Samstag in grün, Sonntag in pink: Stilsicher hat die Queen den Feier-Marathon anlässlich ihres 90. Geburtstages hinter sich gebracht. Am Sonntag trübte britischer Dauerregen ein wenig die Partystimmung.
Bild: Getty Images/WPA Pool/T. Melville
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Es war das große Finale: Im pinken Mantel fuhr die Queen am Sonntag (12.6.2016) vor tausenden Schaulustigen mit ihrem Mann Prinz Philip im offenen Wagen stehend über die Prachtstraße "The Mall" vor dem Buckingham-Palast. In einer kurzen Rede zum Auftakt der Feierlichkeiten würdigte Prinz William, zweiter in der britischen Thronfolge, das Lebenswerk seiner "Granny". Sie habe weiterhin "das Steuer in der Familie, in der Nation und im Commonwealth in der Hand", sagte er. William hob besonders den "scharfen Verstand" und den "berühmten Sinn für Humor" seiner Großmutter hervor. Die Queen gab gleich eine Kostprobe: "Wie ich mich fühlen werde, wenn die Leute im Dezember immer noch Happy Birthday singen, bleibt abzuwarten", sagte sie.
Ein bunter Umzug über "The Mall" begann am Sonntag (12.06.2016) bei Dauerregen. Die locker-humorvolle Parade von Laien setzte das Leben der Monarchin in Szene. Die Zuschauer, die am Straßenrand Stellung bezogen hatten, trugen Regencapes. Auch die Teilnehmer des großen Freiluft-Picknicks, das für 10.000 geladene Gäste auf der Prachtstraße vor dem Buckingham-Palast aufgebaut war, wurden auf ihre britische Wasserfestigkeit getestet. Das "The Patron's Lunch" war eigentlich als stimmungsvolles Finale der Feiern zur Ehren der Monarchin geplant. Die meisten Gäste sind Mitglieder der rund 600 Wohltätigkeits-Organisationen, denen die Queen als Schirmherrin vorsteht.
Very british, das Wetter in London...Bild: Reuters/P. Nichols
Beim Lunch geht es traditionell eher rustikal als luxuriös zu: Die Gäste sitzen (wenn es nicht gerade in Strömen regnet) eng gedrängt an langen Tischen. Und ihren Picknickkorb - gepackt vom Warenhaus Marks & Spencer - müssen sie sich zuvor abholen. Der Inhalt ist eher einfach gehalten - aber zumindest typisch britisch: Sandwiches, Pie und Pudding zum Nachtisch. "Hamper style", Essen aus dem Picknickkorb, nennt das der Palast. Die geladenen Gäste müssen übrigens für den Lunch bezahlen: immerhin 150 Pfund. Das löste teilweise Kritik in den Medien aus. Aus dem Buckingham-Palast kam die Antwort, ein großer Teil des Geldes fließe in wohltätige Zwecke. Gewöhnliche Bürger können die Party auf großen Videoschirmen in den nahegelegenen Parks verfolgen.
Am Samstag hatte das Wetter noch mitgespielt: Als die Jubilarin in einer offenen Kutsche vom Buckingham-Palast zum Exerzierplatz Horse Guards Parade fuhr, jubelten ihr tausende Menschen zu. Die Queen - in einem leuchtend grünen Kleid mit passendem Hut - saß neben ihrem Ehemann Prinz Philip (95), der Gardeuniform und Bärenfellmütze trug.
Am Samstag war das Wetter noch besser, das sieht man auch der gut gelaunten Monarchin anBild: picture-alliance/abaca/T. Akmen
Auf dem Horse Guards Parade, dem berühmten Platz im Herzen Londons, nahm die Monarchin bei bedecktem Himmel anschließend die farbenprächtige Militärparade "Trooping the Colour" ab. Die Tradition der Parade geht auf das 17. Jahrhundert zurück. Garderegimenter und Leibgardisten in roten Uniformen und Bärenfellmützen zogen an der Königin und Prinz Philip vorbei. Über 1000 Soldaten und Hunderte Pferde nahmen an dem Spektakel teil.
"Trooping the Colour"Bild: Imago/i Images
Auch viele weitere Mitglieder der Königsfamilie waren vor Ort. Die Parade markiert den "offiziellen Geburtstag" der Queen: Elizabeth II. wurde zwar bereits am 21. April 90 Jahre alt. Weil zu dieser Zeit aber meistens schlechtes Wetter ist, werden die Feierlichkeiten traditionell im Juni nachgeholt. Nach der Parade präsentierte sich die Königsfamilie auf dem Balkon des Buckingham-Palasts dem Volk.
Neben der Queen, Prinz Philip und zahlreichen britischen Royals war auch das jüngste Mitglied der Königsfamilie dabei: Die einjährige Prinzessin Charlotte, Urenkelin der Queen und Tochter von Prinz William und seiner Frau Kate. Die Mutter hielt die Kleine auf dem Arm. Charlotte trug ein helles Kleidchen und blickte etwas scheu und skeptisch drein. Neben ihr stand ihr Bruder George (2). Prinz William trug eine Gardeuniform, Kate einen schicken Hut. Gleichzeitig gab es den "fly-past": Militärflugzeuge der Royal Air Force flogen über den Palast und malten die Landesfarben blau-weiß-rot in den Himmel.
Die Royals auf dem Balkon des Buckingham-PalastesBild: Reuters/T. Melville
nf/sti (dpa,ap)
Die Queen - 90 Jahre und kein bisschen amtsmüde
Mit einem dreitägigen Fest wird in London der 90. Geburtstag von Queen Elizabeth II. gefeiert. Seit Jahrzehnten übt die britische Königin ihr Amt mit Herz und Disziplin aus. Ihr Leben in Bildern.
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Die Geburt
Geboren wird Elizabeth am 21. April 1926 um 2.40 Uhr morgens als Prinzessin Elizabeth Alexandra Mary in London. Dass sie später einmal Königin werden wird, ist zu diesem Zeitpunkt nicht absehbar. Denn nicht ihr Vater, sondern dessen Bruder ist als ältester Sohn von König Georg V. damals direkter Thronfolger.
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Die Jugend
Die Kindheit verläuft sehr abgeschottet. Elizabeth wird zu Hause unterrichtet und darf keine Schule besuchen. Im Buckingham-Palast wird dafür eigens ein Schulraum für sie eingerichtet. Als die deutschen Bombardierungen auf London im Zweiten Weltkrieg beginnen, muss Elizabeth London verlassen und lebt die meiste Zeit auf Schloss Windsor.
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Die Abdankung
Im Jahr 1936 ändert sich für Elizabeth das Leben grundlegend. Nur ein knappes Jahr nach der Thronbesteigung dankt König Edward VIII. ab. Elizabeths Vater rückt nach und wird König George VI. Für Elizabeth (2. von links) bedeutet dies, dass sie nun Thronfolgerin ist und ihren Vater irgendwann beerben wird.
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Das Militär
Im Alter von 18 Jahren tritt Elizabeth während des Zweiten Weltkrieges in die Armee ein und arbeitet im Rang eines Unterleutnants als Mechanikerin. Damit wird sie das erste weibliche Mitglied der königlichen Familie, das sich für den aktiven Dienst in der Armee zur Verfügung stellt. Als der Krieg zu Ende ist, tanzt sie unerkannt in London auf der Straße mit Millionen anderen Menschen.
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Die Hochzeit
Am 20. November 1947 heiratet Elizabeth ihre Jugendliebe Prinz Philip. Kennengelernt haben sich der deutsch-griechisch-dänische Prinz und die spätere Königin schon 1939. Gerade einmal 13 Jahre jung war Elizabeth, als sie bei einem Besuch einer Marineschule den fünf Jahre älteren Prinzen erspähte. Wegen seiner deutschen Wurzeln gilt Philip zunächst nicht bei allen Untertanen als willkommen.
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Der Thronnachfolger
Einer der wichtigsten Aufgaben kommt Elizabeth am 14. November 1948 nach: der Sicherung der Monarchie durch die Geburt eines Thronfolgers, in Person von Prinz Charles (links neben seinem Vater). Mit Anne (ganz links), Andrew (rechts) und Edward (im Kinderwagen) bekommt Elizabeth später noch drei weitere Kinder - hier beim ersten Geburtstag von Edward 1965.
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Die Thronbesteigung
Mit nur 25 Jahren wird Elizabeth Königin. Am 6. Februar 1952 stirbt ihr Vater König George VI. Als sie vom Tod erfährt, befindet sich Elizabeth auf einer Auslandsreise in Kenia. Sofort fliegt die junge Prinzessin als neue Königin zurück in die Heimat und wird noch am Flughafen von Premierminister Churchill und weiteren Repräsentanten empfangen.
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Die Krönung
Während die neue Königin zunächst nur proklamiert wird, findet die Krönung ein gutes Jahr später, am 2. Juni 1953 statt. Der Erzbischof von Canterbury berührt den Kopf Elizabeths mit geweihtem Öl und setzt ihr unter Glockengeläut die schwere St.-Edwards-Krone auf das Haupt. Die junge Monarchin besteht darauf, dass die Feierlichkeiten live im TV übertragen werden - gegen den Willen von Churchill.
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Das Königreich
In den kommenden Jahrzehnten wird die Queen nicht nur Großbritannien dienen. Denn als oberste Repräsentantin des Commonwealth ist sie auch Staatsoberhaupt in 15 Mitgliedsstaaten. So darf sich Elizabeth auch Königin von Kanada, Australien und Jamaika nennen. Auch den Titel "Verteidiger des Glaubens" trägt die Monarchin, weil sie auch Oberhaupt der anglikanischen Staatskirche ist.
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Die Arbeit
Die Queen gilt als ausgesprochen verantwortungsbewusst. Trotz ihres Alters nimmt sie noch immer viele Termine wahr - 2015 waren es 340. Täglich arbeitet sie die Post durch. Ihre Disziplin ist legendär. In den letzten Jahren werden aber auch die anderen Familienmitglieder stärker einbezogen und vertreten die Queen auf Terminen - schließlich nennen sich die Windsors selbst auch "die Firma".
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Die Besuche
Schon fünf Mal war die Queen auf Staatsbesuch in Deutschland. Zum ersten Mal kommt sie im Mai 1965, ein "Jahrhundertbesuch", wie er genannt wird. Elf Tage lang reist sie durch die Bundesrepublik, besuchte neben dem geteilten Berlin auch den Regierungssitz Bonn (Foto mit Bundespräsident Heinrich Lübke). Zuletzt tourte Elizabeth 2015 durch Deutschland. Ob sie noch einmal kommen wird, ist ungewiss.
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Das Privatleben
Abschalten vom Trubel kann Elizabeth vor allem im Grünen. Die Pferdeliebhaberin besitzt Rennpferde und sitzt noch immer im Sattel - ohne Helm. Auch ihre Liebe zu Hunden ist legendär - am liebsten Corgis. Als junges Mädchen bekommt sie den ersten, seitdem hatte sie über 30. Im Sommer reist die Queen alljährlich auf ihren schottischen Landsitz Balmoral und erholt sich dort vom Alltag.
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Das Schreckensjahr
Trotz eines Besuchs in Deutschland (Foto) und dem 40-jährigen Thronjubiläum geht das Jahr 1992 als "annus horribilis" in die Geschichte ein - wie die Queen es selbst bezeichnet. Im März trennt sich Prinz Andrew von seiner Frau, im April lässt sich Prinzessin Anne scheiden. Im November zerstört ein Brand Teile von Schloss Windsor. Und im Dezember geben Charles und Diana ihre Trennung bekannt.
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Der Fehler
Der Umgang mit dem Tod von Prinzessin Diana am 31. August 1997 wird zu einem der größten Fehler ihrer Regentschaft. Das Königshaus setzt die Fahne des Buckingham-Palasts nur mit Verzögerung auf halbmast, und tagelang weigert sich die Königin, ihren Landsitz zu verlassen. Zu wenig Trauer und Gefühl, lautet der Vorwurf. Für eine kurze scheint die Monarchie ins Wanken zu geraten.
Bild: picture-alliance/dpa
Der Mann
Stets an der Seite der Queen ist Prinz Philip. Zwar steht er seit Jahrzehnten im Schatten seiner Frau. Doch gerade wegen seines Dickkopfes und seiner Kauzigkeit wird der Herzog von Edinburgh von den Briten geliebt. Legendär ist dessen lockeres Mundwerk. So sagte er bei einem Besuch 1986 in China zu britischen Studenten: "Wenn sie hier noch länger bleiben, werden Sie alle schlitzäugig."
Bild: Reuters/A. Grant
Die Outfits
Nicht nur auf ihre Worte wird geachtet. Auch die Outfits der Queen sind immer wieder Thema. Um auch in Menschenmengen aufzufallen, trägt sie meist knallige Farben. Ein Mantel mit beschwertem Saum - damit nichts wegfliegt - dazu eine ausgefallene Hutkreation, farblich aufeinander abgestimmt. Abgerundet wird der Queen-Look mit einer Handtasche. Darin: unter anderem Lippenstift und Mintbonbons.
Der Rekord
Mittlerweile hat die Queen länger als jeder andere in der Geschichte der britischen Monarchie regiert. Am 9. September 2015 überholt sie die bisherige Rekordhalterin Königin Victoria I. Die hatte 63 Jahre und 216 Tage auf dem Thron gesessen. Und auch mit 90 Jahren wirkt Elizabeth alles andere als amtsmüde.
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Der Geburtstag
Ihren Geburtstag feiert die Queen traditionell nicht am 21. April. Weil das Wetter tendenziell so schlecht ist auf der Insel, wird der Ehrentag im Juni nachgefeiert - eine echt britische Eigenart. In diesem Jahr fällt das Fest mit dem 95. Geburtstag von Prinz Philipp zusammen.