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Die Salzburger Festspiele 2016

Susann El Kassar22. Juli 2016

Die Salzburger Festspiele glänzen auch 2016 mit vielen großen Stars der Szene. Und doch könnten sie in diesem Jahr zu einer One-Man-Show werden. Ein Blick auf die Highlights der diesjährigen Ausgabe.

Die Felsenreitschule bei den Salzburger Festspielen 2015 (Copyright: Oskar Anrather)
Die Felsenreitschule in Salzburg. Hier wird Mozarts "Così fan tutte" auf der 40 Meter breiten Bühne inszeniertBild: Oskar Anrather

Manch einer spottet, dass die Salzburger Festspiele, die am 22.7. beginnen, in diesem Jahr umbenannt werden müssten: in "Sven-Eric Bechtolf-Festspiele". Der Interimsintendant taucht nämlich im Programm nicht nur als künstlerischer Leiter für die Sparte Schauspiel und die gesamten Festspiele auf, sondern auch als Opernregisseur und als Schauspieler. Alle drei Da Ponte-Opern von Mozart hat Bechtolf für Salzburg inszeniert. Zwar konnte man seine Regiearbeit schon zwischen 2012 und 2014 bei den Festspielen sehen, aber in diesem Jahr gibt es sie noch einmal als Dreierpack zu bestaunen: "Le Nozze di Figaro", "Don Giovanni" und "Così fan tutte". Ein Regisseur, aber drei Dirigenten: Dan Ettinger (Le Nozze di Figaro), Alain Altinoglu (Don Giovanni) und Ottavio Dantone (Così fan tutte). In Thomas Bernhards "Der Ignorant und der Wahnsinnige" wird Sven-Eric Bechtolf dann auch noch als Schauspieler zu erleben sein.

Notlicht-Skandal

Das Theaterstück hat in der Geschichte der Festspiele eine besondere Position, weil es nach der Uraufführung 1972 kein weiteres Mal gespielt worden ist. Grund war der sogenannte "Notlicht-Skandal": Thomas Bernhard hatte darauf bestanden, dass zum Ende des Stücks absolute Dunkelheit im Raum herrscht - also alle Lichter aus, auch die Notbeleuchtung. Das war mit den Gesetzesvorschriften aber nicht vereinbar. Darüber verärgert verfügte der Autor, dass "Der Ignorant und der Wahnsinnige" kein zweites Mal in der damaligen Festivalsaison gezeigt werden dürfte. Ob in diesem Jahr alle Lichter ausgehen werden?

Sven-Eric Bechtolf leitet seit 2011 die Sparte Schauspiel in Salzburg, und hat seit 2015 auch die künstlerische Gesamtleitung inne. Sein voriger Chef und Vorgänger, Alexander Pereira, hat die prestigeträchtigen Festspiele vorzeitig verlassen, nachdem er einiges im Programm der Festspiele erneuert hatte. Mit der Kritik "zu viel und zu teuer" hat Pereira aber unter anderem die Unterstützung des Kuratoriums der Festspiele und auch des Salzburger Bürgermeisters verloren. 2016 ist das zweite und letzte Jahr für Bechtolf als Interimsintendant. Auf ihn wird der Pianist und Kulturmanager Markus Hinterhäuser folgen.

In diesem Jahr noch Interimsintendant der Salzburger Festspiele: Sven-Eric BechtolfBild: picture-alliance/dpa/EPA/B. Gindl

Miriam Fussenegger als Buhlschaft

Wenn in Salzburg die Festspiele beginnen, dann ist die gesamte Stadt eingenommen von ihnen. Ganz im Sinne des Gründers Max Reinhardt wird die ganze Stadt zur Bühne: Sei es in der Felsenreitschule, dem großen Festspielhaus oder am Domplatz, wo Jahr für Jahr der "Jedermann" von Hugo von Hofmannsthal aufgeführt wird. Wer die weibliche Nebenfigur "die Buhlschaft" spielt, wird von der Presse mit besonderem Interesse verfolgt, denn: Auch wenn die Schauspielerin nur wenige Verse zu sprechen hat, so ist die Liste der prominenten Darstellerinnen lang. Darunter: Christiane Hörbiger, Senta Berger, Sunnyi Melles und Veronica Ferres. In diesem Jahr übernimmt die Österreicherin Miriam Fussenegger die Rolle.

Die neue Buhlschaft: Miriam FusseneggerBild: picture-alliance/dpa/Neumayr

Stars der Oper: Anna Netrebko ist 2016 auch dabei

Eine andere Frau darf während der Festspielzeit in Salzburg mittlerweile nicht mehr fehlen: die Operndiva Anna Netrebko. Sie singt zusammen mit ihrem Mann, dem Tenor Yusif Eyvazov, in der konzertanten Aufführung von "Manon Lescaut" von Puccini. Alle drei Vorstellungen sind bereits ausverkauft. Aber auch in den anderen Opernproduktionen wurden große Sänger verpflichtet: Gounods "Faust" mit Piotr Beczała in der Titelrolle, Anna Prohaska als Susanna in Mozarts "Figaro" oder Star-Tenor Juan Diego Flóres in der selten gespielten Oper "Il Templario" von Otto Nicolai. Der Komponist Otto Nicolai hatte die Wiener Philharmoniker 1842 gegründet. Mit der Aufführung von "Il Templario" setzt das Orchester die Reihe "Die Wiener Philharmoniker und ihre Komponisten" fort, die es im letzten Jahr aufgenommen hat. In diesem Zusammenhang wird auch "Die Liebe der Danae" von Richard Strauss inszeniert. Die Uraufführung dieser "Heiteren Mythologie in drei Akten" hätte 1944 stattfinden sollen. Nach dem versuchten Attentat auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944 wurden die Festspiele aber abgesagt und stattdessen kam es nur zu einer öffentlichen Generalprobe der Oper.

Anna Netrebko singt zusammen mit ihrem Mann, dem Tenor Yusif Eyvazov, in Puccinis "Manon Lescaut"Bild: picture alliance/Eventpress/Schraps

Eine neue Oper

Prominent platziert, am 28. Juli: die Uraufführung der Oper "The Exterminating Angel" von Thomas Adès. Der Komponist wird die Premiere selbst dirigieren. "The Exterminating Angel" basiert auf dem gleichnamigen Film ("El ángel exterminador") von Luis Buñuel aus dem Jahr 1962. Darin befindet sich eine Gruppe von Menschen im Salon einer luxuriösen Villa für ein exklusives Dinner. Der Abend nimmt eine seltsame Wendung, denn niemand ist in der Lage, den Raum zu verlassen. Obwohl es kein offensichtliches Hindernis gibt: Die Tür zum Salon steht offen. Adès war fasziniert von dem Stoff, "denn es sieht so aus, als wären die Leute in einem Raum, doch es geht eigentlich nicht um diesen Raum – in Wirklichkeit sind sie in ihren eigenen Köpfen gefangen", erklärt er. Darüber hinaus widmen sich die Festspiele in der Reihe "Salzburg contemporary" auch der kleiner besetzten Zeitgenössischen Musik und sie würdigen die Komponisten Friedrich Cerha und György Kurtág, die beide in diesem Jahr ihren 90. Geburtstag feiern.

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