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Reise

Die Wartburg - Schauplatz der Reformationsgeschichte

28. Oktober 2016

Eintausend Jahre alt und UNESCO Welterbe - die Wartburg in Thüringen ist mit vielen historischen Ereignissen verbunden. Die berühmteste aller Geschichten dreht sich um einen Tintenfleck und geht auf Martin Luther zurück.

Deutschland Blick auf die Ostseite der Wartburg
Die Wartburg bei Eisenach in Thüringen wurde 1999 von der UNESCO zum "Welterbe der Mensch­heit“ erklärtBild: picture-alliance/Chromorange/ M. Wirth

Der Reformator musste 1521/22 ein knappes Jahr auf der Wartburg verbringen. Unfreiwillig, doch äußerst produktiv. Vier Jahre war es her, dass er seine Thesen zur Reformation der katholischen Kirche veröffentlicht hatte. Die waren so radikal, dass der Reichstag in Worms Luther 1521 als "vogelfrei" erklärte. Das hieß, jedermann durfte den Reformator umbringen ohne dafür bestraft zu werden. Um das zu verhindern, ließ ihn sein Landesvater - Friedrich der Weise, Kurfürst von Sachsen - auf der Rückreise von Worms nach Wittenberg zum Schein entführen. Die Täuschung gelang. Die Deutschen wähnten den Reformator tot.  

Refugium Wartburg

Der Totgesagte saß indes auf der Wartburg in Thüringen und nannte sich Junker Jörg. Er ließ sich eine Mönchs-Tonsur zuwachsen und einen Bart stehen. Nach Weihnachten begann Luther mit der Übersetzung des Neuen Testaments - vor allem aus dem griechischen Urtext - ins Deutsche. Das dauerte kein Vierteljahr, Anfang März war die Arbeit getan, Luther reiste nach Wittenberg ab. Seine erste deutsche Bibelausgabe erschien im Herbst 1522, das "Septembertestament".

Es war nicht die erste Bibelübersetzung, doch wohl die folgenreichste. Der Reformator schenkte den Deutschen wie nebenbei eine gemeinsame Sprache. Die Bibel wurde zur Fibel.

Schadhafter Putz in der Lutherstube: Tintenfass-Wurf oder Souvenirdiebe?Bild: picture-alliance/dpa/D. Kalker

Die Wartburg aber geriet in Vergessenheit. 1817, genau 300 Jahre nach Luthers legendärem Thesenanschlag, holten Studenten mit ihrem Treffen der Burschenschaften die Burg aus ihrem Dornröschenschlaf.

Sie wurde zur protestantischen Pilgerstätte, inzwischen sind es etwa 350.000 Besucher jährlich. Natürlich wollen sie auch den spätromanischen Palas aus dem 12. Jahrhundert sehen. Viele interessieren sich auch für Elisabeth, einstige Burgherrin und heutige Schutzheilige Thüringens. Und auch als Schauplatz von Tannhäusers sagenumwobenen Sängerkrieg findet der Ort seine Fans. Doch vor allem lockt es die Besucher in die Lutherstube. 

Kemenate der Heiligen ElisabethBild: picture-alliance/dpa/L. Avers

Teufel und Tintenfleck

Die ist karg eingerichtet: Kachelofen, Schreibtisch, ein Sessel und ein Hocker aus einem Walwirbel. Dazu ein Bild Luthers an der Wand und eine Bibel auf dem Tisch. Buch, Tisch und Sessel sind Repliken. Vom einstigen Tisch heißt es, Verehrer Luthers hätten ihn Span für Span abgetragen. Auch weil die Splitter gegen Zahnschmerzen helfen sollte. Irgendwann war vom Möbel nichts mehr übrig.

Zum Glück blieb die Wand, obwohl auch von ihr kleine Stücke des Putzes in die Taschen der Touristen wanderten. Dort soll früher der berühmte Tintenfleck gewesen sein. Hinter dem Kachelofen habe der Teufel gehockt, so die Legende, und Luther habe nach ihm mit seinem Tintenfass geworfen. Obwohl die Forschung seit Jahren hartnäckig sagt, dass es für diese Geschichte keinerlei Belege gibt, fragen die Besucher immer wieder nach dem Tintenfleck.

Festsaal der WartburgBild: picture-alliance/dpa

Reformationsjubiläum 2017

Schon jetzt ist die Wartburg der meistbesuchte Ort der Reformationsgeschichte weltweit, heißt es bei der Träger-Stiftung der Wartburg selbstbewusst. Im nächsten Jahr, zum 500. Reformationsjubiläum, wird der Andrang noch größer werden:  Am 4. Mai öffnet auf der Wartburg die große Nationale Jubiläumsausstellung "Luther und die Deutschen".

Dirk Löhr (epd)