Die verunsicherte Republik
Der Klimawandel ist in Deutschland angekommen. Die jüngsten Überschwemmungen im Westen des Landes haben das Thema ins Zentrum des Wahlkampfes gespült. Wir waren im Hochwassergebiet und haben mit zwei Flutopfern gesprochen, die die Folgen des Klimawandels hautnah miterlebt haben - Verena Bachus und Raphael Rill leben nun im Wohnwagen und im Zelt. Diese Erfahrung wird ihre Wahlentscheidung prägen. Auch in Bayern ist das Thema präsent. Der CSU-Bundestagsabgeordnete Thomas Erndl kämpft um seinen Wiedereinzug ins Parlament. Für Erndl muss Klimaschutz vor allem bezahlbar bleiben. Sein Wahlkreis Deggendorf hatte in Bayern bei der Bundestagswahl 2017 die höchsten Stimmenanteile für die AfD. Nun möchte der Bundestagsabgeordnete diese Stimmen zurückgewinnen. Dafür muss er einen Spagat machen, um alle mitzunehmen. "Junge Menschen haben keine Lobby", sagt der "Fridays for Future"-Aktivist Piere Zissel. Die 18- bis 30-Jährigen machen nur 10% der Stimmen aus, eine alte Generation urteilt über das Schicksal der jungen. Der Student aus Erfurt engagiert sich für Klimaschutz, doch politisch aktiv werden möchte er nicht. Der Weg sei steinig, langwierig und schwer. Es dauere zu lange bis junge Menschen was ändern können. Die 21-jährige Kommunalpolitikerin Hibba Kauser aus Offenbach schafft sich ihre eigene Lobby. Geboren in einem Flüchtlingsheim in Brandenburg mit pakistanischen Wurzeln, weiß die SPD-Politikerin was Ausgrenzung bedeutet. Deutschland habe ein Problem mit Menschen die anders aussehen. Sie werden nicht repräsentiert, sondern diskriminiert und abgehängt. Das möchte sie ändern. Und auch auf dem Land haben die Menschen häufig den Eindruck, dass sie abgehängt werden. Wo es kein Netz gibt, wandern die Jungen ab, Unternehmen können sich nur schlecht ansiedeln. Die Schere zwischen Arm und Reich wächst. Viele Menschen in prekären Verhältnissen wählen gar nicht mehr. Wird die Wahl immer mehr ein Eliteprojekt der Vermögenden, der Weißen und Alten?