Ob "Die Toten Hosen" und "Kraftwerk" in Düsseldorf oder Krautrock in Köln - ein digitaler Reiseführer schickt Musik-Touristen an legendäre Stätten der Popmusik in Nordrhein-Westfalen.
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In einem schäbigen Hinterhof in Düsseldorfs Rotlichtdistrikt hängt über einer unscheinbaren Metalltür ein Schild: "Elektro Müller". Dass dort die Geburtsstätte elektronischer Musik liegt, wussten lange Zeit nur wenige Insider. "Zum legendären Kling Klang-Studio der Gruppe Kraftwerk bekam nicht einmal David Bowie Zutritt, als er die Band in Düsseldorf besuchte", sagt Musikexperte Uwe Schütte. Von 1969 bis 2012 bastelten die Klang-Pioniere um Ralf Hütter hier an ihrem vollsynthetischen Techno-Sound. Nun lockt ein digitaler Reiseführer Popmusik-Fans hierher.
Düsseldorf für Hosen-Fans
Es ist eine von 150 solcher Stationen in Düsseldorf, Köln und dem Ruhrgebiet. Mit Reportagen, Hörproben und Experten-O-Tönen für den modernen Musik-Touristen werden sie erschlossen. Auch in der Düsseldorfer Altstadt. Dort wo früher der "Ratinger Hof" stand. Der garagenartige Hof mit seinem grellen Neonlicht und seiner Nähe zur Kunstakademie gilt als die Entstehungsstätte der Punkmusik in Deutschland. Er war Wohnzimmer und Proberaum eines gewissen Campino und später der Toten Hosen. Bands wie die Deutsch-Amerikanische Freundschaft (DAF) entstanden hier.
Das Gebäude ist längst abgerissen und einem Neubau gewichen. Nun plaudert DAF-Musiker Gabi Delgado aus dem digitalen Off über alte Zeiten. Vom Punk-Plattenladen "Pure Freude" ist immerhin noch der Name erhalten, unter dem dort heute eine Konditorei Gebäck verkauft.
Deutschland von A bis Z: Düsseldorf
Wir machen eine Reise durch Deutschland und stellen Ihnen jede Woche eine Stadt dem Alphabet nach vor. Diesmal führt uns D nach Düsseldorf, in die Landeshauptstadt von Nordrhein-Westfalen.
Bild: picture alliance/dpa/D. Young
Medienhafen
Düsseldorf hat den drittgrößten Binnenhafen Deutschlands. Ein Teil des Rheinhafens wurde in den 1990er Jahren nach und nach zu einem Bürostandort umgebaut. Namhafte Architekten wie Frank O. Gehry, David Chipperfield oder Joe Coenen schufen zwischen alten, denkmalgeschützten Lagerhallen aufregende, futuristische Architektur. Der sogenannte "Medienhafen" ist heute eines der Wahrzeichen der Stadt.
Bild: picture alliance/H. Ossinge
Konsumtempel
In Düsseldorf wird Einkaufen zum Erlebnis. Es gibt eine ganze Reihe von Kaufhäusern, die mit ihrer ausgefallenen oder repräsentativen Architektur beeindrucken, vom Jugendstil bis zur Moderne - wie der KÖ-Bogen mitten in der Stadt. Auch bei diesem Konsumtempel war ein Stararchitekt am Werk: Daniel Libeskind.
Kunstinteressierte haben die Wahl zwischen 26 Museen (Bild: Kunstsammlung NRW) und über 100 Galerien. Mit Düsseldorf verbindet man große Namen der zeitgenössischen Kunst- und Fotografieszene. Beuys, Richter, Gursky, Höfer und viele mehr. Unser Tipp: Einmal im Jahr präsentieren die Talente von morgen, die Studenten der weltberühmten Düsseldorfer Kunstakademie, ihre Abschlussarbeiten.
Düsseldorf ist - neben Köln und Mainz - eine der drei Hochburgen des rheinischen Karnevals. Jedes Jahr am 11.11. um 11.11 Uhr beginnt die Karnevalssaison. Zunächst wird drinnen gefeiert mit Karnevalssitzungen und Kostümbällen, dann geht's raus: sechs Tage Straßenkarneval von Weiberfastnacht über Rosenmontag bis Aschermittwoch. Ein Partymarathon!
Bild: picture alliance/dpa/F. Gambarini
Japan-Tag
In Düsseldorf gibt es die einzige Japantown Deutschlands. Einmal im Jahr wird gemeinsam gefeiert. Ein Festival-Highlight ist das Treffen der Cosplayer aus ganz Europa. Kostümiert wie ihre Helden aus Mangas und Comicfilmen bevölkern sie die Rheinuferpromenade. Der Japan-Tag lockt mehr als eine halbe Millionen Besucher in die Stadt.
Bild: picture alliance/dpa/H. Ossinger
Der Rhein
Was wäre Düsseldorf ohne ihn? Der Fluss ist die Lebensader der Stadt. In jeder Hinsicht. Mit der Rheinuferpromenade haben die Düsseldorfer seit den 1990er-Jahren endlich eine Flaniermeile am Rhein bekommen, die sie zu jeder Jahreszeit mit Begeisterung nutzen. Gegenüber, auf der anderen Rheinseite, ist es grün. Über Kilometer erstrecken sich dort Wiesen und Deiche.
Wildwasserbahn, Giant Booster oder doch lieber Riesenrad? Mit einer Fläche von 165.000 Quadratmetern ist die Kirmes auf den Oberkasseler Rheinwiesen die größte am Rhein. Jedes Jahr in der dritten Juliwoche beginnt das zehntägige Fest mit Livemusik und Festzelten. Gekrönt wird es von einem Großfeuerwerk am Rhein. Dieses Jahr findet die Veranstaltung wegen des Coronavirus nicht statt.
Bei Touristen ist es der beliebteste Stadtteil Düsseldorfs. Das könnte an den gemütlichen Gaststätten liegen. Über 260 sollen es sein. Im Volksmund heißt die Altstadt auch "längste Theke der Welt". Getrunken wird hier Altbier. Für Neu-Düsseldorfer empfiehlt sich eine Führung auf dem "Brauereiweg" inklusive Bierprobe in einer oder mehreren der tradtionsreichen Hausbrauereien.
Düsseldorf ist eine Modemetropole und die sogenannte "Kö" ihr inoffizieller Laufsteg. Die Einkaufsmeile im Stadtzentrum ist sowas wie die Champs-Elysées von Düsseldorf. Ein breiter Boulevard, der zum Flanieren einlädt, von alten Baumriesen beschattet, mit Restaurants und Cafés - und unzähligen Luxusboutiquen. Hinzu kommen eine ganze Reihe exquisiter Kaufhäuser.
Viele Wege führen nach Düsseldorf. Die Rheinmetropole besitzt einen internationalen Flughafen, den Düsseldorf Airport. Es ist der drittgrößte Deutschlands. Dennoch: Die schönste Anreise ist und bleibt eine Fahrt über eine der sechs Rheinbrücken. Die Rheinkniebrücke ist eines der beliebtesten Fotomotive. Sie prägt gemeinsam mit dem Fernsehturm die Stadtsilhouette.
Bild: picture-alliance/blickwinkel/S. Ziese
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Brutstätten des deutschen Pop: von Köln bis Hagen
Auf die Idee hätte man früher kommen können: Liverpool lockt seit vielen Jahren auf die Spuren der Beatles, Manchester hat die Gallagher-Brüder von Oasis zum Standortvorteil gemacht. Nach Memphis/Tennessee pilgern Gospel- und Country-Fans aus aller Welt. Gleich zwei Denkmäler erinnern an AC/DC-Legende Bon Scott: in seiner schottischen Heimatstadt Kirriemuir und in Fremantle/Australien. In Köln hält man mit Krautrock dagegen und in Düsseldorf mit Kraftwerk. Das westfälische Hagen präsentiert sich hingegen als Stadt der Neuen Deutschen Welle: Sängerin Nena ("99 Luftballons") und die Band Extrabreit ("Hurra, hurra, die Schule brennt") starteten in der Stadt am südöstlichen Rand des Ruhrgebiets ihre Karriere.
Nun hofft Düsseldorf auf Hosen-Fans aus Argentinien und Kraftwerk-Fans aus den USA und England. Die ersten sind schon am Rhein gesichtet worden.