Naturschutzzonen in Arbeit
13. November 2014Es war ein farbenfroher und symbolischer Start der internationalen Naturpark-Konferenz (IUCN World Parks Congress), die vom 12. bis 19. November 2014 im australischen Sydney stattfindet: Dutzende Pazifikbewohner sind mit einer Kanu-Flotte in den Hafen von Sydney eingelaufen, um vor den Folgen des Klimawandels zu warnen. Sie hatten eine mehr als 11.000 Kilometer lange Reise hinter sich, gegen deren Ende sich auch die politischen Führer dreier Inselstaaten an Bord wagten.
Die Flotte sei das Symbol für die traditionelle Lebensform der Pazifikbewohner - im Einklang mit der Natur unter Verwendung der Kraft von Sonne, Wind und den Meeresströmungen, sagte der Präsident von Palau, Tommy Remengesau. "Wir sitzen alle in einem Boot." Diesen Ausruf richtet er vor allem an die Industriestaaten, die beim Klimaschutz mit den Pazifiknationen zusammenarbeiten sollen.
Besonders schützenswerte Natur
1962 fand der World Parks Congress (WPC) zum allerersten Mal im US-amerikanischen Seattle statt. Seitdem wird er regelmäßig - etwa alle zehn Jahre - von der Weltnaturschutzunion (IUCN) organisiert. In Sydney ist es nun das sechste Zusammentreffen, zuvor fand der WPC 2003 in Durban, Südafrika, statt.
Das diesjährige Motto: "Parks, people, planet: inspiring solutions", zu Deutsch: Parks, Menschen, Planet: inspirierende Lösungen". Etwa 5000 Umweltaktivisten, Wissenschaftler und Vertreter internationaler Organisationen und Staaten kommen hier zusammen, um gemeinsam an einem Plan zu arbeiten.
Das gemeinsame Ziel dieses Kongresses: bis 2020 weltweit 17 Prozent des Landes und zehn Prozent der Meeresgebiete unter Schutz stellen, so IUCN-Generaldirektorin Julia Marton-Lefèvre. Der bisherige Anteil liege bei 15,4 und 3,4 Prozent.
Schutzzonen mit Vorbildfunktion
In den nächsten Tagen soll in Sydney erstmals die "Grüne Liste" vorgestellt werden, an der die IUCN zusammen mit einigen Partnern seit 2012 arbeitet. Darauf werden erfolgreich und besonders gut organisierte Naturschutz-Projekte stehen - auch als Vorbildfunktion für alle anderen: Was macht ein gut funktionierendes Schutzgebiet aus? Antworten darauf sollen festgelegte Standards geben, die zurzeit noch festgelegt werden. Denn die Schutzgebiete, die im Pilotprojekt schon auf der Liste gelandet sind - oder in Zukunft gerne darauf landen wollen - müssen einige Kriterien erfüllen.
Durch die Aufführung in solch einer Liste erhoffen sich die Gebiete eine größere internationale Anerkennung, größere politische Unterstützung und ein gesteigertes Interesse im Tourismus.
Noch mehr Handlungsbedarf
Weltweit gibt es heute mehr als 200.000 Naturschutzgebiete - was einer Fläche größer als Afrika entspricht. Australiens Umweltminister Greg Hund gab jüngst zum Beispiel bekannt, dass sein Land das Ziel bereits erreicht habe. Auch der südöstliche Bundesstaat in Down Under, New South Wales, verkündete anlässlich der Konferenz, dass er das Sumpfgebiet "Everlasting Swamp" nun offiziell zum Naturschutzgebiet erklärt habe.
To-dos in Sydney
Allerdings - so ein aktueller Bericht des UN-Umweltprogramms (UNEP) - würden die Länder nicht immer die Gebiete schützen, die es am nötigsten hätten. Gebiete mit einer hohen Artenvielfalt werden in der Studie zum Beispiel genannt, die nur zu rund 22 Prozent abgedeckt wären. Außerdem müsse insgesamt besser gemanagt werden, dafür fehle aber das Geld. So gibt es zum Beispiel internationale Gewässer, die schützenswert wären - für die aber keine Regierung so richtig verantwortlich ist.
Dazu kommt, dass andere Schutzgebiete dafür auch eine wichtige wirtschaftliche Rolle spielen, weil sie beispielsweise Wasser und Holz liefern und den Ökotourismus fördern, so UNEP-Exekutivdirektor Achim Steiner. "Weitere Flächen müssen gezielt geschützt werden, um Anstrengungen zum Klimaschutz zu flankieren, um die Artenvielfalt zu erhalten und um Ökosysteme zu schützen, von deren Produkten Milliarden Menschen leben."
Nächste Agenda
Die Autoren der Studie sind dennoch zuversichtlich, dass das Ziel, 17 Prozent Land- und zehn Prozent Meeresfläche bis 2020 unter Schutz zu stellen, klappen könnte. Dazu fehlen noch 2,2 Millionen Quadratkilometer Land und 23,7 Millionen Quadratkilometer Meeresgebiete.
Wenn man bedenkt, dass die Zahl der Schutzgebiete sich in jeder Dekade der vergangenen 20 Jahre verdoppelt haben soll, erscheint das machbar.