Fruchtbares Land verschwindet, Landstriche veröden. Die UN-Wüstenkonvention versucht, diese Entwicklung aufzuhalten. Das zuständige UN-Sekretariat hat zum Arbeitstreffen eingeladen. Mit welchem Ausgang?
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Wenn Wüsten wachsen
Fruchtbares Land verschwindet, Landstriche veröden. Und wer ist schuld? Der Mensch. Am 17. Juni erinnert der "Welttag zur Bekämpfung von Wüstenbildung und Dürre" daran, die Wüstenausbreitung aufzuhalten.
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Karge Landschaften
Steinwüsten, Sandwüsten, Salzwüsten - knapp ein Drittel der Erdoberfläche ist karges, unwirtliches Land - das stetig wächst. Der Großteil davon ist über Jahrtausende natürlich entstanden, wie hier eine Felsformation in der Wüste im Bergmassiv Hoggar in Algerien. Heute aber trägt hauptsächlich der Mensch dazu bei, dass Wüsten wachsen. Der 17. Juni ist der Welttag zur Bekämpfung von Wüstenbildung.
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Trocken wird noch trockener
Als Desertifikation wird dieses Veröden ganzer Landstriche bezeichnet. Es betrifft besonders die Gebiete, die ohnehin schon trocken sind, wie weite Teile Afrikas, Amerikas oder Asiens. Dieses Weizenfeld in Texas (USA) hat die heftige Dürre, die die Region im Sommer 2011 heimgesucht hat, nicht überstanden.
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Meist ist der Mensch schuld
Rund 70.000 Quadratkilometer Wüste kommen jedes Jahr hinzu. Das entspricht etwa der Fläche von Irland. Neben dem Klimawandel trägt der Mensch in vielerlei Hinsicht dazu bei, dass die Wüsten so schnell wachsen. Landarbeiter, wie hier im lateinamerikanischen Brasilia, müssen sich an veränderte Bedingungen anpassen, um auch in Zukunft noch ausreichend Nahrungsmittel anbauen zu können.
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Überweidung sorgt für Dürre
In der Landwirtschaft werden zu viele Tiere auf ohnehin schon trockenem Boden gehalten. Sie fressen auch die letzten kleinen Pflänzchen, so dass der Boden Wind und Wasser schutzlos ausgeliefert ist. Tritt dann noch eine Dürre ein, kommt es schnell zur Desertifikation: Der Boden wird locker und haltlos, er erodiert und wird abgetragen.
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Zu viel Ackerbau
Die ohnehin herrschende Trockenheit erschwert den Bauern oft den Anbau, wie hier beim Mais in Mexiko. Dazu kommt, dass Äcker außerdem falsch genutzt werden. Nach der Ernte bekommen sie oft nicht die Regenerationszeit, die sie bis zum nächsten Anbau benötigen. Die Folge: Der Boden verliert Nährstoffe, es wachsen weniger Pflanzen - auch das fördert Erosion.
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Der Wald schwindet
Auch der Baumbestand nimmt stark ab. Um an Brenn- oder Bauholz zu kommen oder um Platz für Ackerland, für Industrieflächen oder neue Wohngebiete zu schaffen, holzen Menschen Wälder radikal ab. Dabei verhindern gerade Bäume die Abtragung der Bodenkrume durch Wasser und Wind. Die Folge der Abholzung: verödete, trockene Landstriche.
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Steigender Wasserverbrauch
Die Bevölkerung wächst - der Wasserverbrauch steigt. In den letzten 50 Jahren hat er sich weltweit sogar verdoppelt. Vor allem die intensive Landwirtschaft, beispielsweise die Bewässerung von Gemüsefeldern oder der Massentourismus lassen die Wasservorräte dramatisch schrumpfen.
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Kettenreaktion fürs Ökosystem
Hat die Wüstenbildung erst einmal begonnen, kommt es zur Kettenreaktion: Denn ist das Pflanzenwachstum erst vernichtet, verdunstet das Wasser, die Erde trocknet aus, versalzt und wird schließlich so fest wie ein Panzer, wie hier in Indien. Das unfruchtbare Land lässt sich nur schwer retten.
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Weitreichende Ausmaße
Neben der Zerstörung des Ökosystems führt die Wüstenbildung noch viel weiter: Artensterben, Armut, Hunger und Wassermangel sind weitere Folgen, die die Dürre mit sich bringt. Besonders in Westafrika, wie hier in Burkina Faso, hat das Wüstenwachstum verheerende Auswirkungen für die Menschen - es ist ein Teufelskreis, den die Desertifikation mit sich bringt.
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Dürren Boden wieder fruchtbar machen
Die Desertifikation umzukehren ist zwar möglich, aber teuer. So sind Wiederaufforstungen eine Möglichkeit, um verloren gegangene Vegetation wieder anzusiedeln. Hier werden in der Dominikanischen Republik neue Bäume gepflanzt, um die erodierten Berge zu schützen. Bisher ist der globale Erfolg solcher Projekte jedoch eher mäßig.
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"Die größte ökologische Herausforderung unserer Zeit"
Bereits 1996 trat ein Abkommen der Vereinten Nationen zur Bekämpfungen der Wüstenbildung (UNCCD) in Kraft. Seitdem lautet das gemeinsame Ziel: Unfruchtbare, trockene Gebiete zurückdrängen und die Ausbreitung von Wüsten aufhalten. Jedes Jahr am 17. Juni erinnert der Welttag zur Bekämpfung von Wüstenbildung und Dürre daran.
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Die Wüste wird größer. Jedes Jahr etwa um die Größe Irlands. Das ist aber kein natürlicher Prozess, sondern ist meist menschengemacht: Überweidung, vermehrter Ackerbau, die Abholung von Wäldern und der steigende Wasserverbrauch sorgen dafür, dass ganze Landstriche veröden. Besonders davon betroffen sind weite Teile Afrikas, Amerikas oder Asiens.
Zerstörung des fruchtbaren Bodens stoppen
Um das aufzuhalten, wurde bereits 1992 bei einer Konferenz der Vereinten Nationen (UN) über Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro, ein wichtiger Schritt getan: die Vereinbarung zur Bekämpfung der Desertifikation.
Seit 1996 besteht nun die Konvention der Vereinten Nationen zur Bekämpfung der Desertifikation (UNCCD) und wurde seitdem von 194 Ländern unterzeichnet. Deren gemeinsame Ziel: "Wirksame Maßnahmen auf allen Ebenen, die Wüstenbildung zu bekämpfen und die Dürrefolgen zu mildern, um zur Erreichung einer nachhaltigen Entwicklung in den betroffenen Gebieten beizutragen." (Artikel 2, Abs. 1, UNCCD)
Unterschrieben haben diese Vereinbarung aber nicht nur betroffene Länder, sondern auch nicht-betroffene Länder wie Deutschland. Und genau dort hat auch das dazugehörige UN-Sekretariat zur Bekämpfung der Wüstenbildung seinen Sitz, auf dem UN-Campus in Bonn.
Interessenabstimmung bei CRIC13
Hier hat sich vom 25. bis 27. März CRIC getroffen, das Komitee, das für die Kontrolle der Konventions-Umsetzung verantwortlich ist. Die Mitglieder überprüfen regelmäßig den Stand der Zehn-Jahres-Strategie. Im Vorfeld der UN-Klimakonferenz COP21 in Paris sammeln sie außerdem Vorschläge, wie sich das Übereinkommen wirksam umsetzen lässt.
"Am wichtigsten in den letzten Tagen war alles rund um die 'Post-Sustainable-Development-Goals', die gerade in New York verhandelt werden", sagt Kauna Schroeder, die in Bonn Namibia repräsentiert, das zurzeit die COP-Präsidentschaft inne hat. Es werde geprüft, inwiefern die UNCCD-Bestrebungen in diese Verhandlungen integriert werden können. "Unser großes Ziel ist es, eine landdegradationsneutrale Welt anzustreben", sagt Schroeder.
"Gerade wird hier noch nichts entschieden und auch nichts vereinbart." Es werden lediglich Anmerkungen fürs nächste Treffen, die "Twelfth session of the UNCDD Conference on the Parties", im Oktober in Ankara, gesammelt, wo die Vereinbarungen konkretisiert werden.
"Die wichtigste Konvention"
Gerade Afrika sei von Trockenheit und der Desertifikation sehr betroffen, sagt Kauna Schroeder. Daraus resutliere Hunger und Armut. "Wir brauchen die Erde unbedingt für die Ernährungssicherheit". erklärt sie weiter. Für sie ist die UNCDD-Konvention, die wichtigste von allen. Denn "ohne Erde oder Land müssten wir erst gar nicht von Klimawandel oder Biodiversität sprechen. Das würde es dann gar nicht geben!" betont sie.
Und auch wenn bei dem Arbeitstreffen in Bonn noch keine konkreten Vereinbarungen getroffen wurden, ist sie zufrieden mit der Sitzung. Denn für die regionalen Gruppen sei eine Gelegenheit wichtig, sich abzustimmen, bevor es in die großen Verhandlungen geht. "Die Vorgehensweise erscheint mir mittlerweile sehr richtig, um bessere Ergebnisse zu erzielen und unsere Forderungen durchzubringen", betont Schroeder. "So gehen wir mit konkreten Zielen in die nächste Sitzung. Das ist wichtig!"