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Die vergessene Bedrohung?

Petra Tabeling 24. August 2002

Deutschland blickt sorgenvoll auf die Jahrhundertflut. Doch was ist aus der Tierseuche BSE geworden? Der Weltkongress für Rinderhaltung in Hannover rückt gefährliche Infektionskrankheiten wieder in den Vordergrund.

Die Gefahr bleibt: BSEBild: AP

Anfang 2001 brach in Deutschland mit dem ersten bestätigten BSE-Fall bei einem geborenen Rind nicht nur die Panik unter Landwirten und Verbrauchern aus, sondern auch eine wahre Rinderwahnsinn-Medienwelle. BSE war in aller Munde und auf allen Radio- und Fernsehkanälen. In diesen Tagen werden Viehställe höchstens noch überflutet gezeigt.

Aktuelle BSE-Fälle in Deutschland

Die Gefahr der Rinderseuche BSE (Bovine Spongiforme Enzephalopathie) ist jedoch nicht gebannt. 2002 wurden in Deutschland bis dato 69 Fälle registriert. Damit klettert die Anzahl seit der ersten Erfassung auf insgesamt 201 Fälle, wobei das Bundesland Bayern mit 79 einen traurigen Rekord hält. EU-weit waren 2001 über 1180 erkrankte Rinder vermerkt, Großbritannien war am schwersten betroffen.

Die Zahl der Neuinfektionen hat sich in Deutschland zwar um die Hälfte verringert, doch "den aktuellen Neuerkrankungen werden in der Öffentlichkeit weniger Aufmerksamkeit geschenkt", bedenkt Dr. Udo Wiemer, Tierseuchenreferent im Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft gegenüber DW-WORLD.

Kein Grund zur Panik im Kuhstall

Für den Direktor des Kongresses, Prof. Dr. Henner Scholz, ist das geringe Interesse berechtigt: Der starke Rückgang der Infektionsfälle in Deutschland sei doch positiv zu bewerten, so Scholz, der auch Direktor der Klinik für Rinderkrankheiten in Hannover ist, ebenfalls im Gespräch mit DW-WORLD. "Wir haben seit Ausbruch der Seuche vier Millionen Rinder getestet und davon waren nur 200 positiv. Und die wären auch von vorneherein nicht in die Nahrungsmittelkette gelangt, weil die Rinder krank waren", meint der Tierarzt.

Positive Prävention

Die von Bundesverbraucherschutzministerin Renate Künast eingeführten Präventionsmaßnahmen: Jedes geschlachtete Rind, das älter als 24 Monate ist, wird obligatorisch auf BSE getestet. EU-weit sind Tests ab 30 Monaten vorgeschrieben. Sogenanntes "Risikomaterial" wie das Gehirn und andere Innereien dürfen gar nicht mehr auf die Fleischtheke gelangen, kein Tiermehl mehr verfüttert werden. Die Verbraucher scheinen dadurch wieder Vertrauen geschöpft zu haben: Die zeitweilig zusammengebrochene Nachfrage nach Rindfleisch hat sich wieder erholt.

Neue BSE-Tests und Rinder

Ist das Thema BSE also vom Tisch? Nein, meint der Direktor des Kongresses, Dr. Scholz. "Natürlich widmen wir BSE auch einen Schwerpunkt auf dem Forum der weltweiten Tierärzte." So arbeite man jetzt beispielsweise an einer Möglichkeit BSE-Tests auch an lebenden Tieren durchzuführen.

Neue Fälle in Kanada

Doch Forschung schützt vor neuen Todesfällen nicht: Erst kürzlich ist in Kanada zum ersten Mal ein Mensch an einer neuen Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (vCJD) gestorben, die mit BSE in Verbindung gebracht wird. Die kanadischen Behörden traten Befürchtungen entgegen, BSE könne damit Nordamerika erreicht haben.

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