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Die stumpfe Ölwaffe

29. November 2016

Monatelang wurde verhandelt, am Mittwoch soll sie dingfest gemacht werden: Die Verknappung der Ölmenge. Nur, ob OPEC-Länder und Nicht-OPEC-Förderländer tatsächlich an einem Strang ziehen werden, ist weiter fraglich.

Irak Opec Öl Förderung
Bild: Reuters/Essam Al-Sudani

OPEC ringt um Ölförderkürzung

01:39

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Eigentlich hatten sie sich ja schon im September darauf geeinigt, die Ölmenge zu begrenzen und so den Ölpreis zu stützen. Nun treffen sich die OPEC-Länder am Mittwoch wieder, um die Einigung auch tatsächlich umzusetzen. Wie schon so oft, nehmen auch diesmal die Spannungen zwischen den Ölförderländern vor dem Treffen zu und die OPEC-Schwergewichte Saudi-Arabien, Irak und Iran gaben sich im Vorfeld skeptisch.

Erschwert werden die Verhandlungen zusätzlich dadurch, dass auch Nicht-OPEC-Länder wie Russland ihre Ölproduktion beschränken sollen. Um Russland davon zu überzeugen, die Förderung nicht nur einzufrieren, sondern auch zu kappen, wollten die Ölminister von Algerien und Venezuela noch für Verhandlungen nach Moskau reisen. Einen Tag vor dem Treffen in Wien gab der russische Energieminister Alexander Nowak bekannt, dass er nicht am OPEC-Treffen teilnehmen werde.

Keine konkreten Ergebnisse auf dem Vorbereitungstreffen

Am Montag gab es ein Vorbereitungstreffen der OPEC-Experten. Konkrete Details über eine Kürzung der Fördermenge seien aber nicht beschlossen worden, so ein OPEC-Vertreter. Ursprünglich sollten am Montag auch schon gemeinsame Gespräche mit wichtigen Nicht-OPEC-Staaten wie Russland stattfinden. Die waren aber auf Wunsch von Saudi-Arabien abgesagt worden. Ohne interne Einigung seien Verhandlungen mit anderen Förderländern nicht sinnvoll, lautete die Begründung.

Grund für die ganze Diskussion um die Begrenzung der Ölförderung ist der niedrige Ölpreis. Seit Mitte 2014 ist er massiv gefallen wegen des großen weltweiten Überangebots - zeitweise auf unter 30 Dollar pro Barrel. Zuletzt hatte er sich aber zwischenzeitlich etwas erholt.

Erste Schritte im September

Die Einigung des Ölkartells im September auf eine Förderkürzung hat viele Experten überrascht. Die OPEC beschloss das tägliche Produktionsvolumens grundsätzlich auf 32,5 bis 33 Millionen Barrel zu begrenzen. Im Oktober lag die geförderte Menge bei rund 33,6 Millionen Barrel pro Tag. Das letzte Mal war die Ölmenge 2008 gedrosselt worden. In Wien soll am Mittwoch die jetzige Verknappung endgültig besiegelt werden.

Seit der grundsätzlichen Einigung, die vor allem von Saudi-Arabien vorangetrieben wurde, ringen die Ölstaaten nun um die praktische Umsetzung. Tatsache ist aber auch, dass OPEC-Länder seit dem September ihre Fördermenge weiter erhöht haben. Ohnehin steigt die Produktion seit längerem von einem Rekord zum nächsten. Gegenwärtig erlebe man einen Wettstreit unter den OPEC-Mitgliedern um das größte Stück vom Kuchen, beurteilen Analysten die Lage.

Iran ist eine große Bremse

Iran strebt nach dem Ende der Sanktionen wieder seine alte Machtposition in der OPEC an.Bild: Shana

Eine der größten Hürden für eine Förderkürzung sehen Experten in der Haltung des OPEC-Landes Iran. Nachdem die Sanktionen infolge des Atomabkommens aufgehoben wurden, plant der Ölstaat am Persischen Golf die Ölmenge eher auszuweiten.

Nach Einschätzung von Rohstoffexperten der Commerzbank ist in die Diskussion zuletzt aber Bewegung gekommen. Bei einem Treffen in Doha (Katar) soll dem Iran angeboten worden sein, seine Produktion bei 3,92 Millionen Barrel pro Tag konstant zu halten. Dies wäre etwa die Fördermenge, die der Iran zuletzt mehrfach gefordert hatte. Auch der Irak zählt grundsätzlich zu den Gegnern einer Kürzung, hat aber jüngst ein Einlenken signalisiert.

"Verzichtet die OPEC am Mittwoch tatsächlich auf die seit zwei Monaten versprochene Produktionskürzung, wäre mit einem Rückgang der Ölpreise in Richtung 40 Dollar je Barrel zu rechnen", heißt es in einer Analyse der Commerzbank. Die Saxo Bank rechnet mit einer Einigung. Aber: "Auch wenn wir glauben, dass es zu einem Beschluss kommen wird, bleibt die Frage, wie geschlossen das Kartell bleibt."

Saudi-Arabien: Kürzung nicht unbedingt nötig

Mehr als achtzig Prozent der Staatseinnahmen verdankt Saudi-Arabien dem Öl. Bild: picture-alliance/epa

Fraglich ist auch, ob Saudi-Arabien eine Begrenzung der Ölmenge mitmachen wird. Die Regierung hält eine Kürzung der Fördermenge nicht unbedingt für nötig. "Wir erwarten, dass die Nachfrage 2017 ermutigend sein wird", hatte Energieminister Khalid al-Falih am Sonntag gesagt. Angebot und Nachfrage könnten damit auch ohne Interventionen der OPEC ein Gleichgewicht finden. Sollte die OPEC eingreifen, werde der Prozess beschleunigt. Deshalb müsse beim OPEC-Treffen nicht zwingend über Förderkürzungen diskutiert werden. Ein stabiles Niveau könne auch gerechtfertigt sein, sollte sich die Nachfrage erholen, sagte Falih.

Einige Experten meinen, die bisherige "Ölschwemme" würde von Saudi-Arabien als Mittel genutzt, um sich gegen die aufstrebende Konkurrenz aus den USA zu stemmen. Denn die Ölproduktion aus Schiefergas ("Fracking") ist kostspieliger als die herkömmliche Ölförderung, wie sie von Saudi-Arabien und anderen Produzenten am Persischen Golf betrieben wird.

Zu große Abhängigkeit vom Öl

Unter anderem weil die traditionellen Förderländer versucht haben, die neuen Konkurrenten aus den USA mit niedrigen Preisen aus dem Markt zu drängen, konnte sich die OPEC - anders als in früheren Jahren - bisher kaum auf geringere Förderquoten einigen.

Die Öleinnahmen machen in den ölproduzierenden Länder einen Großteil des Staatshaushaltes aus. Iran muss nach Aufhebung der Sanktionen wieder auf die Beine kommen. Der Irak hofft auch, dass das Öl zu einer Erholung der Wirtschaft beiträgt. Russland kämpft mit den Auswirkungen der Wirtschaftssanktionen aufgrund des Ukraine-Konflikts und kann so auch auf Einnahmen nur schwer verzichten. Selbst im reichen Saudi-Arabien wo jahrelang die saudischen Staatseinnahmen durch die Ölvorkommen sprudelten, leidet der Haushalt seitdem der Ölpreis sinkt.

Sollte sich die OPEC nicht auf eine Kürzung einigen, könnte der Ölpreis bis Jahresende auf 40 Dollar sinken, sagte Analyst David Hufton vom Brokerhaus PVM Oil Associates. "Anfang nächsten Jahres könnte es dann auf 30 Dollar runtergehen." Am Montag kostete ein Fass (159 Liter) der Nordseesorte Brent rund 47 Dollar.

Einst war die Opec schlagkräftig

Früher waren die Opec-Treffen gefürchtet - heute sind sie oft ohne Ergebnis.Bild: Isna

Die OPEC wurde 1960 in Bagdad von Saudi-Arabien, dem Iran, dem Irak, Kuwait und Venezuela gegründet. Ziel war es, die heimischen Ölquellen selbst zu kontrollieren anstatt sie den privaten, oft westlich dominierten Ölkonzernen zu überlassen. Dazu gehörten auch Förderabsprachen, um den Ölpreis zu beeinflussen und sich stabile Gewinne zu sichern. Heute hat das Ölkartell 14 Mitgliedsländer. Der wichtige Produzent Russland gehört nicht dazu. In den vergangenen Jahren hat das Kartell etwas an Einfluss verloren, weil die USA neue Förderquellen mit der Fracking-Technologie erschlossen haben. Es bleibt international aber eine mächtige Produzentengruppe.

Mehr als ein Drittel des weltweit produzierten Rohöls wird von OPEC-Mitgliedern bereitgestellt. Ihre 14 Mitgliedsstaaten sitzen auf mehr als 70 Prozent aller Ölreserven. Laut einer Analyse des Energiekonzerns BP produzierte die OPEC 2014 knapp 37 Millionen Barrel Öl und verwandte Produkte am Tag. Weltweit wurden 89 Millionen Barrel am Tag produziert. Die Staaten mit den größten Mengen waren demnach die USA und das OPEC-Mitglied Saudi-Arabien mit jeweils knapp 12 Millionen Barrel, gefolgt von Russland (rund 11 Millionen), China und Kanada (jeweils gut 4 Millionen).

iw/se (rtr, dpa)

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