Bildungsort, Ruhepol, Treffpunkt: Bibliotheken gibt es seit über 4000 Jahren. Manche erinnern an Ballsäle, andere an Ufos. In Helsinki hat jetzt die "Oodi" eröffnet, die als Meilenstein der Moderne gefeiert wird.
Anzeige
Bibliotheken, die zum Verweilen einladen
Bibliotheken beherbergen bestenfalls nicht nur eine Bücher- und Mediensammlung, sondern sind ansprechende Aufenthaltsorte. Der 24.10. ist Tag der Bibliotheken. Wir zeigen einige der beeindruckendsten Lesetempel der Welt.
Bild: Weber/Eibner-Pressefoto/picture alliance
Mit Büchern hoch hinaus
Das Forum Groningen ist Heimat der Bibliothek der gleichnamigen niederländischen Stadt. Es ist konzipiert als Begegnungsort im Zentrum, gleich neben dem Martiniturm. Das moderne Gebäude eröffnete 2019 und erstreckt sich über mehrere Etagen. Per Rolltreppe lassen sich die verschiedenen Bereiche der Bibliothek, ein Kino und ein Museum erreichen. Die Dachterrasse bietet einen Blick auf die Stadt.
Bild: Clemens Rikken/Hollandse Hoogte/picture alliance
Vorzeige-Bibliothek mit Visionen
Ein Jahr zuvor, 2018, hat Helsinkis "Oodi" eröffnet. Die Zentralbibliothek erstreckt sich wie eine Welle zwischen Hauptbahnhof und Parlamentsgebäude. Ähnlich wie in Groningen ist hier mehr geboten als in einer klassischen Bibliothek. Es gibt Musikstudios, Medienräume und einen Saal mit intelligenten Wänden. Per Touchscreen kann man dort 3D-Realität erleben. Sogar eine Sauna gibt es.
Bild: Tuomas Uusheimo
Bücherwürfel
Auch die in Deutschlands Südwesten gelegene Stadt Stuttgart wartet mit einem modernen Bibliotheksbau auf. Die neue Stadtbibliothek ist in der Form eines Kubus konzipiert und wird darum auch als "Bücherwürfel" bezeichnet. Geplant wurde der Bau vom koreanischen Architekten Eun Young Yi und im Jahr 2011 eröffnet. Eine halbe Million Bücher und andere Medien finden hier Platz.
Bild: Weber/Eibner-Pressefoto/picture alliance
Fußballplatz oder Bibliothek?
Die Technische Universität im niederländischen Delft ist auch ohne Studentenausweis einen Besuch wert. Besonders auffällig ist die schräge, grasbewachsene Oberseite des Gebäudes. Im Sommer verbringen dort viele Studenten ihre Mittagspause. Der Kegel, der das Gebäude in der Mitte durchbohrt, ist 42 Meter hoch. Im Inneren befindet sich ein Bücherschrank, der über vier Stockwerke reicht.
Bild: Nicholas Kane/Arcaid/picture alliance
Schwarz wie Ebenholz
Die britische Tageszeitung "The Daily Telegraph" zählte die "Biblioteca Joanina" in Coimbra 2013 zu den spektakulärsten Bibliotheken der Welt. Namensgeber ist der portugiesische König Johann V., der den Bau der heutigen Universitätsbibliothek beauftragte. Alle Regale sind aus Rosen- und Ebenholz. Jurastudenten können sich glücklich schätzen: Die Bibliothek ist heute Teil der Juristischen Fakultät.
Bild: picture-alliance/akg-images/H. Champollion
Wieder auferstanden
Ihren heutigen Namen erhielt die Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek in Weimar erst im Jahr 1991. Vorher hieß sie 300 Jahre lang "Herzogliche Bibliothek". Traurige Berühmtheit erlangte das Gebäude mit seinem berühmten Rokoko-Saal (Bild) 2004, als es durch einen Brand teilweise zerstört wurde, die Restaurierungen dauern noch an. Seit 1998 gehört die Bibliothek zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Bild: Jan Woitas/ZB/picture alliance
Ägyptens berühmteste Bibliothek
Die sagenhafte Bibliothek von Alexandria ist vor etwa 2000 Jahren zerstört worden. Um die Ursache ranken sich Legenden. Vor ihrer Zerstörung soll die Bibliothek das Wissen der Welt, etwa eine halbe Million Papyrus-Rollen, beherbergt haben. Seit 2002 knüpft die neue Bibliothek von Alexandria an alte Zeiten an. 220 Millionen Dollar ließ sich die Regierung das Prestige-Projekt mit Meerblick kosten.
Bild: picture-alliance/Arco Images GmbH
Prächtige Klosterbibliothek im Rokoko-Stil
Ein Teil der Bestände der Klosterbibliothek St. Gallen in der Schweiz lagert dort bereits seit über 1300 Jahren. So können Besucher etwa den St. Galler Klosterplan, den ältesten Bauplan Europas, einsehen. Auch eine ägyptische Mumie befindet sich im Besitz der Bibliothek. Der Büchersaal (Bild) zählt zu den weltweit schönsten Bibliotheksbauten - das Gebäude ist seit 1983 UNESCO-Weltkulturerbe.
Bild: picture-alliance/Stuart Dee/robertharding
Das "Gehirn"
Aufgrund ihrer kopfartigen Form wird diese Bücherei in Berlin als "Gehirn" bezeichnet. Sie beherbergt zahlreiche Werke für die philosophische Fakultät der Freien Universität und hat sich rasch zu einer architektonischen Sehenswürdigkeit entwickelt. Das Gebäude wurde vom international renommierten Architekt Norman Foster erbaut und 2005 eröffnet.
Bild: D. Andree/Helga Lade Fotoagentur GmbH/picture-alliance
Beliebt als Drehort
Mit mehr als 55 Millionen Medien zählt die New York Public Library nicht nur zu den größten Bibliotheken weltweit, sie diente auch schon als Drehort für berühmte Hollywoodfilme wie "42nd Street" (1933), "Frühstück bei Tiffany" (1961) oder "Spider Man" (2002). Eröffnet wurde die Bibliothek 1911. In ihren Hallen beherbergt die Library auch eine Gutenberg-Bibel.
Bild: picture-alliance/dpa/J. Schmitt-Tegge
Rettung durch den Ex-Präsidenten
Kein Washington-Besuch ohne einen Abstecher in die Kongressbibliothek! Die heutige Nationalbibliothek wurde 1800 gegründet, nur 14 Jahre später fiel der Bestand einem Feuer zum Opfer. Präsident Thomas Jefferson bot daraufhin seine private Büchersammlung mit rund 6500 Büchern an, die die Bibliothek für 24.000 Dollar kaufte. Prunkstück des Gebäudes ist der Hauptlesesaal im Renaissancestil (Bild).
Bild: picture-alliance/JOKER/H. Khandani
Architektonischer Trick mit großer Wirkung
64 Meter lang und 12 Meter breit ist der imposante, doppelstöckige "Long Room" in Dublin. Er ist Teil der Alten Universitätsbibliothek im Trinitiy College. Ursprünglich war der Raum etwas weniger eindrucksvoll - er hatte eine flache Gipsdecke. Erst 1858 kam Architekten die Idee, die flache Decke zu entfernen, das Dachniveau zu erhöhen und eine tonnengewölbte Decke aus Eichenholz einzubauen.
Bild: Imago/imagebroker
Chinesische Literatur
Mit einem Bestand von mehr als 30 Millionen Büchern und Medien gehört die Chinesische Nationalbibliothek zu den sieben größten Bibliotheken der Welt. Gebaut wurde sie 1809 unter der Mandschu-Regierung. Sie hatte wechselnde Namen und Bezeichnungen, bis die Regierung 1998 die Umbenennung in "Chinesische Nationalbibliothek" billigte. Mit Recht: Sie beherbergt die größte chinesische Literatursammlung.
Bild: Getty Images/AFP/W. Zhao
Theater-Atmosphäre
Keine Bibliothek, sondern eine Buchhandlung ist das "Ateneo" in Buenos Aires. Das Gebäude hat eine bewegte Geschichte hinter sich: 1919 wurde es als Theater eröffnet, in den späten 20er Jahren wurde es dann zum Kino umfunktioniert. Im Jahr 2000 zog schließlich die Buchhandlung ein. In den ehemaligen Theaterlogen finden sich heute Sessel zum Lesen, auf der Bühne gibt es Kaffee und Kuchen.
Bild: picture-alliance/AP Photo/V.R. Caivano
14 Bilder1 | 14
Wann und wo die weltweit erste Bibliothek (von βιβλιοθήκη, griechisch für "Buch-Behälter") gegründet wurde, lässt sich heute nicht mehr sagen. Vermutlich aber mehrere tausend Jahre vor Christi Geburt in Mesopotamien - also dort, wo heute Syrien, Iran und Irak aneinandergrenzen. Am berühmtesten ist sicherlich die Bibliothek von Alexandria aus dem 3. Jahrhundert vor Christus. Sie diente der Repräsentation eines Herrschers und war zwar für Wissenschaftler, nicht aber für die breite Bevölkerung zugänglich. Bis zur Gründung der ersten öffentlichen Bibliothek, wie wir sie heute kennen, sollten noch viele Jahrhunderte vergehen, weiß Gabriele Overbeck, stellvertretende Leiterin der Stadtbibliothek Köln. In Deutschland etwa öffnete die erste "Volksbibliothek" erst 1828.
Heute befänden sich die Bibliotheken in einem starken Wandlungsprozess und entwickelten sich zu einem dritten Lebensraum, erklärt Overbeck. "Viele Menschen kommen nicht nur, um Bücher und andere Medien auszuleihen, sondern nutzen unsere Bibliothek als Treffpunkt und Lernort." Außerdem biete die Kölner Stadtbibliothek, die 2015 zur deutschen "Bibliothek des Jahres" gekürt wurde, ein breites Programm für alle Alters- und Interessensgruppen an: "Wir wollen die digitale Medienkompetenz stärken und bieten dazu Workshops an, zum Beispiel für Einsteiger zum Thema E-Books, Online-Shopping oder Social Media."
Nun ist nicht jede Bibliothek eine öffentliche Stadtbücherei. Archive und Bibliotheken wie etwa die Stiftsbibliothek in Sankt Gallen bewahren Bücher auf, die vom Zerfall bedroht und darum nicht für jeden einzusehen sind. Doch die Zugänglichkeit sei durch die Digitalisierung stark verbessert worden, sagt Overbeck. "Die meisten Bibliotheken haben umfangreiche digitale Angebote, die man jederzeit auch außerhalb der Bibliothek nutzen kann." Sorgen wegen Digitalisierung, E-Books und Co. macht sich die Bibliothekarin keine: "Wir sind sicher, dass Bibliotheken auch in Zukunft gebraucht werden."
Und hier unsere Top Acht der schönsten Bibliotheken in Deutschland...
(Zwei davon haben es in die oben präsentierte "Weltauswahl" geschafft)
Spektakuläre Bibliotheken in Deutschland
Das Einzige, was man unbedingt wissen muss, ist der Standort der Bibliothek, hat Einstein einmal gesagt. Hier sind einige der beliebtesten Bibliotheken in Deutschland - vom Rokoko-Zeitalter bis hin zur Moderne.
Bild: picture-alliance/dpa/B. Weißbrod
Stadtbibliothek Stuttgart
Die neue Stadtbibliothek Stuttgart wurde 2011 als intellektuelles und kulturelles Zentrum konzipiert. Die Außenfassade des neunstöckigen würfelförmigen Gebäudes ist aus blassgrauen Beton-Glassteinen gefertigt. Das Innere ist in Weiß gehalten, die einzigen Farbtupfer auf den Wänden der fünfstöckigen Galeriehalle sind Bücher. Nachts wird die Bücherei in verschiedenen Farben beleuchtet.
Bild: picture-alliance/dpa/B. Weißbrod
Herzog-August-Bibliothek
Bibliotheca Augusta, die Herzog-August-Bibliothek in Wolfenbüttel, ist eine der ältesten Büchereien der Welt, deren Sammlung vollständig erhalten ist. Der eifrige Büchersammler Herzog August (1579-1666) baute sie zur größten Bibliothek seiner Zeit aus. Forscher studieren dort bis heute mittelalterliche Literatur.
Bild: picture-alliance/dpa/H. Hollemann
Oberlausitzsche Bibliothek der Wissenschaften
Die Oberlausitzsche Bibliothek der Wissenschaften in Görlitz, die direkt an der Grenze zu Polen liegt, stammt aus dem Jahr 1806. Der frühklassizistische Bibliothekssaal ist schlicht, aber einladend - und überaus beeindruckend. Über 140.000 Bücher dokumentieren die Geschichte, Kultur, Natur und Gesellschaft der Region zwischen Dresden im Westen und Wroclaw im Osten..
Bild: picture-alliance/ZB/M. Hiekel
Anna-Amalia-Bibliothek
Die Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek in Weimar beherbergt Bücher, Landkarten, Noten und Familienbücher. Anna Amalia hatte dafür gesorgt, dass die Büchersammlung des Hofs 1766 in die Bibliothek verlegt wurde. Der über drei Geschosse reichende Rokoko-Saal wurde 2004 bei einem Brand in Teilen zerstört. Nach dreijähriger Sanierung wurde die Bibliothek im Oktober 2007 wieder eröffnet.
Bild: picture-alliance/dpa/J. Woitas
Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum
Das Grimm-Zentrum ist ein Teil der Humboldt-Universität zu Berlin. 2009 errichtet, beherbergt es eine Bücherei und ein Computerzentrum der Universität. Der Lesesaal befindet sich in der Mitte des Gebäudes. Laut dem Architekten Max Dudler verschaffen seine Größe und das abgestufte Design den Nutzern das Gefühl, draußen unter freiem Himmel zu studieren.
Bild: picture-alliance/dpa/R. Jensen
Bayerische Staatsbibliothek
Die Bayerische Staatsbibliothek in München, ursprünglich als Bibliotheca Regia Monacensis bekannt, erwuchs aus einer Sammlung, die Mitte des 16. Jahrhunderts ihren Anfang nahm - mittlerweile sind daraus 10 Millionen Bücher geworden. Das jetzige Gebäude, das zwischen 1832 und 1843 entstand, wurde während des Zweiten Weltkriegs fast vollständig zerstört. Der Wiederaufbau dauerte viele Jahre.
Bild: picture-alliance/dpa
Lesesaal im Museum Kolumba
Einem Vergleich mit den anderen Bibliotheken kann der Lesesaal des Museums Kolumba in Köln zwar nicht standhalten. Aber dieser Ort mit seinen holzverkleideten Wänden und seinem grandiosen Ausblick auf die Kölner Innenstadt ist wie für die Meditation geschaffen. Hier gibt es Ausstellungskataloge, individuelle Veröffentlichungen und eine wechselnde Sammlung von Romanen, Kinder- und Kunstbüchern.
Bild: Kolumba, Köln
Foster-Bibliothek
Aufgrund ihrer spektakulären kopfartigen Form wird diese Bücherei in Berlin als "Das Gehirn" bezeichnet. Sie beherbergt Werke für die philosophische Fakultät der Freien Universität - und hat sich als architektonische Sehenswürdigkeit entwickelt. Das Gebäude wurde vom renommierten Architekten Norman Foster erbaut und 2005 eröffnet. Autorin: Dagmar Breitenbach