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Politik

Türkei erhöht den Druck im Syrien-Krieg

9. Januar 2018

Die Türkei sieht sich durch die jüngsten Attacken der syrischen Armee in der Provinz Idlib herausgefordert, weil sie dort kämpfende Rebellen unterstützt. Mit anderen Rebellen will Ankara dagegen endlich aufräumen.

Schwer beschädigte Wohnblöcke in der Stadt Idlib (Foto: picture-alliance)
Schwer beschädigte Wohnblöcke in der Stadt Idlib Bild: picture-alliance

Nach Luftangriffen in der syrischen Provinz Idlib hat das türkische Außenministerium in Ankara nach einem Bericht den russischen und den iranischen Botschafter einbestellt. Grund sei die Beunruhigung über das Vorgehen der Regierung von Baschar al-Assad in Idlib, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu. Russland und der Iran als Verbündete der Regierung und die Türkei als Unterstützer der Rebellen hatten Idlib im vergangenen Jahr zu einer sogenannten Deeskalationszone erklärt. Dennoch nahm die Gewalt in dem Gebiet an der Grenze zur Türkei zuletzt zu. Am Sonntag waren nach Angaben von Aktivisten bei Luftschlägen in der nordwestlichen Provinz mindestens 21 Zivilisten ums Leben gekommen. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte macht die syrische und die russische Luftwaffe für die Bombardierungen verantwortlich.

Cavusoglu: Armee attackiert gemäßigte Oppositionelle 

Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu warf der syrischen Regierung nach Angaben von Anadolu vor, eine politische Lösung in Syrien zu untergraben. Unter dem Vorwand, gegen den Al-Kaida-Ableger Fatah al-Scham, die frühere Al-Nusra-Front, zu kämpfen, "greifen die Streitkräfte des Regimes in Syrien auch gemäßigte Oppositionelle an", sagte Cavusoglu demnach. "Diese Haltung sabotiert den politischen Lösungsprozess." Idlib ist die einzige Provinz in Syrien, die noch von Rebellen kontrolliert wird. Sie werden vom syrischen Ableger der Terror-Organisation Al-Kaida dominiert.

Die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) brachte derweil im Nordwesten Syriens zahlreiche Orte unter ihre Kontrolle. Die Extremisten seien im Norden der Provinz Hama in elf Dörfer eingerückt, meldete die Beobachtungsstelle. Zuvor sei das vom Al-Kaida-Ableger dominierte Bündnis Tahrir al-Scham aus den Orten abgezogen. Nach Angaben der Menschenrechtsbeobachter konnte der IS damit in der Region seit Oktober mehr als 40 Dörfer einnehmen. Die Extremisten hatten im vergangenen Jahr den größten Teil ihres früheren Herrschaftsgebietes in Syrien verloren, darunter ihre Hochburgen Al-Rakka und Dair as-Saur. Der IS ist trotz einer ähnlichen Ideologie mit der Al-Kaida verfeindet.

Staatschef Erdogan (M.) und Außenminister Cavusoglu (li.) bei einer Pressekonferenz am vergangenen Freitag in IstanbulBild: picture alliance/Y.Bulbul

Erdogan: Anti-YPG-Einsatz in Afrin und Manbidsch

Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan kündigte inzwischen einen Militäreinsatz in den kurdisch kontrollierten Regionen Afrin und Manbidsch in Syrien an. "Jetzt ist es so weit, das Projekt der separatistischen Terrororganisation, einen Syrien-Terrorkorridor zu errichten, vollkommen zunichte zu machen", sagte Erdogan vor Mitgliedern seiner islamisch-konservativen Regierungspartei AKP im Parlament in Ankara. Mit "separatistischer Terrororganisation" meint Erdogan die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK, deren syrischer Ableger YPG die Regionen Afrin und Manbidsch kontrolliert.

Die Türkei werde den im August 2016 begonnen Militäreinsatz in Nordsyrien "Schutzschild Euphrat" auf Afrin und Manbidsch ausweiten, so Erdogan. Mit "Schutzschild Euphrat" waren türkische Einheiten mit von ihnen unterstützten Rebellen in die nordsyrische Region um Dscharabulus einmarschiert. Ziel dieser Operation war, den IS von der türkischen Grenze zu verdrängen. Die Türkei kämpfte aber zugleich gegen die YPG.

Wieder viele Tote in Rebellenhochburg Ost-Ghuta

Bei neuen Angriffen auf Ost-Ghuta nahe Damaskus - eine der letzten Rebellenhochburgen in Syrien - wurden nach Angaben der  Beobachtungsstelle 24 Menschen getötet. Unter den Opfern seien allein zehn Kinder. Es sei unklar, ob die syrische Armee oder die mit ihr verbündete russische Luftwaffe für die Attacken verantwortlich seien.

sti/gri (afp, dpa)

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