das liegt daran, dass der Erreger ein natürliches Reservoir in bestimmten Tieren hat. In Asien sind das etwa Murmeltiere, in den USA Präriehunde bzw. Erdhörnchen. Auch Katzen können sich als Zwischenwirt anstecken.
Weitere Endemiegebiete sind etwa die Demokratische Republik Kongo und insbesondere Madagaskar. Auch in Peru, Bolivien und den USA ist es immer wieder zu Infektionen gekommen.
Der Pesterreger kommt heute noch in Wildtierpopulationen im südlichen Afrika vor, in Nord- und Südamerika und in Russland und Asien. Meist sind Ausbrüche in diesen Weltregionen jedoch schnell eingegrenzt. Selten erreichen sie überhaupt niedrige zweistellige Infektionszahlen.
Sonderfall Madagaskar
Die ostafrikanische Insel ist einer der letzten Orte der Welt, in denen es immer wieder zu folgenschweren Pest-Ausbrüchen kommt. Die letzte schwere Epidemie hatte dort im August 2017 begonnen. Die Gesundheitsbehörden erklärten sie Ende November 2017 für überstanden, gingen aber weiterhin vom Auftreten vereinzelter Fälle aus. Die Pest tritt dort üblicherweise saisonal zwischen September und April auf.
Tritt die Erkrankung als Lungenpest auf - wie zuletzt in Madagaskar - können sich die Menschen untereinander anstecken. Aber die Lungenpest ist nicht so hochinfektiös wie etwa eine Grippe. Die Erreger sterben an der Luft allerdings relativ schnell ab.
Damit eine Lungenpest sich ausbreiten kann, müssen sich Menschen auf jeden Fall sehr nahe kommen, etwa in stark bevölkerten Großstädten. Lungenpest-Ausbrüche beim Menschen beginnen oft, wenn Erstinfizierte engen Kontakt zu Tieren haben, die bereits an Lungenpest erkrankt sind.
Beulenpest - Ansteckung durch Flöhe
Lungenpest tritt in Nagetier-Populationen fast immer in Verbindung mit einer vorangegangenen Beulenpest-Epidemie auf. Auch Menschen können direkt an Beulenpest erkranken. Das geschieht fast immer durch den Biss eines Rattenflohs, der den Erreger vom Nagetier auf den Menschen überträgt.
Die große europäische Pestepidemie zwischen 1346 und 1353, die jeden dritten Menschen das Leben kostete und damit etwa 25 Millionen Todesopfer forderte, war vermutlich vor allem eine Beulenpest-Epidemie.
Wahrscheinlich reisten die infizierten Nagetiere und ihre Flöhe an Bord von Handelsschiffen. So brachten sie das Bakterium aus Asien zunächst ins sizilianische Messina. Von dort aus griff die Pest rasend schnell um sich. Unhygienische Lebensverhältnisse begünstigten die Verbreitung. Die damals unwissenden und abergläubischen Menschen konnten dem Erreger praktisch nichts entgegensetzen.
Kurze Inkubationszeit - schneller Tod
Zwar können Ärzte die Pest heutzutage gut mit Antibiotika behandeln, allerdings sinken die Heilungschancen rapide, wenn zu viel Zeit verstreicht.
Besonders bei einer Lungenpest-Infektion müssen die Patienten sofort zum Arzt. Die Inkubationszeit beträgt zwischen einem und drei Tagen. Wird die Erkrankung nicht sofort behandelt, verläuft sie fast immer tödlich. Im letzten Stadium der Erkrankung tritt blutiger Husten auf. Erst dann besteht für andere Menschen Ansteckungsgefahr.
In der Geschichte gibt es nur wenige Beispiele, in denen sich eine reine Lungenpest-Epidemie überregional ausgebreitet hat. In der Regel brach die Krankheit so schnell aus, dass Patienten keine weiten Strecken mehr reisen und Menschen in anderen Städten infizieren konnten.
Und in fast allen bekannten Fällen, wo durch Lungenpest-Epidemien viele Opfer zu beklagen waren, betraf es Menschen, die in extrem engen, überfüllten und unhygienischen Behausungen lebten.
Anders ist es bei der Beulenpest: Infizierte Nagetiere tragen den Erreger lange Zeit in sich und Flöhe können immer wieder Menschen infizieren. Da Nagetiere den Erreger fast einen Monat in sich tragen können, bis sie sterben, kann eine Epidemie leicht von einer Rattenpopulation auf die nächste überspringen. So konnte sich der "Schwarze Tod" im Spätmittelalter in Europa ausbreiten.
Die Inkubationszeit nach einem Flohstich kann beim Menschen stark variieren. Manchmal dauert es nur wenige Stunden, bis ein Patient Symptome zeigt. Es kann aber auch eine Woche dauern.
Wie die Pest! - Wenn Tiere krank machen
In Arizona haben die Gesundheitsbehörden Pesterreger in Flöhen gefunden. Träger der Infektionskrankheit sind Nagetiere. Aber nicht nur die Pest kann vom Tier auf den Menschen überspringen - Zoonosen gibt es viele.
Bild: CC/BY/äquinoktium
Träger der Pest
In Flöhen sind die Gesundheitsbehörden von zwei Countys in Arizona fündig geworden: Yersinia pestis - der Erreger der Beulenpest. Der Floh kann das Bakterium vom Nagetier auf den Menschen übertragen. Dort müssen die Menschen nun besondere Vorsicht walten lassen: sich von Wildtieren fernhalten und ihre Haustiere mit Medikamenten vor den Parasiten schützen.
Bild: picture-alliance/dpa
Nicht ganz ungewöhnlich
In den USA sind Pestfälle zwar selten, jedes Jahr kommen aber durchschnittlich sieben Infektionen beim Menschen vor. Erst im Juni hatten sich in New Mexico drei Menschen angesteckt. Medizinisch hat die Pest in entwickelten Ländern ihren Schrecken verloren. Mit Antibiotika lässt sie sich gut behandeln. Bleibt sie indes unbehandelt, verläuft sie oft tödlich.
Bild: SGHT
Vorsicht, auch wenn sie niedlich aussehen!
Im Yosemite-Nationalpark waren 2015 zwei Besucher an der Pest erkrankt. Übertragen wurden die Bakterien wahrscheinlich von solchen süßen Streifenhörnchen oder von Eichhörnchen. Mitte August sperrte die Parkbehörde einen Campingplatz, nachdem in zwei toten Eichhörnchen Pesterreger gefunden wurden. Weltweit gibt es jedes Jahr etwa 300 Pestfälle - die meisten in Madagaskar, der DR-Kongo und Peru.
Bild: Hamid Esmaeili
Nicht nur die Pest ist gefährlich
Es gibt viele andere Krankheiten, die vom Tier auf den Menschen übertragen werden können - sogenannte Zoonosen. Vor allem kleine Kinder, ältere und kranke Menschen und Schwangere sind durch Infektionen mit Viren, Bakterien, Pilzen oder Parasiten gefährdet. Deshalb sollten Haustiere regelmäßig mit den nötigen Medikamenten behandelt werden.
Bild: Fotolia/pitrs
Fieber dank Miezekatze
Katzen und Hunde - die besten Freunde des Menschen - können zum Beispiel das Bakterium "Campylobacter jejuni" übertragen, das Durchfall verursacht. Katzen geben zudem verschiedene Bartonella-Bakterien weiter, die Fieber und Entzündungen hervorrufen können. Und eine Toxoplasmose, ausgelöst durch den Parasiten Toxoplasma gondii, kann bei einer Schwangerschaft zu gefährlichen Komplikationen führen.
Bild: Fotolia/millaf
Infektionsweg über mehrere Tiere
Eine Virusinfektion, die fast nur auf dem Lande vorkommt, sind die Kuhpocken. Mäuse, die auf Kuhweiden leben, nehmen die Viren aus dem Kot der Rinder auf. Dann fressen Katzen die Mäuse und spielen abends mit den Menschen. Setzt es beim Raufen mal einen Kratzer infiziert sich der Mensch.
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Krank durch Kriechtiere
Amphibien und Reptilien dagegen sollen für eine Vielzahl von sporadischen Salmonellen-Infektionen bei ihren Besitzern verantwortlich sein. Rund elf Prozent dieser Infektionen bei Patienten unter 21 Jahren gehen einer Studie zufolge auf Tiere wie Leguane, Echsen, Schlangen oder Frösche zurück.
Bild: picture-alliance/dpa/W. Kumm
Papageienkrankheit
Die Papageienkrankheit ist eine Zoonose, die vor allem für Kinder und geschwächte Personen gefährlich werden kann. Auslöser ist eine Chlamydien-Art. Sie trifft vor allem Papageie, Wellensittiche und Tauben. Der Mensch infiziert sich damit meist über den eingetrockneten Kot der Tiere. Der wird mit dem Staub in der Luft aufgewirbelt.
Bild: Proaves
Krankheiten vorbeugen
Für gesunde Menschen ist das Risiko jedoch gering, solange die Tiere geimpft und entwurmt werden und Hygiene-Regeln beachtet würden, betonen die Forscher. Trotzdem sollte sich jeder nach einer ausgiebigen Streicheleinheit die Hände waschen, oder beim Reinigen von Käfig oder Terrarium Handschuhe tragen.
Bild: picture-alliance/dpa/F. Rumpenhorst
Stechende Gefahr
Aber nicht nur unsere Haustiere sind ansteckend. So kann es zum Beispiel passieren, dass gefährliche Tiere aus den Tropen versehentlich mit Handelswaren, meist auf Schiffen, auch in gemäßigte Zonen gelangen. Die asiatische Tigermücke überträgt beispielsweise das Dengue-Fieber.
Bild: picture alliance/Mary Evans Picture Library
Reineke Fuchs
Bis zum Jahr 2008 gab es sie auch in Deutschland: Tollwut, übertragen vor allem von Füchsen. Durch großangelegte Impfaktionen aber ist diese gefährliche Krankheit ausgerottet. Für Menschen, die sich mit dem Tollwutvirus infiziert hatten, endete die Krankheit tödlich. Deutschland gilt heute als tollwutfrei.
Bild: imago/blickwinkel
Entwarnung
Im Allgemeinen - das betonen die Forscher - überwiegen die positiven Effekte, die die Beziehung zu einem Tier mit sich bringt. So sollen Kleinkinder, die mit einem Hund oder einem Vogel aufwachsen, seltener an Allergien und Atemwegsinfektionen erkranken. Außerdem sorgen Hunde dafür, dass wir uns mehr bewegen - und auch für die Psyche sind unsere tierischen Freunde gut.
Bild: Fotolia/otisthewolf
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Erste Symptome wie bei einer Erkältung
Zunächst ist eine Pest-Erkrankung schwer von einer Grippe zu unterscheiden: Es kommt zu Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen. Patienten klagen über Schwindel und Bewusstseinsstörungen.
Typisch für eine Beulenpest sind die stark angeschwollenen Lymphknoten, die unter den Achselhöhlen, am Hals und in den Leisten zu dicken Beulen werden. Aufgrund innerer Blutungen werden diese Beulen später dunkel, wie ein Bluterguss.
Treten die Pesterreger - zum Beispiel beim inneren Aufbrechen von Pestbeulen oder auch durch äußere Verletzungen - in die Blutbahn ein, kommt es zu einer Pest-Sepsis. Diese Form der Blutvergiftung verläuft unbehandelt so gut wie immer tödlich.
Bei einer Lungenpest kommt es zu Atemnot und schwerem, schmerzhaften Husten. Die Lippen färben sich blau. Am Ende dringt Blut in die Lunge ein. Beim Husten wird dunkles bis schwarzes Blut abgehustet. Nach wenigen Tagen kommt es unbehandelt zum Kreislaufversagen. Der Patient stirbt.
Warum brechen Epidemien plötzlich ab?
Seit der Entwicklung des Antibiotikums Streptomycin 1943 haben Ärzte ein wirksames Mittel gegen den Pesterreger in der Hand. Aber auch zuvor gab es immer wieder lange Perioden, in denen nach einer Epidemie kaum oder keine Pestfälle mehr auftraten. Diese Perioden konnten auch Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte andauern.
Möglicherweise liegt das unter anderem daran, dass Menschen nach einer relativ mild verlaufenden Anfangsinfektion eine Immunität entwickeln können.
Darauf basieren auch verschiedene Impfungen gegen die Pest. Es gibt sie bereits seit dem frühen 20. Jahrhundert. Allerdings werden diese in der Praxis kaum genutzt, weil sie nur wenige Monate wirksam sind. Zudem wirken sie ausschließlich gegen die Beulenpest, nicht gegen die Lungenpest. Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt eine Impfung nur für Risikogruppen wie Jäger oder Landwirte in Gebieten, in denen infizierte Nagetiere leben.
Zecken - ekelhafte Parasiten oder doch auch nützlich?
Sie sind robuste, kleine Biester und machen nicht nur den Menschen das Leben schwer. Auch Tiere leiden unter Zecken. Sie haben jedoch ihre ganz eigenen Methoden, damit umzugehen. Nur bedingt zum Nachmachen empfohlen.
Achtung Zecke!
Weltweit gibt es circa 900 Zeckenarten. Mit ihren acht Beinen gehören die kleinen Krabbler nicht zu den Insekten, sondern zu den Acari, den Milben. Sie leben in Büschen oder im Gras und warten dort darauf, dass eine Blutmahlzeit vorbeispaziert. Die häufigste Zeckenart in Deutschland ist der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus).
Bild: zecken.de
Mit Saugen und Stechen
Mit ihren Vorderbeinen und den Mundwerkzeugen graben sich die Zecken durch die Haut ihres Wirtes. Dafür suchen sie besonders dünne Stellen, an denen die Kapillaren nah unter der Oberfläche liegen. Tatsächlich besteht der Hauptanteil ihrer Nahrung aber nicht aus Blut, sondern aus der Lymphflüssigkeit, die aus der Wunde austritt.
Bild: picture-alliance/OKAPIA KG, Germany
Heilung aus dem Zecken-Speichel?
Viele Zecken übertragen Bakterien oder Viren, die zu Krankheiten führen können. In Deutschland zum Beispiel Borreliose oder Encephalitis. Trotzdem haben sie auch ihr Gutes: Wissenschaftler aus Oxford haben kürzlich herausgefunden, dass ein Eiweiß aus dem Speichel von Zecken Entzündungsprozesse hemmen kann. Damit gilt es als potenzielles Heilmittel für eine bestimmte Herzkrankheit.
Trotz der neuen Entdeckung überwiegen aber doch die negativen Zeckengeschichten. Zum Beispiel, dass durch kürzere und wärmere Winter die Elche im Osten der USA mit einer Zunahme an Winterzecken zu kämpfen haben. Laut der University of New Hampshire sind im letzten Winter 70 Prozent der Elchkälbchen gestorben - sie wurden von Zecken leer gesaugt.
Bild: picture-alliance/AP Photo/J. Cole
Symbiose zum Schutz vor Parasiten
In Afrika gibt es Vögel, die Zecken und andere Parasiten aus der Haut der Säugetiere klauben. Hier zum Beispiel ein Gelbschnabelmadenhacker (Buphagus africanus), der gerade ein Warzenschwein "entlaust". Die Beziehung nutzt beiden. Das Schwein wird die Blutsauger los und der Vogel bekommt eine nahrhafte Mahlzeit.
Bild: picture-alliance/WILDLIFE
Mit Zigaretten gegen Zecken
Auch Vögel haben Zecken. Der mexikanische Hausgimpel hat deshalb eine besondere Strategie entwickelt. Eine Studie im Journal of Avian Biology hat gezeigt, dass brütende Hausgimpel ihre Nester mit Zigarettenstummeln "imprägnieren". Das Nikotin wirkt als Parasitenschutz, kann als Nervengift aber auch negative Auswirkungen auf die Küken haben.
Bild: picture-alliance/All Canada Photos
Keine Aussicht auf Besserung
Die lästigen Sauger auszurotten steht momentan auf keiner Agenda - und wäre auch nicht so einfach. Sie sind nämlich extrem robust und überleben sowohl die Waschmaschine, als auch einen kurzen Aufenthalt im Gefrierfach. Wer einen Zeckenbiss hat, sollte die Bissstelle beobachten und den Impfstatus checken.