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Die Spur führt nach Syrien

Peter Philipp14. Februar 2005

Nach einem Jahrzehnt relativer Ruhe hat eine Autobombe Libanon erschüttert. Bei dem Anschlag starb der frühere libanesische Ministerpräsident Rafik Hariri. Nahost-Experte Peter Philipp sieht Syrien als Drahtzieher.

Keine Chance: in diesem Auto starb HaririBild: AP

Es wäre im Libanon nicht ungewöhnlich, wenn man dem oder den Tätern nie auf die Spur kommt, aber gesunder Menschenverstand und nahöstliche Logik lassen keine großen Zweifel offen über die Hintermänner des Mordes am ehemaligen libanesischen Regierungschef Rafik Hariri. Der Finger zeigt nach Damaskus oder doch zumindest in Richtung der Kreise im Libanon, die dem östlichen Anrainerstaat treu ergeben sind; und die es Damaskus immer wieder aufs Neue ermöglichen, seinen Einfluss im Libanon aufrechtzuerhalten und auszubauen.

Es waren diese Kräfte, die im Herbst 2004 dem syrischen Baath-Regime willfährig dabei halfen, die libanesische Verfassung zu ändern, um Präsident Emile Lahoud eine weitere Amtsperiode zu ermöglichen. Hariri hatte sich diesem Schachzug der Syrer von Anfang an widersetzt und erst nach Wochen schien er klein beizugeben, reichte dann aber überraschend seinen Rücktritt ein. Andere Politiker folgten ihm und Syrien hätte zufrieden sein können, wenn sich nicht in letzter Zeit die Anzeichen verstärkt hätten, dass Hariri ein Comeback bei den nächsten Wahlen plante.

Unerwünschte "Friedenstruppen"

Solch eine Rückkehr hätte den prosyrischen Gruppen im Libanon einige Kopfschmerzen bereitet, ebenso aber auch den Syrern selbst, die seit den Tages des libanesischen Bürgerkrieges mit rund 25.000 Soldaten in diesem Land stehen. "Friedenstruppen" - wie Damaskus sagt, in den Augen einer wachsenden Zahl von Libanesen aber "Besatzer" ohne jede internationale und völkerrechtliche Rückendeckung.

Wie wenig die syrische Libanonpolitik international anerkannt und akzeptiert wird, wurde deutlich in der scharfen Verurteilung der syrischen Einmischung durch die UNO und besonders Frankreich bei der Präsidentschaftswahl im Herbst. Hier zeigte sich auch, dass Hariri auf internationale Rückendeckung setzen konnte und dass er dadurch immer mehr zu einer ernstzunehmenden Opposition gegen die syrische Präsenz im Libanon aufsteigen würde.

Mäzen

Libanons Ex-Regierungschef Hariri bei Attentat getötet (Archiv)Bild: AP

Der Multimillionär wäre damit in eine neue Sphäre der libanesischen Politik aufgestiegen. In der Vergangenheit hatte er sich vor allem darauf beschränkt, seine durch Bauunternehmungen in Saudi-Arabien angehäuften Milliarden zur Sanierung seiner Heimatstadt Saida und dann der Hauptstadt Beirut einzusetzen. Hierbei hat Hariri sich verdient gemacht mit ambitionierten Wiederaufbauprojekten - unweit der Stelle, an der er am Montag (14.2.2005) den Tod fand. Kritiker warfen ihm vor, dass er die Sanierung von Beirut als private Einnahmequelle betrachtete und dass er damit nicht nur sein Kapital, sondern auch seine Macht ausweitete - zum Beispiel auf die Medien des Libanon, Hariri kontrollierte streckenweise die wichtigsten TV- und Radiosender.

Gleichzeitig aber war allen klar, dass Hariri bei aller Geschäftstüchtigkeit doch auch viel für das Land tat, dass sich heute noch die Wunden des 15-jährigen Bürgerkrieges leckt und das unter Milliardenschulden leidet. Hariri, der fünfmal in zwölf Jahren Regierungschef war, hat diese Schulden freilich auch nicht beseitigen können. Durch sein eigenes unternehmerisches Geschick und seine guten Beziehungen zu Frankreich und zu seiner zweiten Heimat Saudi-Arabien erwarteten viele Libanesen von ihm aber am ehesten eine Lösung ihrer Probleme.

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