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Musik

Zum Abschlusses des Bonner Beethovenfests

Rick Fulker
10. Oktober 2016

Von der Französischen Revolution bis zum Arabischen Frühling: Das Thema "Revolutionen" ist aufgegangen: Das Festival war ein großer Erfolg. Und im nächsten Jahr gibt es ein etwas friedlicheres Motto.

Sir Elliot Gardiner beim Abschlusskonzert des Beethovenfestes 2016
Bild: Beethovenfest/Barbara Frommann

Nach einem wenig bombastischen Beginn vor vier Wochen endete das Beethovenfest Bonn durchaus plakativ: Felix Mendelssohn-Bartholdys Sinfonie Nr. 2, eine Symphonie-Kantate mit dem Untertitel "Lobgesang" ist eine glühende Affirmation jüdisch-christlichen Glaubens.

Dirigent John Eliot Gardiner, der Monteverdi Choir, das London Symphony Orchestra und die drei herausragenden Solisten Ludy Crowe und Jurgita Adamonyté, Sopran, sowie der Tenor Patrick Grahl erreichten zusammen eine perfekte musikalische Mischung: mal zurückhaltend, mal reißerisch. Dafür wurden sie mit stehenden Ovationen in der Beethovenhalle belohnt.

Der Festival-Auftakt am 9. September und das Abschlusskonzert am  9. Oktober hatten jedoch etwas gemeinsam: Bei beiden Veranstaltungen wurde mit dem Festival-Motto "Revolutionen" nicht offensichtlich, sondern versteckt umgegangen. Im Konzertheft liest man, dass Mendelssohn-Bartholdy das Stück zu einer patriotischen Zeit komponierte und biblische Texte dafür aussuchte, die die kulturelle Identität der deutschen Nation unterstreichen und konfessionelle Schranken überwinden sollten. Dazu muss man wissen: Für die Zeit um 1840 war das durchaus ein revolutionärer Gedanke.

Die leiseren Revolutionen wirken nach

Wie sich historische Revolutionen in der Musik widerspiegeln - und wie die Musikgeschichte selbst von revolutionären Entwicklungen geprägt wurde - konnte man in vier Festivalwochen erfahren. Mit dieser Verbindung von Musik und Kulturgeschichte habe Festivalintendantin Nike Wagner "etwas Einzigartiges geschaffen", sagte die Bonner Bürgermeisterin Gabriele Klingmüller beim Empfang nach dem Abschlusskonzert. Der eine oder andere mag sich vielleicht gefragt haben, ob die starke Beschäftigung mit einem übergeordneten Thema etwas verkopft wirkt. Wagner selbst konterte: Es gab "Standing Ovations" bei vielen Konzerten, das Thema hat dem Festivalteam Spaß gemacht - und dem Publikum offensichtlich auch.

Das London Symphony Orchester ist immer wieder beim Beethovenfest Bonn aufgetreten, aber diesmal mit Chor und Solisten.Bild: Beethovenfest/Barbara Frommann

Ausverkauft waren über 20 der insgesamt 59 Konzerte, wobei die durchschnittliche Auslastung mit etwa 70 Prozent geringer als in den letzten Festival-Jahrgängen ausgefallen ist. Das Beethovenfest Bonn 2017 findet vom 8. September bis 1. Oktober 2017 statt. Im Großen und Ganzen bedeutet das etwa drei anstatt wie bisher vier Festivalwochen.

Ein kleineres und vielleicht auch noch feineres Beethovenfest also. Das Publikum darf weiterhin ausgeklügelte Konzepte und hochkarätige Aufführungen erwarten. Das Motto der kommenden Saison, "Die ferne Geliebte", enthält nicht nur einen Bezug zu Beethovens Biographie, sondern auch die assoziationsreichen Begriffe "Ferne" und "Liebe".

Bereits jetzt schaut man auf das große Beethoven-Jubliäumsjahr 2020. Dann steht der 250. Geburtstag des Komponisten an. In der Zwischenzeit muss das Beethovenfest ohne seine zentrale Spielstätte auskommen: Die Beethovenhalle wird für drei Jahre wegen umfassender Sanierung geschlossen bleiben.

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